Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
zehn Minuten.
    Er war zu dem Auto zurückgekommen und fand dort das Mädchen bequem auf dem Beifahrersitz hockend vor. Sie hatte Schwierigkeiten mit ihrem linken Bein.
    Sie hatte es sich offensichtlich verletzt, als sie mit dem Motorroller einen besonders unternehmungslustigen Hund überfahren hatte und dabei gestürzt war.
    Greville knallte die Tür zu und warf den Motor an. Die Hunde am anderen Ende der Chelsea-Brücke hatten sich daran erinnert, daß ihr Frühstück noch immer in der Nähe war. Ihre Zahl hatte sich inzwischen vergrößert – die Unruhe war offensichtlich groß genug gewesen, um alle verfügbaren Kräfte am südlichen Ufer zusammenzutrommeln, die sich in einem Radius von einer Viertelmeile dort aufgehalten hatten. Sie machten sich daran, sich in einer stetigen, blutrünstigen Angriffsformation über die Brücke zu ergießen.
    Greville legte den zweiten Gang ein, ließ das Kupplungspedal heruntergetreten und den Motor im Leerlauf. Er wartete, bis die Hunde noch ungefähr zwanzig Yards entfernt waren. Dann drückte er das Gaspedal voll durch, ließ die Kupplung schnell kommen, und der Wagen schoß mit einem scharfen Ruck nach vorn.
    Er hielt den Fuß fest auf dem Gaspedal und fuhr geradewegs auf die Hunde zu. Sie versuchten, ihm auszuweichen, aber sie waren zu eng aneinander gedrängt.
    Beim Aufprall fuhr er mit ungefähr dreißig Meilen in der Stunde. Er blieb im zweiten Gang und pflügte sich einen holprigen, schlingernden Weg mitten durch das Hunderudel. Das Gebell und das Geheul von Schmerz und Wut waren laut genug, um das Geräusch des Motors zu übertönen.
    Er fuhr bis ganz zum Ende der Brücke weiter. Dann wendete er hastig und kam zurück. Die zerquetschten Kadaver von einem halben Dutzend Hunden lagen auf der Straße verstreut. Die übrigen waren völlig durcheinander. Manche zerrten an ihren verletzten Kumpanen herum, aber die meisten standen auf der Brücke und bellten, als könnten sie allein durch die Geräuschentwicklung eine Antwort für dieses Rätsel finden.
    Greville fuhr mit dem Auto mörderisch und ohne Gnade auf sie zu. Sein zweiter Durchgang brachte ihm weitere vier Opfer ein. Auf der Nordseite wendete er wieder und kam zurückgedonnert, aber die restlichen Hunde hatten jede Lust an einem Kampf verloren. Sie machten sich unter Geheul auf die Flucht. Zweifellos würden sie später zurückkommen, um die Kadaver der Opfer zu fressen. Zur Zeit jedoch war das Frühstück weniger wichtig als das Überleben.
    Greville drehte noch einmal und fuhr das Auto von dem schrecklichen Geräusch des Hundes weg, der nicht gleich ganz getötet worden war, und auf die Nordseite zu.
    Er schaltete den Motor ab und drehte sich um, um seine Begleiterin zu mustern.
    „Also, das wäre das“, sagte er ruhig.
    „Rauchen wir doch eine Zigarette.“
    „Nein, danke, ich rauche nicht.“ Ihre Stimme klang angenehm, und sie wirkte bemerkenswert ruhig.
    „Freut mich sehr, das zu hören. Die Zigaretten reichen nicht mehr lange. Eine der tiefgreifendsten Tragödien, die aus der Entvölkerung resultieren.“ Er musterte sie ohne den Versuch, dies zu verbergen.
    Sie trug ein kurzes Schaf feil Jäckchen, ein verwaschenes blaues Hemd und eine Männerhose, die sie in hohe Stiefel gesteckt hatte. Ihr Haar war kurz, schwarz und ungepflegt. Ihr Gesicht war blaß und voller blauer Flecken. Sie hatte den Körper einer Frau und das seltsam unschuldige Gesicht eines Kindes. Ihre Augen waren blau und zeigten keine Angst. Sie schien überhaupt nichts gegen seine Musterung zu haben.
    „Was macht das Bein jetzt?“ fragte er abrupt.
    „Geht schon besser. Ich habe einen ziemlich harten Schlag abgekriegt, als ich von dem Roller gefallen bin. Ich denke aber, zum Laufen wird’s reichen … Soll ich jetzt gehen?“
    „Rede kein dummes Zeug. Du wärst Hundefutter, bevor du zweihundert Yards hinter dir hättest. Wo ist deine Pistole?“
    „Ich habe sie auf der Brücke verloren.“
    Greville schickte einen Stoßseufzer zum Himmel. „Du scheinst am Überleben nicht besonders interessiert zu sein, oder?“
    Sie lächelte. „Ich war so sehr damit beschäftigt zu überleben, als ich dich gesehen habe, daß ich meine Pistole einfach vergessen habe. Außerdem war sie sowieso leer.“
    „Hattest du denn keine Ersatzmunition?“
    „Nein.“
    „Großer Gott! Du bist vielleicht eine Marke – Mensch! Was hattest du denn vor, zum Teufel?“
    Dann erzählte sie es ihm.
    Ihre Geschichte zu glauben, fiel ihm nicht schwer. In einer

Weitere Kostenlose Bücher