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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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nüchtern und ganz anders als der lebendige, fleischliche Geist Paulines.
    „Ich erzähle es dir“, kam es als Echo von ihm. Er nahm den letzten Schluck Salignac und warf die Flasche durch das offene Fenster des Wagens. „Gräber habe ich gegraben – im Spezialauftrag … Du weißt ja, wie ich war, Liebling. Ich mußte immer der Beste sein. Und ich schwöre dir, es hat sich herausgestellt, daß ich der beste verdammte Totengräber der Weltgeschichte war. Endlich Unsterblichkeit. Und weißt du, wie es gekommen ist, daß ich der beste, größte kleine Totengräber der ganzen Branche geworden bin? Ich werd’s dir verraten. Ich habe die Menschheit begraben, so ist es gekommen. Die Menschheit habe ich begraben.“ Seine Stimme überschlug sich. „Und ich möchte, daß du das weißt, du armes, kleines, totes Flittchen, daß es mir mehr weh getan hat, dich umzubringen, als Kohlen zu hauen oder Pflüge zu ziehen oder eine Million Leichen in die arme Erde zu schieben … Soviel bedeutest du mir, Pauline, weil du es warst, die mich vom Leben abgehalten hat. Und das war noch nicht genug, verdammt noch mal, nein, sogar vom Sterben hast du mich abgehalten … Flittchen … Flittchen … liebstes, schönes Flittchen!“
    Tränen rollten über sein Gesicht. Greville jedoch wußte nicht, daß er weinte. Der Salignac nämlich und die Dunkelheit und die Erinnerungen, das war zuviel. Er war bereits eingeschlafen. Irgendwo heulte ein Hund; das Geräusch brachte ihn dazu, das Schrotgewehr, das noch auf seinen Knien lag, fester zu packen. Der Hund heulte wieder. Ein ganzer Chor von Geheul antwortete ihm. Greville bewegte sich unruhig und stöhnte, öffnete aber nicht die Augen. In dem London von 1995 gab es nicht mehr viele Menschen, die es gewagt hätten – betrunken oder nüchtern –, in einem Auto bei offenem Fenster einzuschlafen.
    Das Aussterben des normalen Menschen und das Erscheinen des transnormalen stellte entweder den grotesken Abschluß der menschlichen Entwicklung oder einen neuen und grotesken Anfang dar. Niemand konnte sagen, was von beiden. Die Normalen waren zusammen mit ihren normalen Bewertungsprozessen ausgestorben; und die Transnormalen schienen sich um Anfang oder Ende nicht zu kümmern – es sei denn, es handelte sich um einen persönlichen Anfang und ein persönliches Ende.
    Alle Städte hatten aufgehört zu funktionieren – wie abgelaufene Uhren oder mechanische Spielzeuge oder verlassene Waben. Verlassen? Nein, nicht vollständig verlassen. Es gab nämlich noch die Transnormalen – so wenige spukten in den großen städtischen Friedhöfen von so vielen herum.
    Die Transnormalen aber waren nicht vollständig allein, denn als der normale Mensch in der Geschichte verschwand, entstand durch sein Verschwinden in der Ökologie des Planeten eine Gleichgewichtsstörung. Der Tod von dreitausend Millionen Menschen hinterließ nicht nur eine große Stille, sondern auch eine große Lücke unter den Tieren. Diese Lücke begann sich zu füllen.
    In den Städten streunten nun wilde Hunde umher – Hunde, die Hunger, Krankheit und Kannibalismus überstanden hatten. Hunde, deren Verstand durch den Hunger geschärft worden war, deren zivilisiertes Verhalten praktisch sofort verschwunden war, als sie bemerkten, daß der Mensch als bester Freund des Hundes nicht mehr zugegen war.
    Die vornehmen Hunde, die Schoßhunde, die verweichlichten Hunde und all die sorgfältig gezüchteten Triumphe von Hundepracht waren verschwunden. Sie waren zuerst gestorben – die Pudel, Pekinesen, Dackel und die Yorkshire-Spielzeuge. Sie waren einfach für die Konkurrenz nicht stark genug. Also verhungerten sie oder starben vor Kummer – oder sie wurden vom Rest aufgefressen.
    Die zähen und widerstandsfähigen Promenadenmischungen, die großen Hunde, die Schäferhunde, die dänischen Doggen, die Boxer, die Bulldoggen – sie überlebten. Sie überlebten, um sich gegenseitig zu bedrohen. Manche davon lebten und jagten allein. Viele davon lernten es, den Individualismus gegen die Sicherheit des Rudels einzutauschen.
    Die Anführer des Rudels sorgten dafür, daß das Gesetz des Rudels eingehalten wurde. Die einzige Belohnung war Nahrung, die einzige Strafe der Tod.
    Mit den Katzen war es genauso. Den Katzen fiel es nur schwerer, den Individualismus abzulegen. Viele von ihnen jagten weiter allein. Einige wenige bildeten kleine Gruppen. Die Hunde waren ihnen zahlenmäßig weit überlegen, aber sie waren wilder und unberechenbarer.
    Am

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