Stiefkinder der Sonne
„Also, Fettarsch, was hast du hinten in deinem Auto drin?“
Der Priester blinzelte. „Ich fürchte, nichts als zwei arme Kinder … Macht ihnen bitte keine Angst. Sie sind ziemlich empfindlich.“
Nibs drehte sich Glotzer zu. „Geh und schau dir die Sache mal an. Fettarsch erlaubt sich vielleicht ein Spielchen.“
„Bitte!“ sagte der Priester. Er schien zu versuchen, wieder aufzustehen. Glotzer aber hatte den Landrover fast erreicht.
Dann begannen die Wunder auf einmal reihenweise zu geschehen.
Der Priester brüllte mit lauter Stimme „Jetzt!“ Zur gleichen Zeit warf er sich plötzlich auf Nibs, packte ihn um die Knie und warf ihn mitsamt dem Revolver zu Boden.
Während das passierte, sah Brummkopp einen Moment lang von Greville weg. Eine große Chance war es ja nicht, dachte Greville, aber es war wahrscheinlich die beste, die er bekommen würde. Er rollte sich herum, packte Brummkopp an einem Fuß und warf ihn um. Der Junge versuchte noch, sein Gewehr herumzudrehen, aber Greville hielt den Lauf fest, und ein Geschoß schlug harmlos als Querschläger auf der Straße ein. Grevilles gesamte aufgestaute Wut entlud sich. Er packte den Jungen mit einer Hand an der Kehle, hob ihn hoch und schlug seinen Kopf mit voller Wucht auf den Bürgersteig. Brummkopp seufzte nur einmal auf und lag bewegungslos da.
In der Zwischenzeit ratterte aus dem hinteren Teil des Landrovers laut und kurz eine Maschinenpistole heraus. Glotzer griff sich an den Magen, drehte sich wie ein Kreisel herum und fiel hin. Der gleiche Feuerstoß schwenkte herum, um Jim-Jim und Schlappohr zu erfassen. Jim-Jim rannte drei Schritte und brach dann zuckend und schreiend zusammen. Schlappohr starrte nur – auf seinem Gesicht den Ausdruck völligen Unglaubens – auf das Blut, das aus seinem Hals und aus seiner Brust sprudelte. Dann sank er ohne einen Laut zusammen.
„Genug!“ rief der Priester. Er lag auf Nibs, dessen Arm auf seinen Rücken gedreht war und dessen Gesicht auf die Straße gedrückt wurde. Der Priester hielt seinen Revolver in der Hand. Er zielte damit auf das blasse, verstörte Gesicht von Grinser, das gerade über der Hecke erschienen war.
Greville hob schnell die Arme. Er wollte nicht aus Versehen erschossen werden. „Das sind sie alle“, rief er. „Ihr habt sie alle erwischt.“
Der Blick des Priesters – nun nicht mehr schwach oder komisch – zuckte kurz zu ihm hinüber. „Halt die Händen oben“, sagte er. „Dumme Fehler brauchen wir doch nicht, oder?“ Er wandte sich wieder Grinser zu. „Also, mein schlaues Kerlchen, komm ganz langsam durch die Hecke – wenn du noch ein bißchen länger leben willst.“
Grinser drängte sich durch die Hecke. Seine Hosen hingen auf seinen Knöcheln. Er machte eine Bewegung, um sie hochzuziehen, aber der Priester sagte: „Lockere Kleidung. Rühr dich nicht!“
Grinser rührte sich nicht.
„Hört mal“, sagte Greville, „sie haben meine Freundin vergewaltigt. Sie ist da hinter der Hecke. Kann ich zu ihr gehen?“
„Charmant“, sagte der Priester. „Rühr dich nicht. Was ist mit dem, den du erwischt hast?“
„Dem habe ich eins über den Kopf gegeben“, sagte Greville. „Er atmet noch.“
Der Priester rief zu dem Landrover hinüber: „Alles klar, Kinder, kommt raus.“
Die Ladeklappe wurde heruntergelassen, und zwei Mädchen – von denen keines älter als zwanzig sein konnte – kamen heraus. Eine hatte ein Schrotgewehr und die andere ein automatisches Gewehr in der Hand.
„Ist alles mit dir in Ordnung, Pater Jack?“ fragte das Mädchen mit dem Schrotgewehr.
„Völlig in Ordnung, meine Liebe“, sagte Pater Jack und stand auf. Er wandte sich wieder Greville zu. „Sammle die Waffen ein“, sagte er und deutete zu den Gewehren und Pistolen, die bei Grinser, Jim-Jim, Schlappohr und Glotzer lagen. „Und versuche keine Tricks. Leg sie mitten auf die Straße. Dann kannst du nachsehen, ob deine Freundin noch unter uns weilt.“
Greville führte aus, was ihm aufgetragen worden war. Dann ging er zu dem kleinen Garten hinüber, wo sie Liz hingeschleppt hatten.
Sie lag noch in dem hohen Gras, wie Grinser sie verlassen hatte.
Sie war vollständig nackt und sah aus, als hätte sie sehr viel einstecken müssen, war aber noch bei Bewußtsein. Ein Auge war stark in Mitleidenschaft gezogen und fast zugeschwollen. Aus ihren geschwollenen Lippen floß Blut, und ihre Schultern und Brüste waren mit Bißspuren übersät. Auf dem Bauch hatte sie zwei gelblich-blaue
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