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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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hungrig.
    „Gekochte Katze“, sagte Nosey. „Das ist besser als Hund – schmeckt eher wie Hase. Der Scheißkoch weiß bloß nicht, wie man mit ordentlichem Fleisch umgeht … Hör mal, ich habe auch eine Neuigkeit für dich. Sie lebt noch.“
    „Lebt noch?“ wiederholte Greville ohne Ausdruck.
    „Deine Frau, Kumpel. Der Squire hat sie in den Bau gesteckt – das ist der Platz, wo er die Frauen hält, die nichts für unsereins sind … Sie kriegt ja was Kleines, habe ich gehört. Da kommt also niemand dran, bis sie geworfen hat. Mit derlei Sachen nimmt es der Squire sehr genau.“
    Während der ungefähr zehn Minuten, die ihnen blieben, bis die restlichen Männer in die Quartiere zurückkamen, erfuhr Greville eine ganze Menge über den Squire und seine kleine Gemeinde, aber der Gedanke, der ihn voll und ganz beherrschte, war die Nachricht, daß Liz noch am Leben war. Er war wie ein Lebenselixier, das ihm wieder Lebenswillen in die Adern pumpte.
    Als die anderen Männer kamen, ging Nosey in der Unterhaltung sofort auf Themen über, die auf jeden Fall sicher waren – Essen, Frauen und Big Tom. Es sah so aus, als seien Essen und Frauen strikt rationiert. Big Tom jedoch war in keiner Beziehung rationiert. Er war außerdem allseitig unbeliebt. Nicht verhaßt, nur unbeliebt. Obwohl er nämlich gegen alle Männer in der Kaserne gekämpft und sie besiegt hatte – das gehörte alles zur Grundausbildung –, war er doch vernünftig genug, sich im Sieg großzügig zu zeigen. Er respektierte Männer, die gut kämpfen konnten, und jeder, der Glück genug hatte, es ihm fast mit gleicher Münze zurückzuzahlen, konnte sicher auf eine Extraration Essen oder Sex zählen, die er ab und zu von Big Tom bekam. Big Tom konnte mit beiden Händen gleichzeitig je einen Zentnersack Korn heben. Er ließ jedem Rekruten die Wahl, entweder die Säcke zu heben oder gegen ihn zu kämpfen. Wenn sie sich für das Korn entschieden und es nicht heben konnten, prügelte er sie bis zur Bewußtlosigkeit. Big Tom war ein Ire, dessen Familie in der dritten Generation in Liverpool gelebt hatte. Außerdem war er ein gläubiger Katholik. Der Squire hatte ihm eine Frau gegeben, und er hatte ihr drei Kinder gemacht. Er ging jeden Sonntag mit ihr in die Kirche von Brabyns, wo der Squire, ebenfalls ein Katholik, als Freizeitpriester Gottesdienste abhielt.
    Die Unterhaltung in der Kaserne war nur von kurzer Dauer, denn die Männer waren müde. Bald waren die beiden von Schnarchen und schwerem Atmen umgeben. Nosey aber blieb wach.
    „He, Greville“, flüsterte er. „Glaubst du, du hältst es aus?“
    „Was aushalten?“
    „Diese Lehensscheiße hier. Da ist der Squire ganz versessen drauf. Er meint, wir müssen erst zurück, bevor wir wieder vorwärtskommen … Vielleicht hat er da nicht einmal so unrecht.
    Zu seinen Buhmännern oder wie immer er sie nennt, möchte ich aber nicht gehören. Weißt du, er läßt sie brandmarken. Ein großes A mitten auf die Stirn. Die sind in den alten Ställen … Das stellt er allerdings nur mit Leuten an, die echt Schwierigkeiten machen … Meinst du, du hältst es hier aus?“
    „Nein“, sagte Greville. „Ich glaube nicht, daß ich es hier aushalte. Ich glaube, ich hole mir die Frau zurück und haue ab.“
    Nosey unterdrückte ein Lachen. „Da mußt du schon riesiges Glück haben. Verdammtes Glück, Kumpel. Der Squire hat sie ja vielleicht nicht alle, aber seinen Besitz hat er wirklich dichtgemacht … Der letzte, der es versucht hat, ist gejagt worden wie ein Fuchs … stilecht, mit allem Drum und Dran. Der Squire hält sich immer noch ein Rudel Jagdhunde. Kaum zu glauben, was – das ganze verdammte Land ist voller Hunde, und er hält sich Jagdhunde … Die haben den Burschen, von dem ich dir gerade erzählt habe, ganz schön zugerichtet. Nur seine Schuhe sind übriggeblieben.“
    „Warum hast du mich denn dann gefragt, ob ich es aushalte, verdammt noch mal?“ fragte Greville gereizt.
    Nosey lachte in sich hinein. „Weil ich es auch nicht aushalte, Kumpel. Meine Alte war vielleicht nicht viel wert, aber in den Puff hätte er sie trotzdem nicht zu stecken brauchen.“
    Greville sagte nichts.
    „Weißt du, warum er sie in den Puff gesteckt hat?“ fragte Nosey rhetorisch. „Weil sie ihm seine stinkenden Dreckfüße nicht waschen wollte, deshalb … Na ja, überschlaf’s erst mal, Kumpel – und bei irgendeinem Bastard kannst du dich bedanken, daß du noch nicht tot bist.“
    „Ich überschlaf’s“, sagte

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