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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Greville. „Vielen Dank für den Eintopf – und sonstiges.“
    „War mir ein Vergnügen“, flüsterte Nosey. „Träume süß.“
    Merkwürdigerweise träumte Greville ganz außerordentlich süß. Er träumte von Liz. Sie war noch am Leben, und nur darauf kam es an.
    Am nächsten Morgen, nach dem Früstück, das dem vom Vortag glich wie ein Ei dem anderen, warteten wieder Big Tom und die Grundausbildung auf ihn. Ein Teil der Grundausbildung schien im Fällen von Bäumen zu bestehen, um eine Lichtung für das zu schaffen, was Big Tom den Verteidigungsrundkreis nannte. Nach und zwischen Zeiten mit der sieben Pfund schweren Axt und der Zweihandsäge gab es wieder Übungen mit dem Bogen. Greville kam mit dem Bogen nicht zurecht. Es verursachte ihm schmerzende Handgelenke. Die Pfeile landeten entweder zu kurz oder flogen viel zu weit. Seine Unfähigkeit schien Big Tom einen Riesenspaß zu machen.
    „Kein Wunder, daß du weißes Haar hast“, röhrte er jovial. „Du denkst zuviel. Du bist so ein Scheiß-Intellektueller. Jetzt hör mal auf, den Bogen zu halten, als sei das eine Harfe. Leg den Pfeil ein, zieh die Schnur zurück – und laß uns ein bißchen Zeit, damit wir uns vor das Ziel stellen können. Da sind wir sicher.“
    Die Männer antworteten auf Toms groben Humor mit Pawlowschen Reflexen. Bald war Greville die Zielscheibe für den Spott der gesamten Gruppe.
    Er akzeptierte die Rolle mit Gleichmut. Er hatte das Gefühl, daß es nützlich sein könnte, den Ruf aufzubauen, er sei nicht in der Lage, irgend etwas fertigzubringen, wozu Geschick oder größere physische Anstrengung nötig war.
    Der Tag verging ohne Zwischenfall. Als sie am Abend nach dem Essen in die Quartiere zurückkamen, war Greville erschöpft. Die meisten seiner Leidensgenossen waren jünger als er und hatten sich an die anstrengende Ausbildung schneller gewöhnt. Außerdem war von ihnen keiner in der letzten Zeit von eine Mine in die Luft gesprengt worden.
    Greville hatte jedoch das Gefühl, daß er die Plagen und Mühen nicht ganz umsonst auf sich genommen hatte. Er hatte sich in dem Gebiet, das der Squire kontrollierte, schon recht gut orientiert, und solche Kenntnisse würden sich früher oder später als nützlich erweisen.
    In dieser Nacht legte Nosey seine Matratze neben die von Greville. „Hast du schon irgendeine gute Idee?“ fragte er, als nicht mehr daran zu zweifeln war, daß die anderen alle eingeschlafen waren.
    „Noch nicht“, gab Greville zu.
    „Mach dir darüber keine Gedanken, Kumpel.“ Nosey lachte grimmig. „Wir haben so viel Zeit, wie wir wollen. Zum Pläneschmieden bin ich nicht viel wert, da mußt du wohl den Kopf spielen. Wenn du dir aber erst mal überlegt hast, was zu tun ist, dann bin ich so gut wie jeder andere.“
    „Wir brauchen Gewehre“, sagte Greville, „nicht Pfeil und Bogen.“
    Nosey lachte. „Da mußt du schon verdammtes Glück haben. Überleg dir was anderes, Kumpel.
    Die einzige Kanone, an die wir je herankommen werden, ist die, die Big Tom umgeschnallt hat – es sei denn, der Squire entschließt sich, dir zu vertrauen, oder sie schicken uns los, damit wir die Anarchos fertigmachen.“
    Über seinen Überlegungen, wie er es schaffen könnte, an Big Toms Pistole heranzukommen – nicht daß es viel nützen würde, denn die anderen Männer in der Gruppe waren entweder zu verängstigt oder zu dumm und daher loyal –, schlief Greville ein. Manche waren schon ausgezeichnete Bogenschützen, und man konnte einen Bogenschützen zwar mit einem Gewehr in Schach halten, aber ein Revolver war für diesen Zweck völlig sinnlos.
    Der nächste Tag war praktisch genauso wie der Tag zuvor. Der einzige Unterschied war der, daß Greville sechs von den Sträflingen des Squires dabei zusah, wie sie einen Pflug zogen, während er sich von einer Nahkampfübung erholte. Da der Squire eine ganze Reihe Pferde hatte, war ihm der Anblick rätselhaft, bis Nosey ihm erklärte, daß dies zu der Strafe gehörte. Die Sträflinge wurden von zwei Aufsehern mit Gewehren und Knüppeln bewacht – wahrscheinlich gehörten sie zu Sir James Oldknows Prätorianergarde. Greville sah fasziniert zu, wie sich die Männer anstrengten, um den Pflug durch den halbgefrorenen Boden zu zerren. Er hatte das Gefühl, als sei er um Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt und buchstäblich wieder im Mittelalter gelandet.
    Ein Tag folgte dem anderen. Greville wurde körperlich und geistig härter. Nachts dachte er in den wenigen herrlichen

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