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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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und du wirst mich nicht undankbar finden.“
    „Worum geht es in der Grundausbildung?“
    „Ach, um eine ganze Menge Sachen“, sagte Sir James ausweichend. „Militärische Organisation, unbewaffneter Nahkampf, der Gebrauch des Bogens.“
    „Ich verstehe … Mit einem Gewehr kann ich schon ganz gut umgehen.“
    Sir James Oldknow lachte. „Feuerwaffen“, sagte er, „sind ganz streng für den Gebrauch der Prätorianergarde beschränkt … Du hast noch eine ganze Menge zu lernen, mein Bester. Ich hoffe, du machst etwas daraus, es ist nur zu deinem eigenen Vorteil.“
     

25
     
    Es dauerte neun Tage, bis es Greville gelang, Sir James Oldknow und seinem aufgefrischten Feudalsystem zu entkommen. Hätte es dort nicht zwei Männer gegeben – als Nosey und Big Tom bekannt –, so wäre er vielleicht gar nicht geflohen. Oder zumindest nicht, bis es zu spät war, denn er wurde von der Erinnerung an Liz geplagt. Der Gedanke, daß er sie nie wiedersehen würde, zehrte an seiner Energie und sogar an seiner Selbstachtung. Eine Zeitlang war er sich nicht klar darüber, ob er leben oder sterben wollte. Erinnerungen an die Chelsea-Brücke erhoben sich in seinem Kopf – nicht an den Tag, an dem er Liz vor den Hunden gerettet hatte, sondern an die Nacht, in der er Pauline getötet hatte.
    Er hatte sie getötet, dachte er, weil er sich selbst töten wollte. Vielleicht hatte er Liz aus dem gleichen Grund und merkwürdigerweise auf eine ähnliche Art getötet. Vielleicht stellten beide Zwischenfälle seltsame kleine Witze der Geschichte dar. Vielleicht war die Tatsache oder die Möglichkeit, daß das Kind, das Liz in ihrem Bauch trug, nicht von ihm war, irgendwie eine Fortsetzung zu der Tatsache, daß andere Männer zwischen Paulines Beinen gelegen hatten. Und vielleicht waren Liz und Pauline die gleiche Person in einer anderen Welt.
    Glücklicherweise blieb ihm für Grübelei nicht viel Zeit. Eigentlich blieb ihm für nichts viel Zeit. Sir James Oldknow hielt Wort. Obwohl er noch schwach war, wurde er am nächsten Morgen von Big Tom aus dem Bett gezerrt – er war der starke Mann, der am ersten Tag bei seiner Unterhaltung mit Sir James dabeigewesen war.
    Es war kurz nach der Morgendämmerung, als Big Tom kam. Greville schlief noch unruhig. Big Tom hob ihn wie ein Kind aus dem Bett und stellte ihn auf die Füße. Dann warf er ihm seine Kleider an den Kopf.
    „Der Squire sagt, daß du die Grundausbildung erhalten sollst“, verkündete er freudestrahlend. „Ich bin die Grundausbildung.“ Er lachte. „Wenn ich fertig bin mit dir, dann wirst du glauben, daß es auf der ganzen Welt nichts gibt, das gründlicher ist. Ich mache einen ganzen Kerl aus dir. Sogar ein Scheiß-Schreiberling muß auf seinen eigenen Beinen stehen können.“
    Nachdem sich Greville angezogen hatte, wurde er aus dem Hause Brabyns herausgeführt. Sein Weg führte an zwei Holztoren in einem Drahtzaun vorbei, von dem er später erfahren sollte, daß er unter Strom stand, und zu einer Art Speisesaal, in dem ungefähr zwanzig Männer ihr Frühstück verzehrten.
    Das Frühstück bestand aus Porridge, etwas ziemlich grauem Brot, einer Scheibe Schinken und einem heißen Getränk, das offensichtlich Kaffee-Ersatz sein sollte, das aber wie eine Mischung aus angebranntem Toast und Wasser schmeckte. Greville wurden dafür zehn Minuten eingeräumt, und dann fing der Drill an. Mit den anderen Männern, die Big Tom zu einer Kampftruppe für den kommenden Krieg gegen die Anarchos zusammenschweißen wollte, mußte Greville die Qualen einer Nahkampfausbildung über sich ergehen lassen. Er war zu irgendwelchem Widerstand noch zu schwach. Nach ein paar Turnübungen folgten Bogenschießen und Messerkampf, und danach gab es noch mehr Übungen. Greville brach lange vor der Mittagspause zusammen. Big Tom ließ einen Eimer Wasser über ihn ausgießen, und dann wurde er in eine große Holzhütte getragen, auf deren Boden Strohmatratzen lagen. Dort ließen sie ihn liegen, damit er nachdenken und sich abtrocknen konnte. Er war für beides zu erschöpft. Er schlief naß ein und wachte naß und zitternd auf.
    Es war fast dunkel, und jemand schüttelte ihn. Es war ein Mann, der sich als Nosey vorstellte.
    „Wach auf, Kumpel“, sagte Nosey. „Ich habe hier eine Ration Eintopf für dich. Sieh zu, daß du’s runterkriegst. Bis morgen gibt es sonst nichts mehr.“
    Der Eintopf war in einer alten Konservendose. Er roch widerlich, aber Greville war plötzlich entsetzlich

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