Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
keinen einzigen Aspekt des Designs oder der Technologie mitbekam. Also wendete er das Konzept der Isolation bis zum Äußersten an: Jedes Team, das an einem Aspekt des iPhones arbeitete, wurde von den anderen abgeschottet.
Das klingt übertrieben, es klingt nicht praktikabel, aber er machte es so. Die Leute, die an den Antennen arbeiteten, wussten nicht, wie das Design des Gehäuses aussah. Die Leute, die an den Materialien arbeiteten, die für den Bildschirm und das Gehäuse verwendet werden würden, hatten keinen Zugang zu irgendwelchen Softwaredetails, der Benutzeroberfläche, der Bildschirmsymbole und so weiter. Du wusstest nur, was du wissen musstest, um dein eigenes Stück hinzukriegen.
Als die Weihnachtssaison 2005 kam, sahen sich die Mitglieder des Teams, das am iPhone arbeitete, der Herausforderung ihrer Karriere gegenüber. Das Produkt war nicht mal ansatzweise fertig, aber Steve hatte bereits einen Zieltermin für den Verkaufsstart festgelegt und der war lediglich vier Monate entfernt. Jeder war so übermüdet, so gestresst, dass Zorn hochkochte und man hörte, dass Beleidigungen die Gänge hinunter geschrien wurden. Die Leute brachen unter dem Druck zusammen, kündigten, gingen nach Hause und holten Schlaf nach, stolperten ein paar Tage später wieder ins Büro und machten weiter, wo sie aufgehört hatten.
Als die Zeit knapp wurde, verlangte Steve eine vollständige Demo. Sie lief nicht gut. Der Prototyp funktionierte einfach nicht. Die Anrufe rissen ab, die Batterie ließ sich nicht richtig aufladen und die Anwendungen waren so fehlerhaft, dass man sie höchstens als halbfertig bezeichnen konnte. Steves Reaktion war gemäßigt und ruhig. Das Team war, es gewöhnt, dass er auch kräftig Dampf ablassen konnte, aber diesmal geschah das nicht. Sie wussten, dass sie ihn im Stich gelassen und seine Erwartungen nicht erfüllt hatten. Sie gingen mit dem Gefühl, dass sie eine Explosion verdient hatten, die nicht gekommen war, und das schien es irgendwie nur noch schlimmer zu machen. Sie wussten, was sie zu tun hatten.
Nur ein paar Wochen später, die Macworld stand kurz bevor und die geplante Einführung des iPhones war auch nur noch ein paar Wochen entfernt, schwirrten Gerüchte über ein geheimes neues Produkt durch die Blogosphäre und das Internet. Steve flog nach Las Vegas, um einen Prototyp bei AT&T Wireless zu demonstrieren, Apples neuem Partner für das iPhone, nachdem Cingular von dem Telefon-Giganten gekauft worden war.
Wie durch ein Wunder war er in der Lage, dem Team von AT&T ein schickes, wunderbar funktionierendes iPhone mit strahlendem Glasbildschirm und einer ganzen Schar von attraktiven Anwendungen zu zeigen. Das war mehr als nur ein Telefon, und damit exakt das, was er versprochen hatte: Das Äquivalent eines Computers, der in die Handfläche passte. Steve erzählte später, dass eines der Führungsmitglieder von AT&T, Ralph de la Vega, es als das »beste Gerät, das ich je gesehen habe« pries.
Der Deal, den Steve mit AT&T ausgehandelt hatte, machte einige von deren Managern nervös. Er hatte sie dahin geprügelt, mehrere Millionen dafür auszugeben, »Visual Voicemail« zu entwickeln. Er forderte, dass sie den ärgerlich umständlichen Prozess, den ein Kunde durchlaufen musste, um sich für den Service und ein Telefon anzumelden, komplett neu aus dem Boden stampften. Und die Umsatzverteilung war sogar noch risikoreicher. AT&T sollte jedes Mal, wenn ein Kunde einen zweijährigen iPhone-Vertrag unterschrieb, zweihundert Dollar plus zehn Dollar pro Monat für jeden iPhoneKunden in die Schatzkammern von Apple tragen.
Es war die Standardprozedur in der Handy-Industrie, dass jedes Handy nicht nur den Namen des Herstellers trug, sondern auch den des Service-Providers. Wie Schon Jahre zuvor beim LaserWriter und Canon wollte Steve davon nichts wissen: Das AT&T-Logo wurde vom iPhone-Design verbannt. Das Unternehmen, ein hundert Pfund schwerer Gorilla der Handy-Industrie, hatte daran hart zu schlucken, hatte aber, so wie Canon , schließlich zugestimmt.
Das war alles nicht so einseitig, wie es sich anhören mag, wenn man bedenkt, dass Steve bereit war, AT&T den Riegel zum iPhone-Markt zu geben, nämlich das Exklusivrecht auf den Verkauf des Apple -Telefons für fünf Jahre, bis Ende 2010.
Es ist dennoch wahrscheinlich, dass Köpfe gerollt wären, hätte sich das iPhone als Flop herausgestellt: Die Kosten für AT&T wären enorm gewesen, groß genug, dass einige kreative Erklärungen an die
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