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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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Manche hatten aufgegeben
und saßen in ihren Käfigen und starrten die Wand an, wenn potentielle neue
Besitzer hereinkamen.
    Einer der
Hunde, Bubbles, ein hässliches kleines Ding mit einer Hautkrankheit, war
jahrelang da, doch sobald jemand Neues hereinkam, hüpfte er im Käfig herum, als
sei er das schönste Tier der Welt. Immer voller Hoffnung. Ich wollte ihn mit
nach Hause nehmen, aber ich lebte damals in einer Wohnung. Schließlich musste
ich wegen der Arbeit dort aufhören, so dass ich nie erfahren habe, ob jemand
ihn adoptiert hat. Jetzt war ich der dumme Hund und wartete darauf, dass mich
endlich jemand nach Hause holte. Ich hoffte, dass sie Bubbles eingeschläfert
hatten, bevor er begriff, dass niemals jemand für ihn kommen würde.
     
    8. Sitzung
     
    Auf dem
Heimweg nach der letzten Sitzung habe ich angehalten, um zu tanken, und an der
Kasse standen Regale voller Süßigkeiten. Auf dem Berg durfte ich so etwas nie
essen. Ich habe lange so viele Dinge vermisst, alberne kleine Alltäglichkeiten,
aber im Laufe der Zeit habe ich aufgehört, sie zu vermissen, weil ich mich
nicht mehr daran erinnern konnte, was mir gefiel. Ich stand da, sah auf den
Süßkram, ich erinnerte mich, dass ich ihn mochte, und Wut
kochte in mir hoch.
    Das
Mädchen hinter der Kasse fragte: »Darf es sonst noch etwas sein?« Und ich hörte
mich selbst sagen: »Ja«, und dann schaufelte ich die Süßigkeiten tütenweise aus
den Regalen - saure Drops, Weingummis, Geleebananen, einfach alles. Hinter mir
standen Leute und beobachteten die Verrückte, die Süßigkeiten zusammenraffte,
als sei Halloween, aber ich scherte mich nicht darum.
    Im Auto
riss ich die kleinen Tüten auf und begann mir den Mund mit Süßigkeiten
vollzustopfen. Ich weinte - ich wusste nicht, warum, und es war mir auch egal -
und aß so viel davon, dass ich zu Hause erst einmal kotzen musste und meine
Zunge ganz wund war. Aber ich aß noch mehr - eine ganze Menge mehr - und
schlang es herunter, als hätte ich Angst, dass irgendwer mir das jeden
Augenblick verbieten könnte. Ich wollte das Mädchen sein, das Süßigkeiten so
sehr geliebt hat, Doc. So sehr.
    Ich saß an
meinem Küchentisch - Verpackungen und leere Tüten um mich herum - und konnte
nicht aufhören zu weinen. Vom ganzen Zucker hatte ich Kopfschmerzen bekommen.
Ich übergab mich noch einmal. Ich weinte, weil die Süßigkeiten nicht so
schmeckten, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nichts schmeckt
mehr so, wie ich es in Erinnerung habe.
     
    Der Psycho
hat mir nie erzählt, warum er zurück nach Clayton Falls gefahren ist oder was
er dort sonst noch gemacht hat, außer meinen sogenannten Liebsten
hinterherzuspionieren, aber am ersten Abend nach seiner Rückkehr war er
ausnehmend gut gelaunt. Nichts verleiht einem Irren einen größeren Kick, als
einer Frau zu erzählen, dass niemand sich einen Dreck um sie schert. Während er
das Abendessen zubereitete, pfiff er und tanzte in der Küche herum, als träte
er in einer Kochsendung auf.
    Wenn ich
ihn anfunkelte, lächelte er nur und machte eine Verbeugung.
     
    Wenn er
für den Weg nach Clayton Falls und zurück fünf Tage gebraucht hatte, konnte ich
nicht so weit entfernt oder so hoch im Norden sein, es sei denn, er hätte den
Van irgendwo abgestellt und wäre geflogen. Wie auch immer, nichts davon schien
noch eine Rolle zu spielen. Ob ich fünf oder fünfhundert Meilen von zu Hause
entfernt war, die Distanz war unüberbrückbar. Wenn ich an mein Haus dachte,
das ich so sehr geliebt hatte, an meine Freunde und Familie, an Suchtrupps, die
nicht länger suchten, spürte ich nur eine gewaltige Müdigkeit, die mich wie ein
riesiges Betttuch einzuhüllen schien und nach unten zog. Schlafen.
Einfach alles verschlafen.
     
    Ich hätte
ewig so empfinden können, aber zwei Wochen nachdem der Psycho nach Hause
gekommen war, etwa Mitte Februar, als ich ungefähr im fünften Monat sein
musste, spürte ich, wie das Baby sich bewegte. Das war ein absolut merkwürdiges
Gefühl, als hätte ich einen Schmetterling verschluckt, und in diesem
Augenblick hörte das Baby auf, ein Dämon zu sein, hörte auf, seins zu sein.
Es gehörte mir, und ich musste es nicht teilen.
    Danach
gefiel es mir, schwanger zu sein. Jede Woche, während ich in die Breite ging
und immer runder wurde, staunte ich darüber, dass ein neues Leben in meinem
Körper heranwuchs. Ich fühlte mich innerlich nicht länger tot, ich war
lebendig.
    Selbst die
neuerwachte Besessenheit des Psychos von meinem Körper

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