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Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman

Titel: Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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wegen Stieber hier bin?«
    »Es wird überall rumerzählt.«
    »Seit wann?«
    »Seit Sie auf dem Revier waren.« Der Junge inhalierte tief. »Das Revier liegt mitten in unserem Gebiet. Wir wissen genau,
     wer dort ein und aus geht. Und da Bünter – so heißt der Polizist, mit dem Sie gesprochen haben – ab und an die Dienste meiner
     Freunde in Anspruch nimmt, war es nicht schwierig zu erfahren, was Sie von ihm wollten.«
    »Wer ist   ... wir?«
    »Sehen Sie sich um! Sie befinden sich mitten in einer Weltstadt. Wir   ... das sind die Benachteiligten. In Paris gibt es uns doch auch, oder?«
    »Sie meinen – die Kriminellen? Die Unterwelt?«
    »Von einer Unterwelt kann man bei uns nicht reden. Wir sind einfach ein paar Jungs, die die Augen offenhalten. Jungs, die
     darauf angewiesen sind, etwas dazuzuverdienen – wenn Sie mich verstehen?«
    »Was wollen Sie bei mir verdienen?«
    Der junge Mann breitete die Arme aus. »Ach was – mir genügt manchmal schon ein warmer Kaffee.«
    Lamartine wußte sehr gut, daß ihm ein warmer Kaffee nicht genügte. »Sie haben also über Ihre Freunde erfahren, daß ich Stieber
     suche   ...«
    Der Fremde nickte und widmete sich dem Rest seines Kaffees.
    »Und wenn ich Ihnen nun sage, daß ich Stieber längst gefunden habe   ...« erklärte Lamartine und beobachtete die Reaktion seines Gegenübers. Der Junge zuckte zweimal mit der rechten Schulter
     und trank dann seinen Kaffee aus.
    »Kann ich noch einen haben?« Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein und winkte dem Kellner. Der kam widerstrebend
     näher, hörte sich die Bestellung an und wartete, bis Lamartine ihm bestätigend zunickte.
    »Sie wissen, daß ich Polizist bin   ...«
    Der junge Mann grinste. »In Berlin hat ein Kriminaler aus Paris überhaupt nichts zu melden   ...«
    »Dann nehme ich an, daß Sie etwas haben, was ich gegen Stieber in Paris verwenden kann?«
    Der andere erschrak. Er beteuerte, auf keinen Fall wollte er Wilhelm Stieber schaden.
    Lamartine wurde ärgerlich. Er hatte den Verdacht, der Junge könnte irgendwo etwas aufgeschnappt haben und wollte nun nur ein
     paar Tassen Kaffee bei ihm schnorren. Vielleicht würde er nachher, wenn er wieder bei seinen Kumpanen auf der Straße stand,
     damit renommieren, wie er den Franzosen an der Nase herumgeführt hatte.
    »Was wollen Sie denn von mir?« fuhr Lamartine ihn an.
    Der Junge grinste herausfordernd. In Lamartine stieg Wut auf. Am liebsten hätte er ihm die Faust ins Gesicht geschlagen. Lamartine
     kannte dieses Gefühl nicht – sogar bei Verhören von Schwerverbrechern hatte er niemals Haß verspürt.
    Der Strichjunge wurde schlagartig ernst, er setzte sich aufrecht wie ein Musterschüler. »Ich bin so was wie ein Geschäftsmann.
     Ich bringe ein paar Dinge zusammen, die sonst nicht zusammenkämen. Wer das tut, schadet doch keinem. Im Gegenteil: Alle haben
     Nutzen von seiner Tätigkeit.«
    Lamartine hatte genug Erfahrung mit Verhören, um zu wissen, daß ein solcher Wortschwall nie das bedeutete, was er zu sagen
     vorgab. Sein Gegenüber wollte nicht nur Geld verdienen, er hatte eine Rechnung mit Stieber zu begleichen. Und es schien so,
     als wollte er Lamartine dazu benutzen, diese Rechnung zu präsentieren.
    »Wie heißen Sie?« fragte Lamartine.
    »Alle nennen mich Udo.«
    »Udo? Aber das ist nicht Ihr richtiger Name?«
    Udo antwortete nicht auf die Frage. »Ich komme aus Genua.«
    So kam Lamartine nicht weiter. »Sagen Sie endlich, was Sie zu bieten haben!«
    »Bjerregaard!«
    »Wer?«
    »Ein   ... Geschäftsfreund.«
    »Ein Stammkunde?«
    Udos Augen wurden klein. »Er ist schon alt, und an diesen Dingen hat er kein Interesse mehr. Er ist bloß gerne in Gesellschaft
     junger Menschen.«
    »Was hat er mit Stieber zu tun?«
    »Er kennt ihn gut. Seit über zwanzig Jahren kennt er ihn.«
    »Wieviel wollen Sie?«
    »Sagen wir: Soviel, daß ich mir eine Pistole kaufen kann   ...«
    »Was wollen Sie mit einer Pistole?«
    »...   und nochmal soviel für Bjerregaard. Es geht ihm nämlich nicht besonders gut.«
    Lamartine schwieg, um den Preis nicht noch höher zu treiben. Udo rückte etwas näher: »Sie könnten in wenigen Minuten bei ihm
     sein. Er kommt nicht gerne hier herein   ...«
    »Wer garantiert mir, daß ihr mich nicht betrügt?«
    »Ich habe Ihnen meinen Namen genannt, man kennt mich hier!«
    Lamartine seufzte, dann griff er in seine Tasche und holte den Beutel mit dem Geld hervor. Viel war nicht geblieben. Er schüttete
     die

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