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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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sagte Pater Jack, drehte sich zu Grinser und sah sich seine teilweise Nacktheit genau an, „du scheinst auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Hast du noch irgendwelche Bemerkungen zu machen?“
    „Leck mich am Arsch“, gab Grinser tapfer zurück.
    Pater Jack seufzte. „Ego te absolvo, mein Sohn“, meinte er und schoß Grinser genau in die Stirn.
    Nibs sah die Leiche an, dann Greville und schließlich Pater Jack. Er leckte sich über die Lippen. „Pater, kann ich noch beichten, bevor …“ Er sah ungläubig die Pistole an und brachte den Satz nicht zu Ende.
    „Beichte nur, mein Sohn.“
    „Nicht, daß ich irgend etwas von dem Scheißdreck glauben würde, den deine Leute da verzapfen, weißt du“, sprach Nibs ruhig weiter. „Aber meine Familie war mal katholisch, weißt du? Das bringt uns einander irgendwie näher, wenigstens ein bißchen.“ Er sah wieder zu Greville hinüber. „Wenn es nicht zuviel Mühe macht, hätte ich’s lieber ein wenig privater.“
    „Knie nieder“, sagte Pater Jack. Er drehte sich zu Greville um. „Wenn du uns vielleicht entschuldigen würdest?“
    Greville sagte nichts. Er ging zu dem Auto zurück und sprach mit Liz. Sie brachte es sogar fertig, ihm zuzulächeln. Dann schloß sie die Augen und lehnte sich zurück, als wolle sie jetzt nichts anderes als schlafen.
    Greville beobachtete Pater Jack und Nibs. Der Junge kniete auf der Straße. Er sprach schnell und leise. Offensichtlich, dachte Greville, hatte er eine Menge zu beichten.
    Es dauerte ungefähr fünf Minuten. Dann legte Pater Jack ihm die Hand auf die Stirn, und Nibs schlug das Kreuz …
    … und stürzte sich fast sofort auf die Beine von Pater Jack. Der Priester stürzte schwer, und Nibs versuchte hektisch, die Pistole zu packen. Es gelang ihm nicht.
    „Ego te absolvo, mein Sohn“, sagte Pater Jack mit lauter Stimme. Die Pistole war nicht zu sehen. Das Geräusch des Schusses war verzerrt und gedämpft.
    Nibs aber war plötzlich von einem Mörder bei seinem letzten Mordversuch in einen kleinen und seltsam rührenden Haufen verwandelt. Er rollte zuckend auf den Rücken und lag bewegungslos auf der Straße. Nur ein weiterer toter Junge. Ein verspätetes und indirektes Opfer der Omega-Strahlung von zehn Jahren Dauer.
    Pater Jack stand auf und klopfte sich den Staub ab. Sein Hinken war vollständig verschwunden. „Das war’s also“, sagte er. „Vielleicht sollten wir uns jetzt die Dame anschauen.“
     

9
     
    Pater Jack war kein katholischer Priester – er war eigentlich für keine wie auch immer geartete Priesterschaft ordiniert. Er war fast zwanzig Jahre lang in dem Kloster vom Heiligen Herzen bei Newmarket der oberste Gärtner gewesen. Davor war er ein Sträfling und davor ein bescheidener und einigermaßen erfolgreicher Einbrecher gewesen. Bevor er Einbrecher geworden war, hatte er fünf Jahre lang als Fallschirmjäger gedient. Nun aber war er als fast natürliche Folge der zehn Jahre Omega-Strahlung und des Schönwetterselbstmords einfach Pater Jack geworden. Pater oder Vater auch im buchstäblichen Sinn des Worts, denn er hatte polygam vier von den ältesten überlebenden Mädchen des Klosters geheiratet und bereits ein halbes Dutzend Kinder gezeugt.
    Das Kloster vom Heiligen Herzen hatte zu Beginn der Schönwetterselbstmorde aus einer Äbtissin, acht lehrenden und arbeitenden Nonnen, fünfzig Mädchen, einem Obergärtner, einem Gärtnerlehrling und einem Hilfsarbeiter bestanden. In den ersten beiden Jahren hatten der Gärtnerlehrling, der Hilfsarbeiter und zwei Nonnen Selbstmord begangen. Alle anderen wurden angehalten weiterzumachen, als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen; Gottes Arbeit nämlich war noch zu verrichten. Einige von den Mädchen wurden von ihren Eltern abgeholt, aber die meisten blieben und wurden schnell zu Waisen.
    Das Kloster hatte schon seit Jahren seine eigene Verpflegung angebaut; seinen Insassen gelang es daher, bis Anfang 1991 relativ normal weiterzumachen. Die Schwierigkeiten kamen eines Tages, als Pater Jack – der damals noch einfach Jack Rowbottom hieß – auf der Jagd unterwegs war. Sie kamen, wie das so üblich war, in der Gestalt eines Lastwagens voller Männer auf einer Plünderfahrt.
    Jack Rowbottom hatte schon soweit vorgesorgt, daß er Feuerwaffen beschafft und die Nonnen in ihrem Gebrauch unterwiesen hatte, so daß die Nonnen sich noch recht wacker schlugen, obwohl sie einem zahlenmäßig überlegenen und besser bewaffneten Gegner gegenüberstanden. In der

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