Stiefbruder - Liebe meines Lebens
zu berühren. Jakob sah sich prüfend um – hinter Auto und Blumen waren wir gut versteckt – und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Zumindest hätte es ein solcher werden sollen, doch kaum berührten sich unsere Lippen, zündete die Leidenschaft, explodierte im Herz, Bauch und Schritt. Von spontaner, rasender Gier überwältigt, fielen unsere Zungen übereinander her, klammerten wir uns aneinander fest, pressten uns an den Körper des Liebsten. Als ich Jakobs Latte spürte, hätte ich mich fast nicht mehr halten können, wäre am liebsten hier und gleich vor ihm auf die Knie gegangen, um seinen schönen, steifen Schwanz aus der Hose zu befreien und tief in den Mund zu nehmen, daran zu lecken und zu saugen bis er den ganzen Hauptplatz zusammenschrie.
Bisher hatte ich das Getrampel von Stöckelschuhen gehasst, es war nervtötend in seiner Aufdringlichkeit. Dass Frauen es für nötig befanden, neben kiloweise Schminke so billig auf sich aufmerksam zu machen, hatte ich nie begriffen – nun aber war ich froh darüber. Alarmiert vom Getrippel eifriger Absätze, prallten Jakob und ich noch rechtzeitig auseinander und richteten unsere Sakkos.
„Ich hab hier noch ein paar Blumen“, erklärte Claudia, drückte mir zwei Keramiktöpfe mit hohen, blühenden Pflanzen in die Hände, drehte sich um und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
„Ob sie was gemerkt hat?“, fragte Jakob und sah ihr nach, während ich im Kofferraum herumräumte, um alles gut unterzubringen.
„Sie hat mich die ganze Zeremonie hindurch damit gelöchert, ob du jemanden hast“, erzählte ich und dachte krampfhaft darüber nach, wie ich ihm beibringen sollte, was Claudia bereits ahnte.
„Ach
ihr
wart das, die die ganze Zeit getuschelt habt!“, grinste er, „
Und?
Was hast du
gesagt?“
Mein Kopf rauschte und meine Finger wurden kalt vor Nervosität.
„Jakob … sie … wollte wissen, ob du einen …
Freund
hast“, nuschelte ich, stützte mich am Auto ab und glotzte auf das Meer an Blumen. Stille, unerträgliche Stille. Nach einer Weile drehte ich mich zu ihm herum und sah ihn an. Jakob hatte seine Lippen fest aufeinandergepresst und schien intensiv nachzudenken.
„Sie ahnt es schon eine ganze Weile, und die letzte Bestätigung hab
ich
ihr unabsichtlich geliefert“, erklärte ich leise, „Tut mir leid.“
Jakob blickte mir streng ins Gesicht.
„Weiß sie von
uns
?“
„Ich glaub, sie ahnt noch nicht einmal, dass
ich
schwul sein könnte. Sie ist eifersüchtig auf mich, weil du mir mehr vertraust als ihr. Ich glaub, du solltest mit ihr reden“, erklärte ich. Jakob schnaubte, schüttelte den Kopf und brummte:
„Prima Timing!“
„Sorry“, murmelte ich, „Sie war echt hartnäckig und ich bin voll reingetappt.“
Jakob blickte übers Auto hinweg zur bunten, schnatternden Meute, zog mich dann an sich heran, umarmte mich und wisperte direkt in mein Ohr:
„Schon gut. Du bist uncool und ein schlechter Lügner, dafür liebe ich dich.“ Er schnappte nach meinem Ohrläppchen und biss sanft hinein.
„Uncool?“, fragte ich.
„Du wirst wahnsinnig schnell rot – vorhin im Standesamt hättest du das Werbemaskottchen für eine Ketchup-Kampagne sein können.“ Er grinste spür- und hörbar, da er seine Wange gegen meine presste. Seine Hände wanderten an meinem Rücken runter, verirrten sich unter mein Sakko und kneteten meinen Hintern. „Und du bist heiß.“
Schon wieder, oder noch immer, drängte sich meine Erregung hart gegen ihn und spürte ich seine Härte. Am liebsten wäre ich mit ihm getürmt, irgendwohin, wo wir übereinander herfallen konnten. Die Vorstellung, in diesem Zustand eine stundenlange Feier durchzustehen, brachte mich beinahe um den Verstand.
„Lass uns wieder zu den anderen gehen“, schlug Jakob vor, löste sich aus der Umarmung, klappte den Kofferraum zu und gab mir einen Klaps auf den Hintern.
Die Feier, auf der sich ein einsamer Alleinunterhalter mit seinem Keyboard abquälte, fand in einem netten, kleinen Wirtshaus statt. Die Musik traf nicht gerade unseren Geschmack, aber Jakobs Mutter und ihr neuer Mann fanden die Darbietung klasse. Da es sehr stickig war, schnappten die Gäste immer wieder im netten, überschaubaren Gastgarten Frischluft. Daher war der Festsaal fast durchgehend halb leer. Nur wenn Spiele, Riten oder Ansprachen auf dem Programmpunkt standen, waren alle da.
Auf der Tanzfläche herrschte, wie auf den meisten Tanzflächen dieser Welt, Männermangel, da die
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