Stevens, Chevy
fernzuhalten. Ich muss noch ein paar Nachforschungen
anstellen, aber morgen müsste ich alle Infos haben, und ich werde dich wissen
lassen, wie wir weiter vorgehen. Wenn du irgendetwas herausfindest oder dich
an etwas erinnerst, das uns weiterhelfen könnte, ruf mich sofort an. Und du
kannst auch anrufen, wenn du nur reden musst.«
Seine
Stimme klang bereits leicht verwaschen, und ich wusste, dass er bald
einschlafen würde, also sagte ich: »Ich muss gehen. Emma ist zu Hause.«
»Ich fände
es schön, wenn du bleiben würdest.«
»Danke,
aber ich kann sie nicht die ganze Nacht allein lassen.« In Wahrheit traute ich
mir nicht zu, die ganze Nacht ruhig neben ihm zu liegen, mit dem Bettzeug um
uns geschlungen - und am nächsten Morgen zu erklären, was ich im Schrank zu
suchen hatte, könnte schwierig werden.
»Die
Vorstellung, dass du so spät noch allein übers Land fährst, gefällt mir gar
nicht.«
»Ich habe
es schließlich auch hierher geschafft.«
Im
dämmrigen Zimmer hob er eine Augenbraue. Ich schmiegte mein Gesicht in die
warme Mulde zwischen seiner Schulter und seinem Hals und sagte: »Ich dusche
noch schnell, okay?«
Nachdem
ich geduscht hatte, wobei ich versuchte, nicht an das zu denken, was ich gerade
getan hatte, ging ich auf Zehenspitzen an seiner schlafenden Gestalt vorbei und
schlüpfte aus dem Zimmer. Auf der Fahrt nach Hause waren die Straßen leer, und
ich war ganz in meiner eigenen kleinen Welt. Wenn ich Emma bei mir gehabt
hätte, hätte ich ewig weiterfahren können.
Meine
Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch mit Gary, und ich wünschte, ich hätte
ihm nicht erzählt, was Mom über Luke und Christina gehört hatte. Cops suchen
überall nach verborgenen Motiven. Nicht dass ich es besser machte, aber ich
wusste, dass die beiden mir niemals weh tun würden. Trotzdem hatte ich das Gefühl,
mir müsste etwas auffallen, was ich nicht sah. In Gedanken ging ich alle mir
bekannten Fakten noch einmal durch, aber ich kam nicht drauf, welches das
fehlende Puzzlestück war.
Es wurde
eine lange Nacht. Ich schlief im Schrank, aber ich wälzte mich herum und wachte
früh am Morgen auf. Groggy saß ich mit dem schnurlosen Telefon neben mir auf
der hinteren Veranda und wartete darauf, dass Gary anrief und mir erzählte, was
er herausgefunden hatte.
Ich hatte
vergessen, dass Luke vorbeikommen wollte, um mir ein paar Rezepte und Bücher zu
bringen, die er mir leihen wollte, deshalb war ich überrascht, als ich seinen
Truck hörte. Als ich hinausschaute und ihn erkannte, verwandelten sich meine
Beine in Gummi. Ich riss mich zusammen und öffnete die Tür. Er versuchte mich
zu umarmen, aber ich erwiderte die Umarmung kaum.
»Alles in
Ordnung?«, fragte er.
»Sorry,
ich bin nur müde - habe letzte Nacht nicht gut geschlafen.« Ich wollte
unbekümmert klingen, aber die Anspannung in meiner Stimme war nicht zu
überhören. Ich wich seinem Blick aus.
»Hast du
schon mehr über den Kerl erfahren, dessen Bild du identifiziert hast?«
Ich
murmelte etwas davon, dass Gary an der Sache dran sei. Dann ließ ich eines der
Bücher fallen, das er mitgebracht hatte, und als mich bückte, um es aufzuheben,
stießen wir beinahe mit den Köpfen zusammen. Als ich zurückzuckte, blickte er
mich fragend an, also bot ich ihm rasch eine Tasse Tee an. Ich betete, dass er
seinen schnell austrinken würde und schüttete meinen herunter.
Noch nie
habe ich mich so heuchlerisch gefühlt wie in diesem Moment. Wir sprachen über
unsere Hunde und seine Arbeit, während ich auf das Klingeln des Telefons wartete
und mich fragte, was ich tun sollte, wenn Gary anrief, während Luke noch hier
war.
Unsere
Unterhaltung war von Pausen durchlöchert, und er rührte seinen Tee kaum an, bis
er sagte, er müsse gehen. Als er mich an der Tür erneut umarmte, zwang ich
mich, ihn ebenfalls zu drücken, und fragte mich, ob er wohl meine Schuldgefühle
durch die Haut spürte.
»Annie,
bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
Ich wollte
alles bekennen. Ich konnte nichts zugeben.
»Ich bin
einfach nur total kaputt.«
»Dann ruh
dich mal gut aus, okay? Befehl vom Doktor.« Er lächelte.
Ich zwang
mich, das Lächeln zu erwidern. »Yes, Sir.«
Nachdem er
gegangen war, wusste ich, dass ich ihm niemals würde erzählen können, was
zwischen Gary und mir geschehen war. Ich wusste auch, dass ich jetzt niemals
wieder zu ihm zurückkehren könnte. Luke gehörte der Frau, die entführt worden
war, nicht derjenigen, die nach Hause gekommen
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