Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
war, dass der Preis schnell steigen würde. »Was passiert denn mit den Anteilen, die wir zu 18 Dollar verkaufen?«, fragte Jobs die Banker. »Gehen die etwa nicht an Ihre guten Kunden? Und wie können Sie mir dann eine Gebühr von sieben Prozent berechnen?« Hambrecht sah ein, dass dieses System inhärent ungerecht war und erarbeitete das Konzept einer Rückwärtsauktionzur Preisbestimmung bei Aktien vor einer Erstemission.
Apple ging am Morgen des 12. Dezember 1980 an die Börse. Die Banker hatten den Anteilspreis inzwischen auf 22 Dollar pro Aktie erhöht. Jobs war gerade rechtzeitig bei Hambrecht and Quist eingetroffen, um die Eröffnung des Handels mitzubekommen. Er war jetzt 25 Jahre alt und hatte ein Vermögen von 256 Millionen Dollar.
Baby You’re a Rich Man
Bevor er reich war und auch danach – im Grunde ein ganzes Leben, das Armut wie auch Milliardenvermögen bereithielt, hindurch –, hatte Steve Jobs eine sehr ambivalente Einstellung zu Geld. Einerseits war er ein antimaterialistischer Hippie, der aber andererseits an der Erfindung eines Freundes verdiente, der diese ursprünglich verschenken wollte. Und er war ein Zen-Anhänger, der nach Indien pilgerte, dann aber entschied, dass er zum Geschäftsmann berufen sei. Irgendwie verzahnten sich diese Haltungen allerdings eher, als dass sie miteinander kollidierten.
Für einige materielle Dinge hatte er sehr viel übrig, besonders für gut gemachte und sorgfältig hergestellte: Autos von Porsche und Mercedes, Henckel-Messer und Braun-Haushaltsgeräte, BMW-Motorräder und Ansel-Adams-Drucke, Bösendorfer-Flügel und Stereoanlagen von Bang & Olufsen. Seine Häuser hingegen blieben, so reich er auch wurde, immer bescheiden und waren so einfach möbliert, dass sogar die asketische Shaker-Sekte noch etwas hätte lernen können. Weder damals noch später reiste er mit Gefolge, er beschäftigte nie persönliche Assistenten oder Leibwächter. Er legte sich einen schönen Wagen zu, fuhr aber immer selbst. Als Markkula ihm vorschlug, sie könnten gemeinsam einen Lear-Jet anschaffen, lehnte er ab (allerdings wollte er später von Apple eine eigene Gulfstream haben). Wie sein Vater verhandelte auch er hart mit den Zulieferern, achtete aber darauf, dass sein Profitstreben nie die Oberhand über seine Leidenschaft für gute Produkte gewann.
30 Jahre nach dem Apple-Börsengang schilderte er, was es für ihn bedeutete, zu Geld zu kommen:
Ich machte mir nie Sorgen um Geld. Ich bin in einer Mittelklassefamilie aufgewachsen, also musste ich nie befürchten, zu verhungern. Und bei Atari hatte ich gemerkt, dass ich ein ganz passabler Ingenieur bin, also würde ich mir immer meinen Lebensunterhalt verdienen können. Auf dem College und in Indien habe ich in selbst gewählter Armut gelebt, und auch als ich arbeiten ging, blieb mein Lebensstil ziemlich einfach. Ich war also zuerst vergleichsweise arm, was wunderbar war, weil ich keine Geldsorgen hatte, und dann war ich unglaublich reich und hatte auch keine Geldsorgen.
Ich habe bei vielen Apple-Angestellten, die zu Geld kamen, gesehen, dass sie sich plötzlich verpflichtet fühlten, ihren Lebensstil zu ändern. Sie kauften sich einen Rolls-Royce und ein paar Häuser, jedes mit einem Hausverwalter, und dann stellten sie noch jemanden ein, der die Verwalter beaufsichtigte. Ihre Frauen leisteten sich Schönheitsoperationen und sahen auf einmal ganz bizarr aus. So wollte ich nicht leben. Ich schwor mir, vom Reichtum nicht mein Leben ruinieren zu lassen.
Jobs war kein großer Menschenfreund. Er gründete zwar eine wohltätige Stiftung, aber bald darauf empfand er den Umgang mit dem eigens dafür angestellten Leiter als lästig, da dieser beständig neue Methoden der Wohltätigkeit ausprobieren wollte, um »wirkungsvoll« zu spenden. Jobs entwickelte eine Verachtung für Leute, die ihre Philanthropie zur Schau stellten oder glaubten, sie neu erfinden zu können. Schon vorher hatte er ohne Aufhebens einen Scheck über 5000 Dollar als Starthilfe an Larry Brilliants Seva Foundation, die armutsbedingte Krankheiten bekämpfte, geschickt und sich sogar zum Mitglied des Board wählen lassen. Bei einer Sitzung geriet er allerdings in ein Wortgefecht mit einem berühmten Arzt, der ebenfalls Mitglied des Board war, als er forderte, Regis McKenna für Spendensammlung und Werbung zu engagieren. Der Streit endete damit, dass Jobs weinend auf dem Parkplatz stand. Er und Brilliant versöhnten sich zwar schon am nächsten Abend wieder, hinter
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