Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
hob Cher den Deckel an. Und stöhnte leise auf. »D reckige Hure. Was muss ich dafür tun?«
»I ch warte immer noch auf den Durchsuchungsbefehl für Icove juniors Haus.«
»S ie können von Glück reden, wenn Sie ihn überhaupt jemals bekommen. Sie sind im Begriff, mit Ihren spitzen Fingern einem Heiligen die Augen auszustechen, Dallas.« Cher lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, drehte sich ein wenig hin und her und streckte ihre – wie Eve überrascht entdeckte – beturnschuhten Füße aus. Ein Paar eleganter grauer Pumps stand in der Ecke des Büros. »M ein Boss will Ihnen den Wisch nicht geben. Er meint, er bräuchte deutlich mehr, bevor er irgendetwas unterschreibt.«
Eve nahm auf der Schreibtischkante Platz. »Ü berzeugen Sie ihn davon, dass das, was wir bisher haben, reicht. Der Sohn weiß irgendetwas, Reo. Und während Ihr Boss politische Spielchen spielt, statt sich gegenüber einem Richter hinter mich – und Mira als Profilerin – zu stellen, werden möglicherweise wichtige Beweismittel zerstört. Will die Staatsanwaltschaft etwa die Ermittlungen im Mord an einem Mann von Icoves Ansehen und Status behindern?«
»N ein. Aber genauso wenig will sie Scheiße in das Grab von einem Typen schaufeln, der ein derartiges Ansehen genossen hat.«
»B esorgen Sie mir den Durchsuchungsbefehl, Reo. Wenn ich die Dinge finde, die ich suche, wird das eine Riesenstory. Und ich werde sicher nicht vergessen, wer mir bei der Suche geholfen hat.«
»U nd wenn Sie nicht fündig werden? Dann wird ebenfalls bestimmt niemand vergessen, dass die Sache mit meiner Hilfe vermasselt worden ist.«
»I ch werde etwas finden.« Eve stieß sich von Reos Schreibtisch ab. »U nd wenn Sie mir schon nicht vertrauen, vertrauen Sie den Brownies, ja?«
Reo atmete hörbar aus. »E s wird ein bisschen dauern. Denn wenn es mir überhaupt gelingt, meinen Boss zu überzeugen – was bestimmt nicht einfach wird –, haben wir deshalb noch lange keinen Richter überzeugt.«
»A lso fangen Sie am besten sofort an.«
Als sie dieses Mal nach Hause kam, war Roarkes Butler dort, wo sie ihn schon am Vorabend erwartet hatte. Er lauerte wie ein pflaumengesichtiger Gargoyle im Foyer.
Sie beschloss, ihn zuerst schießen zu lassen. Es war ihr einfach lieber zurückschießen zu können, weil sie dann meistens das letzte Wort behielt.
Während sie einander beäugten, zog sie ihren Mantel aus. Und kam zu dem Ergebnis, dass er es bestimmt noch schlimmer fand, wenn sie statt ihrer normalen Jacke ein derartiges Prachtstück achtlos über den Treppenpfosten warf.
»L ieutenant. Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit?«
Sie runzelte die Stirn. Das sollte er nicht sagen, zumindest nicht in diesem höflichen, bescheidenen Ton. »W ofür?«
»E s geht um Wilfred Icove.«
»W as ist mit ihm?«
Summerset, ein dürrer Stock von einem Mann in einem steifen, schwarzen Anzug, sah sie reglos aus seinen dunklen Augen an. Sein für gewöhnlich grimmiges Gesicht sah noch angespannter aus als sonst. »I ch würde Ihnen gerne meine Hilfe bei den Ermittlungen anbieten.«
»N ie im Leben«, fing sie an, kniff dann aber die Augen zusammen und sah ihn forschend an. »S ie haben ihn gekannt. Woher?«
»I ch kannte ihn nur flüchtig. Während der Innerstädtischen Revolten habe ich – wenn auch nicht offiziell – als Sanitäter gedient.«
Sie hob den Kopf, als Roarke die Treppe herunterkam. »H ast du das schon gewusst?«
»E r hat es mir eben gerade erzählt. Warum setzen wir uns nicht?« Bevor sie protestieren konnte, hatte Roarke sie schon am Arm genommen und in den Salon geführt. »S ummerset hat mir erzählt, dass er Icove in London begegnet ist und dort während des Krieges mit ihm in einer Klinik zusammengearbeitet hat.«
»E s wäre wahrscheinlich korrekter zu sagen, dass ich für ihn tätig war«, verbesserte Summerset. »E r kam nach London, um beim Aufbau weiterer Kliniken und der mobilen Behandlungsstationen, aus denen schließlich die sogenannten Unilabs, das heißt Universallabore, entstanden sind, behilflich zu sein. Er war Teil eines Teams, das diese Labore hier in New York eingerichtet hatte. Schließlich waren die Unruhen zuerst hier in den Staaten ausgebrochen und hatten sich erst später nach Europa ausgedehnt. Das Ganze ist jetzt über vierzig Jahre her«, fügte er hinzu. »B evor einer von Ihnen beiden oder meine Tochter auch nur geboren war.«
»W ie lange ist er in London gewesen?«, fragte Eve.
»Z wei, vielleicht drei Monate.«
Weitere Kostenlose Bücher