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Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Titel: Stiefbruder - Liebe meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Partner der meisten Frauen ausgewachsene Tanzmuffel waren. Daher wurden Jakob und ich von den Damen aufs Parkett verschleppt. Wir waren regelrecht Gefangene der tanzwütigen Weiberschar, denn wir wurden von einer zur nächsten weitergereicht, und immer wieder bei dem Versuch, von der Tanzfläche zu flüchten, gepackt und in den nächsten Walzer gewirbelt. In mehreren Fällen grenzte das beinahe an Nötigung, so vehement und ohne Duldung jeglichen Widerspruchs wurden wir von einem zum nächsten Tanz gedrängt. Ein bisschen fühlte sich das an wie im Krieg.
    Schließlich aber schaffte ich es doch noch zu flüchten, begab mich ins Exil auf meinen Platz an der Tafel und schwor mir, mich unter keinen Umständen mehr aufs Parkett zerren zu lassen. Irgendwann konnte sich auch Jakob losreißen, und als er sich schnaufend auf den Stuhl neben mir fallen ließ, raunte er mir ins Ohr:
    „Viel lieber würde ich mit
dir
tanzen.“
    Ein wohliger Schauer kroch über meinen Rücken, über den Nacken bis unter die Haarwurzeln. Immer wieder hatten wir uns auf der Tanzfläche, über die Schultern der Frauen hinweg, angesehen, gelächelt und manchmal auch zugezwinkert. Mit seinem Wunsch sprach er mir so aus der Seele, dass ich ihn am liebsten sofort an der Hand gepackt und aufs Parkett gezerrt hätte, um den Rest des Abends mit ihm eng umschlungen im Wiegeschritt zu verbringen. Okay, nicht den
ganzen
Abend,
dafür
hatte ich weit verwegenere Pläne.
    „Schau dir das an“, murmelte Jakob, hielt sich dabei an der Lehne meines Stuhls fest und kam mit den Lippen wieder so nah an mein Ohr, dass sich auf meinem ganzen Körper Gänsehaut ausbreitete. „Wie normal es doch ist, dass Frauen miteinander tanzen.“
    „Mhm“, machte ich unkonzentriert.
    „Weißt du was? Ich hätte solche Lust auf das ganze Getue zu pfeifen“, raunte Jakob und entlockte mir ein unterdrücktes Stöhnen, indem er mir mit einem Finger über den Nacken strich. Er warf einen Blick durch den Raum und zählte auf: „Händchenhalten, Knutschen, Fast-Koitus auf der Tanzfläche, selbstvergessenes Streicheln, besitzergreifend den Arm um die Schulter gelegt, da um die Hüften, hier um die Taille, dort aufs Knie und dort drüben sogar auf den Busen. Und die Krönung ist ein älteres Brautpaar, das zig Leute eingeladen hat um allen zu zeigen, dass sie was miteinander haben. Aber ich wette, wenn wir zwei uns jetzt küssen würden, gäbe das einen riesigen Skandal. Außerdem würde man uns vorwerfen, penetrant zu sein und jedem mit Gewalt aufs Auge drücken zu müssen, dass wir schwul sind. Das ist doch absurd.“
    „Provozier' mich nicht“, brummte ich. Jakob ließ sich laut seufzend gegen die Lehne seines Stuhls fallen.
    „Na, ihr beiden?“, summte Claudia und setzte sich zu uns, „Tanzt ihr gar nicht?“
    „Das würde nur einen Aufstand geben, wenn wir beide miteinander tanzen würden“, brummte Jakob noch ganz in seinem Monolog gefangen. Mir blieb die Luft im Halse stecken und wieder einmal stieg mir, völlig unauffällig, die Röte ins Gesicht. Ich starrte Jakob entsetzt an. Claudia prustete und lachte übertrieben. Fand sie die Idee wirklich so saukomisch, oder durchsuchte sie diese Bemerkung während des schrillen Lachens nach einem weiteren Beweis ihres Verdachts? Sie wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit mir, als hätten wir eine Verschwörung gegen Jakob gebildet. Mir war das unangenehm und ich hoffte, er würde vielleicht irgendetwas sagen.
    „Clemens hat mir von deinem Verdacht erzählt“, legte Jakob schließlich los, setzte sich dabei aufrecht hin, legte die Hände auf den Tisch und schnappte nach einem Zahnstocher, um ihn nervös zwischen seinen Fingern hin und her zu rollen.
    „Oh“, stieß Claudia hervor, und so vehement sie mich auf dem Standesamt dahingehend bedrängt hatte, so still wurde sie nun. Fast so, als habe sie plötzlich gar kein Interesse mehr daran zu erfahren, was nun wirklich mit ihrem Bruder los war. Der Zahnstocher wurde von Jakobs Fingern immer schneller hin und her gerollt. Ich lehnte mich, um seinen Gesichtsausdruck sehen zu können, seitlich so fest gegen den Tisch, dass er gegen meine Rippen drückte.
    „Du hast recht“, presste er schließlich hervor, und in dem Augenblick zerbrach der Zahnstocher in seiner Hand. Rasch tastete er nach einem neuen.
    „Das heißt, du bist …
schwul
?“, wollte Claudia sichergehen, dass sie das richtig verstanden hatte. Jakob schluckte geräuschvoll und nickte. Sein Mund war nichts

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