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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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ließ ich fallen und desto mehr verkrampften sich meine Beine. Das
kleinste Geräusch ließ mich hochschrecken, und sobald er eine schnelle
Bewegung machte, dröhnte mein Blut in den Adern, und ich brach in Schweiß aus.
    Am
nächsten Tag packte er eine kleine Tasche mit ein paar Sachen zum Wechseln und
verschwand, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wohin er ging. Meine
Erleichterung wich schnell dem Entsetzen, er könnte am Ende genug von uns
bekommen haben und würde nie wieder zurückkommen. Mit bebenden Fingern
durchsuchte ich die Hütte von oben bis unten, aber es gab keinen Weg hinaus. Am
nächsten Tag war er wieder da, und ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich
mein Kind aus dieser Hölle herausbringen sollte.
     
    Wo immer
er gewesen war, er hatte irgendwelche Krankheitserreger mitgebracht, und bald
fing er an zu husten und zu niesen. Wie nicht anders zu erwarten, war er ein
anspruchsvoller Patient. Ich musste mich nicht nur um das Baby kümmern und
meinen Pflichten nachkommen, jetzt durfte ich ihm auch noch alle naselang die
Stirn abwischen, den Ofen in Gang halten und ihm heiße Decken aus dem
Wäschetrockner bringen - das war seine Idee, nicht meine -, während er schwach
im Bett lag. Ich betete, dass er eine Lungenentzündung bekäme und sterben
würde.
    Ich musste
ihm vorlesen, bis ich heiser war. Ich wünschte, ich hätte Poker mit ihm spielen
können, wie ich es mit meinem Stiefvater getan hatte. Wayne war nicht unbedingt
jemand, der einem die Stirn abtupfte, und das war mir auch ganz recht, aber als
ich krank war, brachte er mir Kartenspielen bei. Beim ersten Schniefen zückte
er einen Packen Spielkarten, und damit waren wir für Stunden beschäftigt. Ich
liebte das Gefühl der Karten in meiner Hand, die Zahlen, die Ordnung darin. Am
meisten liebte ich es aber zu gewinnen, und er musste mir immer schwerere
Spiele beibringen, damit er auch ab und zu mal gewann.
    Am zweiten
Tag wurden die Hustenanfälle des Psychos immer schlimmer, und ich hörte auf zu
lesen und fragte: »Hast du irgendwelche Medikamente?«
    Als hätte
ich gedroht, ihm auf der Stelle irgendetwas einzuflößen, packte er meinen Arm,
grub die Nägel hinein und sagte: »Nein! Keine Medikamente!«
    »Vielleicht
hilft es.«
    »Medikamente
sind Gift.« Die Hand an meinem Arm glühte vor
Fieber.
    »Vielleicht
solltest du in die Stadt fahren und einen Arzt...«
    »Ärzte
sind noch schlimmer als Medikamente! Ärzte haben meine Mutter umgebracht! Wenn
sie zugelassen hätte, dass nur ich mich um sie kümmere, hätte sie sich erholt,
aber die haben sie mit Gift vollgepumpt, und sie wurde immer kränker. Sie haben
sie umgebracht.« Trotz der verstopften Nase schwang
seine Verachtung in jeder Silbe mit.
    Nach ein
paar Tagen hörte er auf zu husten, aber jetzt begann das Baby nachts zu
schreien und wachte alle paar Stunden auf. Wenn ich sie anfasste, fühlte sie
sich warm an. Sobald sie aufwachte, versuchte ich sie zu trösten, aber einmal
war ich nicht schnell genug, und er warf ein Kissen nach ihrem Bettchen.
    Ein
anderes Mal ließ er mich nicht zu ihr, sondern sagte: »Lies weiter, sie will
nur Aufmerksamkeit.« Ich wollte mich um meine Tochter kümmern, und ich wollte
uns beide am Leben erhalten. Ich las weiter.
    Ihr
Wimmern wurde lauter. Er riss mir das Buch aus der Hand. »Bring sie zum
Schweigen, oder ich werde es tun.«
    Meine
Stimme war so ruhig, wie ich nur konnte, als ich sie aus dem Bett hob und
sagte: »Ich glaube, sie wird auch krank.«
    »Ihr geht
es gut. Du musst nur lernen, sie zu bändigen.« Er vergrub den Kopf unter dem
Kissen. Ich hatte das irrsinnige Verlangen, zu ihm zu gehen und mit meinem
ganzen Gewicht das Kissen nach unten zu drücken, doch als der Kopf wieder
auftauchte und er sagte: »Bring mir ein Glas frisches Wasser, und sorg diesmal
dafür, dass es kalt ist«, lächelte ich ihm freundlich zu, während in meinem
Inneren ein weiteres Stück von mir absprang und davonwehte.
     
    Am
nächsten Morgen wurde ich früher als üblich von ihrem Weinen wach. Ich nahm sie
hoch und lief mit ihr auf Zehenspitzen umher, aber es war zu spät. Der Psycho
sprang aus dem Bett und warf seine Klamotten über, während er mich anstarrte.
    »Es tut
mir leid, aber ich glaube, sie ist wirklich krank.«
    Er stürmte
nach draußen. Ich legte mich wieder ins Bett und wollte sie stillen. Das war
eine meiner Lieblingsbeschäftigungen mit ihr. Ich liebte es, wenn sie zu mir
aufschaute, während eine kleine Hand auf meiner Brust ruhte, wie ihr

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