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Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman

Titel: Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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schien. »Bei dieser Dame erlauben wir uns sogar, unseren Kunden einen Sonderpreis zu machen.«
    Lamartines Herz schlug ihm jetzt bis zum Hals. Wut stieg in ihm auf. »Ja, die möchte ich!« sagte er heiser. »Aber mir ist
     es peinlich, mich mit ihr zusammen den Herrschaften zu zeigen. Wären Sie so freundlich, ihr zu befehlen, sich schon in eines
     der Zimmer zu begeben und dort auf mich zu warten?«
    »Das ist eigentlich nicht üblich! Wir legen Wert auf Formen, auf Konversation und Höflichkeit unseren Damen gegenüber.«
    Lamartine griff in die Tasche und zog Schwarcks Geldscheine hervor. Einen davon gab er der Empfangsdame. »Na gut, aber nur
     weil es sich um dieses einfache Ding handelt«, gab sie zögernd nach.
    »Und bitten Sie die Dame, sich schon splitternackt auszuziehen. Ich möchte es so!«
    »Monsieur, wir sind hier nicht in einem der billigen Häuser!«
    »Nun machen Sie schon!« zischte Lamartine herrisch wie auf einer Razzia. Er gab ihr auch den zweiten Schein. Sie ließ das
     Geld im Ausschnitt ihres Kleides verschwinden. Dann eilte sie mit eisigem Gesichtsausdruck zur Treppe, fing Mia ab und drängte
     sie hinauf.
    Lamartine trank seinen Sekt in einem Zug aus. Er ging quer durchs Foyer zur Kredenz und schenkte sich aus einem Kristallgefäß
     ein Getränk ein, das er für Weinbrand hielt. Es war ein klebriger Likör – so klebrig wie alles in diesem Haus, dachte Lamartine.
     Dennoch trank er ein zweites Gläschen, bevor er die Treppe hinaufstieg.
    Die Zimmertüren im ersten Stock hatten Nummern. Lamartine ging eine Weile auf und ab. Der Läufer schluckte das Geräusch seiner
     Schritte. Die Fünf öffnete sich, und die Empfangsdame schlüpfte heraus. Ihr Gesicht war hochrot. Als sie Lamartine erblickte,
     zuckten ihre Mundwinkel. »Sie dazu zu bringen – das war beileibe nicht einfach, und glauben Sie bloß nicht, ich tue so was
     ohne Abscheu   ...«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »In welchem Zimmer befindet sich die Baronin mit dem Justizminister Simons?«
    »Was fällt Ihnen ein?«
    »Ich bin Polizist! Ich komme im Auftrag des Herrn Stieber.«
    Die Dame musterte Lamartine, sie dachte angestrengt nach. »Wenn ich die Chefin störe, gibt es ein Donnerwetter. Der Minister
     ist ein sehr anspruchsvoller Gast.«
    »Er darf es nicht bemerken. Können Sie ihr nicht etwas zu trinken bringen?«
    »Die Baronin versorgt sich normalerweise selbst!«
    Lamartine hielt ihr Stiebers Tuch hin. »Geben Sie Ihrer Chefin das! Sie weiß Bescheid. Und vergessen Sie nicht: Simons darf
     davon nichts mitbekommen!«
    Sie nahm das Tuch und eilte zum anderen Ende des Flurs, wo sie von einer schmalen Anrichte ein Tablett aufnahm, zwei Gläser
     und eine Flasche Champagner darauf abstellte und es dann zur letzten Tür balancierte, wo sie zaghaft anklopfte. Lamartine
     wartete, bis sie verschwunden war, dann betrat er – ohne anzuklopfen – das Zimmer mit der Nummer Fünf.
    Das Zimmer war klein, ein quadratischer Raum mit einem Bett und einem Schrank. In der Ecke stand ein Sessel, auf dem Lamartine
     das Kleid entdeckte, das Mia auf der Treppe getragen hatte. Neben der Tür brannte eine Kerze in einem Glas. Lamartine blies
     sie aus. Jetzt wurde der Raum nur noch schwach durch ein Windlicht auf dem Nachttisch erleuchtet.
    Er ging zum Bett hin und schlug die Decke zurück.
    Mia war wirklich nackt. Sie winkelte die Beine an und drehte sich weg, ohne den Besucher anzuschauen. Obwohl es in dem Zimmer
     ebenso warm war wie im Foyer, schien sie zu frieren. Mia schlug die Hände vors Gesicht.
    Lamartine öffnete den Gürtel seiner Hose und zog ihn mit einer kräftigen Bewegung aus den Schlaufen. Dann packte er ihren
     Arm, den sie unter dem Oberkörper abgebeugt hatte, und riß ihn herum. Sie war leicht wie ein Kind. Mia lag nun auf dem Bauch,
     den Kopf immer noch abgewandt. Er wollteihr Schmerzen zufügen – so wie sie ihm Schmerzen zugefügt hatte, als sie auf der Treppe erschienen war, um die Kundschaft
     im Foyer zu taxieren. Lamartine dachte an den kleinen Mann mit dem Vollbart. Er sah ihn deutlich vor sich – wie er langsam
     seine Weste zuknöpfte, während er die Treppe herunterstieg.
    Lamartine holte mit dem Gürtel aus. Der Schlag sollte ihren nackten Hintern treffen, die Haut sollte aufplatzen.
    Er hielt inne. Er sah, daß ihre Schulter zuckte. Mia weinte.
    Lamartine ließ den Arm mit dem Gürtel sinken.
    Schon wieder zuckte die Schulter, jetzt hörte Lamartine auch das Schluchzen.
    Der Gürtel fiel zu Boden.

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