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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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waren in Parks hier und da im ganzen Land gehalten worden. Sie gehörten zu den ersten Tieren, die die neue Freiheit spürten, die ihnen durch die Aktivität der Sonnenflecken, die fast hundert Millionen Meilen entfernt waren, verliehen worden war. Sie fühlten sich äußerst wohl dabei. Die Herden wurden größer. Sie hatten vor Ratten oder Katzen keine Angst, und sie waren schneller als Hunde. Sie begannen sich auszubreiten und forderten das Land zurück, das einst ihnen gehört hatte.
    Und da waren noch die Pferde. Nicht die Zugpferde oder die Rennpferde. Jetzt gab es eine wildere Rasse – wild wie jeder Sklave, der jahrelange Knechtschaft überstanden hat. Es gab schnelle Pferde, schwere Pferde, tödliche Pferde. Sie donnerten über das Land, das einmal Ackerland gewesen war. Es waren noch nicht viele, aber es wurden ständig mehr. Auch sie forderten ihr Königreich zurück.
    Und auf den Mooren, auf Exmoor und Dartmoor und im New Forest lebten die wilden Ponys. Es gab keine Touristen mehr, die sie mit Zucker lockten. Es gab nur noch den Wind und den Regen und den Himmel, und der ewige Wechsel der Jahreszeiten zog an ihnen vorüber. Der normale Mensch nämlich, der sich selbst zum Herrn aller Dinge ernannt hatte, war zum alten Eisen geworfen worden. Und der größte Teil des Rests der menschlichen Rasse war zum erstenmal und auf eine ganz eigene Art zu Wilden geworden …
    Greville wachte mit einer heftigen Bewegung auf.
    Das Geräusch der Hunde hatte ihn aufgeweckt. Das Geräusch von Hunden, die eine Beute in Sicht hatten. Das Geräusch von Hunden und das Geräusch von Schüssen aus einer Pistole oder einem Gewehr.
    Das graue Licht der frühen Dämmerung rollte sanft die Themse hoch. Umrisse waren undeutlich und ungewohnt. Es wehte kein Wind, und es gab keinen Hinweis darauf, daß London keine tote Stadt war – nichts als Schüsse und das Geräusch von Hunden.
    Greville gähnte und streckte sich. Er hatte Schmerzen im Rücken, Schmerzen in den Beinen, Schmerzen im Kopf. Seine Zunge fühlte sich an wie die rauhe Oberfläche einer Piste. Er gähnte, räusperte sich, sah durch das Autofenster und dann auf seine Hände. Sie waren relativ ruhig. Er war überrascht.
    Das Gebell der Hunde kam näher. Und jetzt war da noch ein Geräusch. Das gedämpfte Putt-Putt einer Zweitaktmaschine.
    Greville war neugierig. Hunde, die jemand auf einem Motorrad oder einem Roller in der Morgendämmerung jagten. Offensichtlich hatte da jemand eine große Schwäche für ein gefährliches Leben.
    Er sah nach, ob das Schrotgewehr geladen war – beide Läufe – und stieg dann aus dem Auto. Er sog genüßlich die klare Luft ein und lauschte.
    Der Zweitakter kam jetzt schnell näher. Jemand von der südlichen Seite schien in Richtung Chelsea unterwegs zu sein – jemand und ein Gefolge von Hunden.
    Er sah über die Brücke, aber das Licht war noch zu schwach, und die andere Seite war noch in eine graue Dunkelheit gehüllt. Er atmete tief durch und stand mit dem Schrotgewehr im Arm da. Die Schmerzen begannen nachzulassen. Langsam fühlte er sich wieder einigermaßen menschlich.
    Plötzlich hörte er ein gedämpftes Klatschen, einen Schmerzensschrei von einem Hund und sofort darauf ein triumphierendes Kläffen. Das Geräusch des Zweitakters verstummte, und sofort darauf folgten zwei Schüsse in schneller Reihenfolge.
    Am anderen Ende der Brücke war jetzt Bewegung auszumachen. Greville konnte eine Gestalt erkennen, die auf ihn zurannte. Hinter der Gestalt ergoß sich eine Flut von geduckten Umrissen. Hungrige und gnadenlose Schatten auf vier Beinen.
    Die Gestalt drehte sich um und feuerte einmal in die dunkle, fleischfressende Flut. Der Flüchtling gewann dadurch ein paar Yards, als sich einige von den Hunden auf ihren verwundeten Genossen stürzten und die anderen aus Angst vor der Schußwaffe kurz zögerten. Der Hunger aber war stärker als die Angst. Der Flüchtling würde es nicht schaffen.
    Die laufende Gestalt schien sich nun klarzumachen, daß eine weitere Flucht unmöglich war, denn er oder sie hatte begonnen, von der Mitte der Straße zur Seite zu laufen. Tod durch Ertrinken war dem Tod durch die Hunde bei weitem vorzuziehen.
    In diesem Augenblick hörte Greville auf, ein interessierter Zuschauer zu bleiben.
    „Hierher!“ brüllte er. „Zu mir!“
    Dann begann auch er zu rennen.
    Er war noch ungefähr vierzig Yards von der noch immer undeutlichen Gestalt des Flüchtlings entfernt. Die Hunde waren schneller und verkürzten den

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