Stevens, Chevy
das ich
mich verliebt hatte, kaum dass ich die großartigen bleiverglasten Fenster, drei
Meter hohen Decken und die Original-Hartholzböden gesehen hatte. Würde Mom so
etwas fertigbringen? Sie hatte das Haus nie gemocht, fand es alt und zugig.
Hatte Wayne ihr geholfen, das Zu-verkaufen-Schild im Vorgarten aufzustellen?
Wahrscheinlich war er froh, die besserwisserische Stieftochter los zu sein.
»Wie hast
du es herausgefunden?«
»Das
spielt keine Rolle, die Hauptsache ist, dass ich mir die Mühe mache, dir davon
zu erzählen. Ich habe noch etwas erfahren, als ich dort war.« Er machte eine
Pause. Ich wusste, dass er auf mein Stichwort wartete, und wollte ihm nicht in
die Hände spielen. Aber ich musste es wissen, was bedeutete, dass ich fragen
musste.
»Was
denn?« Wie wirst du mir als Nächstes weh tun, du Bastard?
»Etwas
sehr Interessantes über Luke ...«
Dieses Mal
zwang ich mich, den Mund zu halten. Nach ein paar Augenblicken gab er nach.
»Es sieht
fast so aus, als sei er es leid, auf dich zu warten. «
»Ich
glaube dir nicht. Luke liebt mich ...«
»Nun, ich
habe ihn gesehen, wie er mit einer hübschen blonden Frau im Arm spazieren ging.
Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ich glaube
nicht, dass er ihr erzählt hat, wie sehr er dich liebt,
Annie.«
»Du lügst,
er würde nie ...«
»Was würde
er nicht? Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du dich nie
gefragt hast, ob der süße Luke nicht zu gut ist, um wahr zu sein? Er ist schwach, Annie.«
In meinem
Kopf drehte sich alles, und ich starrte auf die gegenüberliegende Wand.
Der Psycho
nickte. »Aber jetzt siehst du langsam ein, wovor ich dich gerettet habe.«
War es
möglich, dass Luke bereits eine andere hatte? Da war diese eine blonde
Kellnerin, ich hatte ihren Namen vergessen, aber ich glaubte, dass sie total
in ihn verknallt war. Er hatte gesagt, ich würde Unsinn reden.
Am Tag,
bevor ich entführt wurde, hatte Luke nicht besonders begeistert geklungen, als
ich ihn für den nächsten Abend zum Dinner einlud. Er war im Restaurant, und ich
hatte angenommen, dass er beschäftigt sei - und vielleicht dachte, dass ich
ohnehin wieder absagen würde. Hatte es damals schon eine andere Frau gegeben?
Nein, das konnte nicht sein. Luke hatte mir nie gesagt, dass er unglücklich
sei, und ihm fehlte jedes Talent zum Schwindeln.
Der Psycho
drehte mein Kinn, so dass ich gezwungen war, ihm in die Augen zu blicken. »Ich
bin der Einzige, den du noch hast, Annie.«
Er log.
Das alles war nur sein neuester, bester Zug in diesem kranken Spiel. Nichts
liebte er so sehr, wie mich fertigzumachen. Andere Menschen machten sich
Sorgen um mich, viele Menschen. Ich war vielleicht nicht die perfekte Freundin,
besonders kurz bevor ich entführt worden war, aber Luke würde mich niemals so
einfach ersetzen. Und Christina liebte mich - sie war schon immer meine beste
Freundin gewesen, ich wusste, dass sie mich nicht vergessen würde. Mom und ich
waren vielleicht nicht gerade auf einer Welle - Daisy und sie sind immer besser
miteinander ausgekommen -, aber sie würde am Boden zerstört sein, weil ich
vermisst wurde. Dass sie mein Haus verkaufte, bedeutete gar nichts, wenn es
denn überhaupt stimmte. Vermutlich brauchte sie das Geld für die ausgesetzte
Belohnung.
Aber was,
wenn der Psycho nicht log? Was, wenn sie tatsächlich nicht mehr nach mir
suchten? Was, wenn einfach alle wie gewohnt weitermachten? Luke hatte
vielleicht eine neue Freundin, eine, die nicht die ganze Zeit arbeitete. Mom
unterzeichnete womöglich in diesem Moment den Kaufvertrag, und Emma konnte
mich inzwischen vergessen haben. Jeder lebte sein Leben weiter, und ich war für
immer mit einem verrückten, sadistischen Vergewaltiger eingesperrt.
Was der
Psycho sagte, klang so folgerichtig, und was konnte ich schon dagegenhalten?
Schließlich war ich immer noch nicht gefunden worden, oder? Ich wollte mit ihm
streiten und ihn davon überzeugen, dass andere Menschen mich liebten, aber als
ich den Mund öffnete, kam kein Ton über meine Lippen. Stattdessen musste ich an
das Hundeheim denken.
Früher
habe ich dort ausgeholfen - hauptsächlich die Zwinger gereinigt und die Hunde
ausgeführt. Manche Hunde waren gequält worden und bissen jeden, der sich in
ihre Nähe wagte. Andere wiederum zeigten keinerlei Zuneigung und nahmen auch
keine an, egal, in welcher Form, und wieder andere wurden unterwürfig und
fingen an zu pinkeln, sobald man auch nur die Stimme hob.
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