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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Flecken.
    Sie erkannte Greville, versuchte zu lächeln und brachte es nicht fertig. „Ich hab’ dir ja gesagt, daß ich zu nichts tauge als zum Vögeln“, flüsterte sie heiser und so leise, daß er sie kaum verstehen konnte. Dann wälzte sie sich plötzlich auf die Seite und erbrach sich heftig.
    Greville kniete sich neben sie und unterstützte ihren zitternden und würgenden Körper. „Oh, Liz! Ich habe dich wirklich in Schwierigkeiten gebracht, nicht wahr?“ Er wollte sie trösten und ihr dumme, zärtliche Dinge zuflüstern, aber die Worte waren alle in ihm eingefroren.
    Nach einiger Zeit hörte sie auf, sich zu erbrechen. Er sammelte ihr zerrissenes Hemd und ihre Hosen ein und half ihr, sie wieder anzuziehen. Dann suchte er ihre Schuhe und fand sie, wo sie in die Hecke geworfen worden waren.
    Sie versuchte aufzustehen. Sie konnte sich zwar auf den Füßen halten, aber nicht aufrecht stehen. Auch zu einer Bewegung war sie nicht fähig.
    Greville hob sie sanft auf und trug sie aus dem Garten. Er brachte sie zu dem Lieferwagen und legte sie auf den Beifahrersitz. Tränen rollten über ihr Gesicht, aber sie weinte ohne einen Laut und ohne Bewegung. Er fand etwas Schnaps und bot ihn ihr an, aber sie drehte nur den Kopf weg.
    Greville machte die Autotür zu und ging zu Pater Jack zurück. Trotz seines Gewands sah Pater Jack nun ganz und gar nicht mehr wie ein Priester aus. Er schien nun deutlich größer und schlanker geworden zu sein. Er war keine komische Figur mehr, sondern sah hart und entschlossen aus.
    Brummkopp war wieder aufgewacht, und Pater Jack hatte ihn mit Nibs und Grinser, dessen Hosen noch immer um seine Knöchel hingen, in eine Reihe gestellt. Die drei Jungen hielten die Hände auf ihren Köpfen.
    Als Greville Liz im Auto zurückließ, ging eines der Kinder des Paters zu ihr hin. Die andere hielt ihr automatisches Gewehr auf die drei Jungen gerichtet. Pater Jack nahm den Revolver von Nibs und gab Jim-Jim, der von dem Augenblick an, in dem er getroffen worden war, nicht zu schreien aufgehört hatte, den Gnadenschuß. Der Revolver knallte, und Jim-Jims Schreie hörten abrupt auf.
    Die Stille, die folgte, war außerordentlich – sie schien weit inhaltsschwerer als nur die Abwesenheit von Geräuschen zu sein.
    „Also“, sagte Pater Jack, „wir leben in aufregenden Zeiten, nicht wahr? Wie ist es denn dazu gekommen, daß du diesen üblen Burschen hier in die Hände gefallen bist?“
    „Genau wie bei dir“, sagte Greville und erzählte.
    Als er fertig war, sah Pater Jack Nibs nachdenklich an. „Ich komme langsam zu der Erkenntnis, daß du leicht asozial bist, mein Sohn.“
    „Den Scheißdreck kannst du dir sparen“, sagte Nibs. „Du hast eben Glück gehabt, aber so geht’s eben. Heute du, morgen jemand anders. Alles ist allen scheißegal. Warum auch nicht? Wir sind doch alle bekloppt.“ Nibs war blaß, aber seine Stimme war ruhig.
    Plötzlich tat er Greville unendlich leid. Plötzlich war Nibs nicht mehr nur ein jugendlicher Psychopath: Er stand für die ganze Menschheit. Er war die menschliche Tragödie in Kleinformat … Aber zugleich war er ein sadistischer Mörder …
    In diesem Augenblick wurde Brummkopp plötzlich gesprächig. Bisher hatte er nur mit einem benommenen Gesichtsausdruck dagestanden und sich das Blut aus der Kopfwunde, die er von dem Schlag davongetragen hatte, als Greville ihn auf den Bürgersteig geworfen hatte, über das Gesicht laufen lassen.
    „Ich möchte etwas sagen“, sagte Brummkopp. „Ihr bringt uns jetzt um, das weiß ich. Aber ich möchte noch etwas sagen. Ich möchte sagen, daß es mir leid tut. Nicht, daß wir versucht haben, dich zu erledigen oder daß wir das Mädchen flachgelegt haben oder sonst so was … Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich sagen will …
    Ich will nur sagen, daß es mir leid tut … Vielleicht tut es mir leid, daß es so eine beschissene Welt ist … Vielleicht weil sie es ist, die wir verloren haben.“ Seine Stimme überschlug sich. „Ich weiß es nicht. Mir tut es einfach leid, das ist alles. Sonst wollte ich nichts sagen.“
    Pater Jack sah ihn scharf an. „Das war eine sehr interessante Rede, mein Sohn. Bitte dreh dich um. Dein Gesicht macht mich ein wenig traurig.“
    Brummkopp drehte sich gehorsam um und präsentierte Pater Jack seinen Hinterkopf. Der Priester hob mit einer schnellen Bewegung die Hand mit dem Revolver und schlug Brummkopp damit auf seinen Genickansatz. Brummkopp fiel ohne einen Laut zusammen.
    „Also“,

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