Stiefkinder der Sonne
wenig länger Zeit. Was ihm das nützen würde, wußte er nicht. Wahrscheinlich würden sie sowieso umgebracht werden. Er fragte sich zynisch, ob Liz wirklich lieber vorher als nachher umgebracht werden wollte. Er sah sie aber nicht an. Er hatte nicht den Mut dazu.
„Onkel ist beleidigt“, sagte Nibs. „Da wollen wir doch mal sehen, wie wir ihn aufmuntern können … Grinser, du und Schlappohr und Brummkopp könnt mit dem Schätzchen auf dem Rasen spielen, aber nur ein paar Minuten – und seht zu, daß keiner von euch länger als fünf Minuten braucht, weil nämlich Jim-Jim und Glotzer nicht sehr glücklich darüber wären, wenn für sie nichts mehr übrig ist … Jim-Jim, fahr den LKW weg, falls wir noch Besuch bekommen. Glotzer, du kannst mir helfen, Onkel zu unterhalten, bis Grinser und Co. ihr Problem bewältigt haben.“
Liz fing an zu kämpfen, aber gegen Grinser, Schlappohr und Brummkopp konnte sie nicht das geringste ausrichten. Sie hoben sie auf und trugen sie hinter eine der verwilderten Hecken, wo sich ein halbes Jahrhundert lang nichts Aufregenderes abgespielt hatte als das wöchentliche Mähen und die Aussaat im Frühling. Sie warfen Liz in das nun hochgewachsene Gras. Brummkopp hielt ihre Arme fest, Grinser zog ihre Hosen herunter, und Schlappohr machte sich für den ersten Gang fertig.
Liz hörte plötzlich auf, sich zu wehren. Was nützte es eigentlich noch? Ihre Augen jedoch machte sie nicht zu. Als Schlappohr sich auf sie legte, ihre Beine auseinanderzwang, sich rhythmisch hochbrachte und dabei den Schmerz genoß, den sie zeigte, als er sie in die linke Brustwarze kniff und daran zog, versuchte sie, ihren Körper dazu zu bringen, keine Reaktion zu zeigen, versuchte so zu tun, als gehöre der Schmerz zu jemand anders. Er biß sie in die Lippen und drückte ihren offenen Mund gegen seinen. Noch immer jedoch schloß sie nicht die Augen. Sie sah ihm in seine, die vor Lust trübe und leer waren, haßte ihn und wünschte ihm den Tod an den Hals. Er starb nicht. Er arbeitete sich unermüdlich und geistesabwesend zu einem groben und mechanischen Höhepunkt hin.
Währenddessen stieg Jim-Jim wieder in den Lastwagen und stieß in die Seitenstraße zurück, während Glotzer auf der Bürgersteigkante saß und sein Kleinkalibergewehr so auf dem Schoß hielt, daß der Lauf grob in Grevilles Richtung zeigte. Und Greville unternahm nichts.
Nun, da seine aktive Streitmacht zeitweilig eingeschränkt war, hielt Nibs seinen Revolver sorgfältiger in der Hand. Er trat zwei Schritte von Greville zurück. Er wollte nichts riskieren.
Nibs lauschte gierig auf die unterdrückten Geräusche hinter der Hecke. Manchmal war ein Grunzen zu hören. Manchmal konnte Liz es nicht vermeiden, ein leises, tierisches Stöhnen auszustoßen. Nibs lächelte. Die Schweißtropfen auf seiner spärlich bewachsenen Oberlippe wurden größer. Er gewann der Situation mehr sinnliches Vergnügen ab, als wenn er selbst auf Liz liegen würde.
Viel mehr, dachte Greville. Denn Nibs war nicht nur ein Mörder, er war auch noch ein Sadist. Gott allein wußte, was geschehen war, um aus ihm das zu machen, was er war. Es mußte ziemlich entsetzlich gewesen sein. Oder es waren eine ganze Menge Dinge, die ziemlich entsetzlich gewesen waren … Er versuchte, nicht an Liz zu denken … Er versuchte nur, eine Methode zu finden, mit der er an den Revolver kommen könnte, bevor er selbst erschossen wurde.
Nibs hielt seinen Revolver noch immer auf Greville gerichtet und warf einen schnellen Blick über die Hecke. „Schlappohr ist fertig“, sagte er lakonisch in normalem Unterhaltungston. „Deine Liebste macht ganz den Eindruck, als hätte sie ihren Spaß daran, Onkel. Du mußt sie ziemlich ausgehungert haben. Macht nichts, wenn Brummkopp erst einmal mit ihr fertig ist, hat sie den Bauch erst einmal ordentlich voll. Brummkopp sagt nicht viel, aber er hat Talent.“
Jim-Jim kam mit der Pistole in der Hand von dem geparkten Lastwagen zurück. „Ich höre etwas“, sagte er.
Nibs lachte. „Das ist nur unser kleiner geiler Arsch, die ihren Spaß hat. Grinser ist gerade dran.“
„Nein. Ich meine einen Automotor. Hör mal.“
Sie lauschten.
„Das ist tatsächlich ein Auto“, sagte Glotzer, der kurz gesprächig wurde. „Sollen wir ihn durchlassen, Nibs? Für einen Tag haben wir doch schon ganz schön was erwischt.“
Nibs aber war von Macht trunken. „Nie im Leben.“ Er sah über die Hecke. „Laß Grinser seine Tour allein fertigbringen. Sie
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