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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Minuten, in denen er entspannt war, bevor der Schlaf kam, abwechselnd an Liz – er hatte schon herausbekommen, in welchem der Gebäude sie sich befand – und an Fluchtmethoden. Zuerst mußte er jedoch einen Weg finden, wie er sich mit ihr in Verbindung setzen konnte. Es wäre dumm, etwas anzufangen, wenn er sich seines Erfolgs nicht sicher war. Er hatte schließlich, wie Nosey gesagt hatte, so viel Zeit wie er wollte.
    Wie sich zeigen sollte, hatte Nosey unrecht. Beiden blieb nur noch wenig Zeit; sicherlich nicht genug, um mit Liz eine Verbindung herzustellen.
    Am achten Tag der Grundausbildung bekam Greville die Möglichkeit, sich entweder dafür zu entscheiden, die beiden Zentnersäcke Korn hochzuheben, oder gegen Big Tom zu kämpfen. Big Tom war auf seine eigene Art fair. Er hatte geduldig gewartet, bis Greville seiner Ansicht nach wieder ganz gesund war und sich erholt hatte. Dann wollte er seinen Spaß mit ihm haben.
    Big Tom war viel größer und schwerer als Greville. Er entschloß sich für das Korn. Big Tom lachte laut. Er ließ die Säcke von zwei Männern holen, hob sie selbst auf und warf sie Greville vor die Füße. „Da hast du sie, mein Junge, und alle Heiligen mögen dir beistehen, wenn du die beiden Schätzchen nicht hochkriegst.“
    Greville hatte sich über dieses Problem schon Gedanken gemacht und glaubte, die Antwort gefunden zu haben. Erlegte die beiden Säcke ungefähr zwei Fuß voneinander entfernt auf den Boden und schob das Korn in ihnen zum größten Teil an die beiden Enden der Säcke, so daß sie in der Mitte relativ leer waren. Dann kauerte er sich hin, legte fest einen Arm um jeden Sack und versuchte aufzustehen. Es gelang ihm, beide Säcke ungefähr einen Fuß vom Boden hochzuheben, bevor er voll auf das Gesicht fiel.
    Manche aus der Gruppe, die zugesehen hatten, klatschten Beifall, weil sie der Meinung waren, daß er im Sinn der Herausforderung erfolgreich gewesen war. Big Tom aber war wütend. Bis jetzt war es noch niemand anders gelungen, beide Säcke zur gleichen Zeit vom Boden hochzuheben. Er hatte das Gefühl, daß Greville ihn irgendwie betrogen hatte. Außerdem war er entschlossen, sich sein einfaches Vergnügen nicht nehmen zu lassen.
    „Der Versuch war aller Ehren wert, mein Junge, aber geschafft hast du es doch nicht ganz.“ Dann hob er die beiden Säcke bis in Schulterhöhe, um zu zeigen, was er meinte. „Also wirst du jetzt versohlt, weil du zu schlau sein wolltest.“
    Darauf hob er Greville hoch, als sei er ein Kind, um ihn mit dem Gesicht nach unten schwer auf sein ausgestrecktes Knie fallen zu lassen, das ihn im Magen traf.
    Big Tom aber ließ ihn nicht los, und während Greville würgend und nach Luft schnappend auf seinem Knie lag, schlug Big Tom ihm erniedrigend und schwer mit seiner flachen Hand auf den Hintern.
    Diese Aktion dauerte nicht lange. Sie war nur eine Demonstration von überwältigender Überlegenheit.
    Während des restlichen Nachmittags war Greville schweigsam und unterwürfig. Er zeigte das Verhalten eines sowohl physisch als auch psychisch geschlagenen Mannes, und deshalb nahm ihn Big Tom auch nicht wie üblich auf den Arm. Er schien sich sogar Mühe zu geben, Greville keine anstrengenden Aufgaben zukommen zu lassen. Das war seine Art zu zeigen, daß die Auseinandersetzung vorbei und vergessen war und daß Greville jetzt, da er seinen Platz kannte, in Big Toms glückliche Familie aufgenommen werden konnte. Es war merkwürdig, aber einige von den anderen Männern machten ebenfalls einen gedrückten Eindruck. Manche von ihnen hatten das Gefühl, daß Big Tom zu weit gegangen war. Sie nahmen an, daß Greville schon ziemlich alt war, weil er weißes Haar hatte, und es kam ihnen so vor, als hätte Big Tom dieses Alter für sich ausgenutzt.
    An diesem Abend kamen in der Kaserne einige Männer, deren Namen Greville nicht einmal kannte, bei ihm vorbei, um ein paar Worte mit ihm zu sprechen. Niemand erwähnte den Zwischenfall mit den Kornsäcken, aber gerade dadurch, daß sie das Thema vermieden, machten sie daraus einen unausgesprochenen Gegenstand für unausgesprochenes Mitleid.
    „Mach dir nichts daraus“, sagte Nosey, der auf seiner Matratze saß. „Soweit ich das übersehe, hat sich der große Scheißkerl keinen Gefallen getan. Er hat nur die Leute gegen sich aufgebracht und Freunde verloren.“
    „Ich weine mir auch deshalb nicht die Augen aus, Nosey“, bemerkte Greville gleichmütig. Er sah sich in der düsteren Beleuchtung seine Stiefel

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