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Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman

Titel: Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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seufzte, die Wärme in ihrem Unterleib tat ihm gut, sie strömte zu ihm herüber.
     Er bewegte sich, Mia drückte ihn nieder. Er verstand: Sie hatte das Kommando. Als er zu stöhnen begann,setzte sie sich auf. Sobald sein Stöhnen zu laut wurde, legte sie ihren Finger auf seine Lippen – auch um ihn zu ermahnen,
     sich diesmal etwas zu gedulden.
    So geschah es, daß die Deutsche und der Franzose zugleich kamen. Mit Jeanne war Lamartine das noch nie gelungen.
     
    Sie waren beide wieder eingeschlafen, Mia auf Lamartine liegend, ihre Hüfte fest auf seiner Hüfte, damit er nicht aus ihr
     herausrutschte. Als sich in der ersten Dämmerung die Tür des Verschlages öffnete, schlugen sie die Augen auf. Mias Haare verdeckten
     Lamartines Gesicht. Es schien ihr wenig auszumachen, daß der Logisgast das Zimmer durchquerte, während Lamartine noch in ihr
     war. Sie drückte sich an ihn und stellte sich schlafend.
    Der Logisgast ging zur Flurtür, öffnete sie und hielt dann inne. Er schien das Paar im Bett zu betrachten. Lamartine hielt
     den Atem an: Was fiel dem Kerl ein, ungeniert seine Gastgeberin bei der intimsten Verrichtung anzustarren?! Lamartine wollte
     sich schon aufrichten und etwas sagen, da wurde die Tür zugezogen, und der Fremde hustete sich im Flur den Schleim von der
     Lunge, um ihn dann in den Ausguß zu spucken.
    Lamartine küßte Mias Schulter. Dann schob er sie vorsichtig von sich herunter. Als er die Bettdecke aufschlug und aufstehen
     wollte, klammerte sie sich an ihn. Lamartine flüsterte, er wollte sich anziehen, bevor der Fremde zurückkehrte. Sie küßte
     ihn aufs Ohr und sagte, es wäre klüger zu warten, bis die Alte aus dem Haus war. Während die Witwe Kohlen holte, könnten sie
     zusammen frühstücken, und später würde man die Wilke vor vollendete Tatsachen stellen. Lamartine leuchtete das ein.
    Kurz darauf hörten sie die Witwe im Flur. Sie sprach halblaut mit dem Logisgast. Wasser – sehr wenig – plätscherte, die Alte
     prustete und spülte ihren Mund aus. Dann schien sie an Mias Tür zu horchen.
    Mia verschwand unter der Decke, und Lamartine schloß die Augen. Kurz darauf schlug die Witwe die Wohnungstür hinter sich zu,
     und die Zimmertür öffnete sich. Lamartine drückte Mia an sich. Der Fremde betrat das Zimmer. Der Mann verharrte neben dem
     Bett der beiden. Es dauerte eine Ewigkeit. Hatte die Alte ihm etwa angedeutet, daß er sich gegen einen Aufpreis zur Tochter
     legen konnte?
    Mias Kopf erschien, sie wandte sich an den Mann. »Wat jibt’s?«
    Der Mann antwortete nicht. Mia rutschte etwas zur Seite. Jetzt erst sah Lamartine seinen Landsmann. Vor dem Bett stand Lecoq,
     der Chef der Pariser Geheimpolizei. Lecoq grinste.
    »Was wird die gute Jeanne dazu sagen?« fragte er auf französisch. Und dann hart in falschem Deutsch: »Lamartine, ich bin gekommen,
     um dir nach Hause zu holen!«
    Lecoq riß die Tür auf und trat wieder in den Flur hinaus.
    Lamartine sprang aus dem Bett und zog sich an. Mia richtete sich auf und fragte: »Wirste mir jetzt valassen?«
    Lamartine zog gerade die linke Socke an und balancierte auf dem rechten Bein. Er hielt für einen Moment inne und schaute die
     verschlafene Frau an.
    »Ick komm mit!« sagte sie entschlossen.
    Lamartine schlüpfte in die andere Socke und zog seine Hose an. Dann knöpfte er die Jacke zu, ging zum Bett, küßte Mia auf
     die Wange und flüsterte: »In Berlin bin ich sicher! Hier hat er nichts zu sagen.«
    Als Lamartine in die Küche trat, saß Lecoq unbeweglich am Küchentisch. Lamartine ging zum Schrank,öffnete die Glastür und
     nahm eine Tasse heraus. Es tat ihm gut, Lecoq gegenüber seine älteren Rechte in der Wilkeschen Wohnung zu demonstrieren. Er
     ging hinaus auf den Flur, um die Tasse unter der Wasserpumpe zu füllen, und setzte sich dann zu Lecoq an den Küchentisch.
    »Wie haben Sie mich gefunden?« fragte er in seiner Muttersprache.
    »Das Verhältnis zu den Deutschen ist in den letzten Wochen besser geworden. Man fand es in Berlin wohl opportun, mich zu unterstützen.«
    »Ich dachte, Sie sitzen in einem deutschen Militärgefängnis.«
    »Das habe ich auch, Lamartine, aber durch die Kooperation unserer Regierung mit den Deutschen haben sich die Verhältnisse
     geändert. Man hat mich wieder auf freien Fuß gesetzt. Man braucht mich wieder. In Paris haben Franzosen und Deutsche Schulter
     an Schulter gegen die Aufrührer gekämpft   ...«
    »Wie geht es meiner Frau?«
    Lecoq hob die rechte Augenbraue. »Auf

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