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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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letzten Mal erzählt habe, obwohl das
dauernd wie ein Geier über allem schwebt - etwas anderes ist passiert. Ich habe
meinen Ex gesehen, im Supermarkt, als er gerade mit irgendeiner Frau Äpfel aussuchte
... Verdammt, die Art, wie er sie angelächelt hat, hat mich umgebracht. Und
wie sie dann den Kopf zurückgeworfen hat - in diesem enganliegenden weißen
Rollkragenpullover und den Designerjeans - und über irgendeine Bemerkung von
ihm gelacht hat...
    Ehe sie
mich entdecken konnten und Lukes schönes Lächeln einen mitleidigen Touch
bekommen hätte, habe ich mich hinter ein Regal geduckt. Ich habe meinen Korb
mitten im Laden stehen gelassen, bin mit gesenktem Kopf raus und in meinen
Wagen gesprungen, mein Herz raste schneller als bei einem Crack-Süchtigen.
Trotz meiner Verzweiflung, so schnell wie möglich von da wegzukommen, versuchte
ich, die Reifen nicht quietschen zu lassen, hielt hinter dem Laden an, weit
weg von den anderen Autos, legte den Kopf auf das Lenkrad und heulte mir die
Augen aus.
    Sie sollte
nicht dort sein. Er gehörte mir. Ich sollte die Frau sein, die mit ihm zusammen
Äpfel kauft. Schließlich fuhr ich nach Hause, aber ich konnte nicht aufhören zu
weinen, und ich hatte auch nichts eingekauft. An diesem Abend aß ich harten
Käse mit abgelaufenen Crackern, während ich mir ausmalte, wie sie sonntags
morgens im Bett schmusten oder wie er sie küsste und dabei die Finger in ihrem
wunderschönen Haar vergrub. Am Ende waren sie in meiner Vorstellung so gut
wie verlobt und dachten sich bereits Namen für ihre zukünftigen Kinder aus.
    In diesen
wenigen Sekunden hatte er so verflucht glücklich ausgesehen,
dabei wollte ich doch die einzige Frau sein, die ihn dazu brachte, auf diese
Weise zu lächeln. Ich brauche nur darüber zu reden und habe das Gefühl,
verrückt zu werden. Ich weiß, dass ich mir für ihn wünschen sollte, dass es
ihm gutgeht und all das - aber muss es ausgerechnet jemand wie sie sein? Miss
Perfekte Blondine, so sauber mit ihrem weißen Rollkragen, dass ich sie nur
anzuschauen brauchte, und schon kam ich mir dreckig vor. Früher habe ich auch
solche Klamotten getragen wie sie, früher wollte ich solche
Sachen tragen.
    Ich frage
mich, ob diese Frau, diese Fremde, alles über
mich weiß. Wahrscheinlich ist sie ein netter Mensch - ich kann mir nicht
vorstellen, dass er mit einer zusammen ist, die nicht nett ist.
Vielleicht tue ich ihr leid. O Gott, ich hoffe nicht. Das kriege ich allein
schon wunderbar hin.
     
    Nachdem
der Psycho die Ente umgebracht hatte, war es, als wäre ein Teil von mir
herausgerissen worden und hätte ein schwarzes Loch hinterlassen. Entsetzen
überkam mich und schien wie eine riesige Faust mein Herz und meine Eingeweide
zu umklammern. Wann immer ich während der nächsten Tage beobachtete, wie er
meine Tochter hochnahm, sie untersuchte oder auch nur an ihrem Korb
vorbeiging, drückte die Faust fester zu.
    Eines
Morgens greinte sie in ihrem Bett, und ich wollte sie gerade auf den Arm
nehmen, als er mir zuvorkam. Ein kleiner Schrei entwich dem Bündel in seinem
Arm. Sie war immer noch in ihre Decke gewickelt, als er sie hochriss. Er hielt
sein Gesicht ganz nah an ihres und sagte: »Hör auf.« Ich hielt den Atem an,
aber sie war ruhig, und er lächelte voller Stolz. Ich wusste, dass es die Bewegung
und nicht die Worte gewesen waren, die sie beruhigt hatten, aber ich war nicht
selbstmörderisch genug, um ihn über seinen Irrtum aufzuklären.
    »Sie
gehorcht gut«, sagte er. »Aber in diesem Alter sind ihre Gehirne die reinsten
Schwämme, die nur zu leicht von der Gesellschaft vergiftet werden können. Es
ist gut, dass sie hier ist. Hier wird sie wahre Werte lernen, Werte, die ich
ihr beibringen werde, aber vor allem wird sie Respekt lernen.«
    Wie zum
Teufel sollte ich darauf reagieren?
    »Manchmal
versuchen Kinder, die Grenzen auszutesten, und vielleicht versteht sie nicht,
was du ihr ... beibringen willst. Aber das bedeutet nicht, dass sie schlecht
ist oder dass sie dich nicht respektiert. So etwas machen Kinder eben.«
    »Nein, das
machen Kinder eben nicht - die Eltern lassen es ihnen durchgehen.«
    Das
Gespräch schien ihn nicht aufzuregen, also sagte ich: »Vielleicht ist es gar
nicht so schlecht, wenn ein Kind neugierig ist und die Autorität der
Erwachsenen auf die Probe stellt. Du hast mir erzählt, dass die Frauen, die du
vorher kanntest, immer schlechte Entscheidungen in Bezug auf Männer und ihre
Berufe getroffen haben, aber vielleicht haben sie nur

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