Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
waren wir auf der anderen Seite der Erdkugel und man erkannte Steve nicht nur, sondern kicherte über ihn als wäre er ein Rockstar. Ich war mir nicht sicher, wie er reagieren würde und sah daher genau hin. Wenn er darüber verärgert war und es als Einbruch in seinen starken Sinn von Privatsphäre erlebte, zeigte er es jedenfalls nicht. Tatsächlich hatte ich das deutliche Gefühl, dass er insgeheim von der Sache angetan war, auch wenn ich wusste, dass er das niemals zugeben würde (und ich wusste, dass es ihn nicht freuen würde, wenn ich ihn danach fragte).
Als ich in meinem Zimmer ankam, erlebte ich eine Überraschung. Da man mich im Voraus gefragt hatte, was für eine Art von Zimmer ich wollte und ich mich für die Art von Reisendem hielt, der immer an der örtlichen Kultur interessiert ist, hatte ich mich für »traditionell japanisch« entschieden. Mein Zimmer hatte kein Bett, sondern nur eine Matte auf dem Fußboden. Ich stand es durch, aber ich habe schon besser geschlafen.
Kulturelle Unterschiede
Am nächsten Morgen wurde unsere Gruppe von einer Limousine abgeholt und ins Hauptquartier von Canon gebracht, wo wir um zehn Uhr ankamen. In einem Konferenzzimmer wurden uns Tee, Kaffee und Süßigkeiten serviert. Jeder war Steve gegenüber respektvoll und wieder wurde er wie ein Rockstar behandelt, jedoch auf andere Art als von den Mädchen am Abend zuvor.
Der Chairman of the Board und der CEO von Canon kamen dazu und wurden uns auf recht zeremonielle und formelle Art vorgestellt. Nachdem der Chairman gegangen war, setzten wir uns mit dem CEO und einem halben Dutzend anderer hin, um die geschäftlichen Diskussionen zu beginnen, wobei Steve erklärte, was wir tun wollten. Er war etwas ungeduldig, weil er alle ein, zwei Sätze auf den Dolmetscher warten musste.
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass es ein größeres kulturelles Problem als das Übersetzen gab. Die Japaner reagierten nicht; in der Tat sah es fast so aus, als ob sie eingeschlafen wären – sie saßen da, mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. Steve wurde langsam frustriert und warf mir verärgerte Blicke zu. Wir waren den ganzen Weg gekommen und er ließ sie einschlafen?!
Glücklicherweise hatte ich während des Fluges eine Broschüre gelesen, die von Air Japan für Ausländer geschrieben worden war und in der erklärt wurde, dass Japaner manchmal bei einem geschäftlichen Treffen die Augen schließen, um zu vermeiden, von visuellen Reizen abgelenkt zu werden und sich so nur auf die Essenz der Worte konzentrieren. Ich flüsterte ihm das zu und er schenkte mir ein verstehendes, dankbares Lächeln und tauchte wieder in die Verhandlungen ein.
Das Mittagessen zeigte, dass die Canon -Leute keine Kosten und Mühen gescheut hatten, um Steve eine Freude zu machen. Sie hatten rausgekriegt, was er gern aß und servierten uns eine üppige Mahlzeit in einem der führenden Sushi-Restaurants. Das Protokoll machte es offenbar erforderlich, beim Essen die geschäftlichen Fragen bei Seite zu lassen und über persönliche Angelegenheiten zu sprechen. Steve wollte jedoch die ganze Zeit nur übers Geschäft sprechen und tat das auch.
Die Gespräche am Nachmittag, die wir mit dem Präsidenten von Canon , dem Chef der Entwicklungsabteilung und einem Rechtsanwalt führten, förderten einige Streitfragen zu Tage. Zum einen hörten sie nicht gern, dass die Apple -Technologie geschützt war und wir deshalb unsere Chips nicht an sie liefern würden, um sie dort in die Drucker einbauen zu lassen. Stattdessen sollten sie das Innenleben der Geräte in die USA schicken, wo man die Apple -Chips in einem Apple -Werk installieren würde, um dann das Ganze in ein von Apple entwickelte Gehäuse einzubauen.
Der Präsident hatte damit Schwierigkeiten, aber nach einiger Jobs’scher Überzeugungsarbeit gab er nach.
Es folgte die Diskussion, von der Steve zu Recht angenommen hatte, dass sie der Knackpunkt unseres Besuchs werden würde. Das Gehäuse sollte das Apple -Logo tragen, der Name Canon würde nicht auftauchen. Steve sollte Recht behalten: Das stellte sich als riesiger Diskussionspunkt heraus. Es ging wohl eine volle Stunde lang zwischen den Canon -Leuten und ihm hin und her.
Für Canon war das eine große Sache; sie sahen die Verbindung mit Apple , dem Unternehmen, das man in Japan so respektierte und bewunderte, als etwas, was Canon Ehre bringen und so seinen Ruf und Umsatz erhöhen würde. Steve machte Zugeständnisse: Sie durften Spots zeigen, in denen
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