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Stigma

Stigma

Titel: Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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gehört?«
    Toms Blick trübte sich. »Hat das nicht etwas mit Reinkarnation zu tun?«, erkundigte er sich abfällig.
    »Nun ja, das ist nur ein Gebiet, auf dem diese Methode angewendet wird«, sagte Dr. Westphal. »Im Grunde geht es darum, mithilfe hypnosetechnischer Verfahren versteckte Erinnerungen wieder zum Vorschein zu bringen. Das umfasst unter anderem auch die Erinnerung an ein früheres Leben.«
    »Und inwiefern sollte mir das helfen? Ich glaube nicht an so etwas.«
    »In Ihrem Fall müssten wir ja auch nicht ganz so weit zurückgehen. Nur dreizehn Jahre, Tom.« Wieder nippte sie an ihrer Tasse. »Die Anwendungsgebiete dieses Verfahrens sind sehr vielfältig, es wird auch bei Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt, um Erinnerungen an das traumatische Ereignis zurückzuholen. Zum Beispiel bei Kriegs- oder Unfallopfern. Aber auch bei Gewaltverbrechen und sexuellem Missbrauch.«
    Tom trank gelassen einen Schluck seines Mineralwassers. Dr. Westphals bemühte Ausführungen hatten seiner Skepsis keinen Abbruch getan. »Sie sagen, diese Methode sei nicht ganz kritiklos. Wo also ist der Haken?«
    »Genau das ist der Haken, Tom. Die Vielseitigkeit dieser Methode. Denn sie wird auch bei Menschen angewendet, die glauben, von Außerirdischen entführt worden zu sein, das lässt an der Glaubwürdigkeit mancher Ergebnisse argen Zweifel aufkommen.«
    Prima, dachte Tom und malte sich die Schlagzeile aus: »Erfolgreicher Schriftsteller auf dem Holodeck eines Raumkreuzers von Klingonen sexuell missbraucht«. Das würde sein Trauma komplett machen. »Für mich klingt das alles nach psychologischem Hokuspokus.«
    »Ich kann Ihre Bedenken verstehen. Selbst einige meiner Kollegen sind dieser Ansicht. In den Neunzigerjahren wurde diese Methode in den USA sehr häufig praktiziert, aber später fand man anhand von klinischen Studien heraus, dass viele der unter Hypnose gewonnenen Erinnerungen gar nicht den tatsächlichen entsprachen, sondern in dem hypnotischen Prozess indiziert und vom Patienten für real gehalten wurden. Das nennt man False-Memory-Syndrom.«
    »Sie können es nennen, wie Sie wollen«, erwiderte Tom, »letztendlich wäre das, was dabei zum Vorschein käme, doch wohl sehr zweifelhaft.«
    »Nicht unbedingt«, meinte Dr. Westphal. »In Ihrem Fall wissen wir jetzt, dass die Erinnerungen an das Trauma noch immer vorhanden und gespeichert sind. Wir müssen Ihr Unterbewusstsein nur dazu bringen, sie freizugeben. Behutsam natürlich. Und dafür ist Hypnose geradezu wie geschaffen, weil sie kontrollierbar ist. Ich habe sogar schon einen Therapeuten gefunden, den ich für geeignet halte und dessen Referenzen auf diesem Gebiet hervorragend sind. Er ist sehr interessiert an Ihrem Fall und wäre auch sofort bereit, die Sitzungen bei Ihnen zuhause durchzuführen, da Sie dort bestimmt wesentlich entspannter sind als in irgendeiner Praxis.« Dr. Westphal ging um den schweren Schreibtisch herum, öffnete eine der Schubladen und zog eine Aktenmappe daraus hervor. »Hier sind alle Informationen, die ich in den letzten Monaten darüber zusammengetragen habe«, verkündete sie. »Nehmen Sie sie mit, und entscheiden Sie sich in aller Ruhe.« Sie reichte ihm die Mappe.
    Tom zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte er skeptisch. »Ich halte nicht viel von solcher Effekthascherei.«
    »Wir reden hier nicht von billigen Jahrmarkttricks, Tom. Die therapeutische Hypnose ist in der Psychiatrie eine anerkannte Methode zur Bekämpfung von Ängsten. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die ihr Wissen in irgendwelchen Fernsehshows vermarkten. Trotzdem sollten Sie ein bisschen mehr Vertrauen haben, Tom.«
    »Was für Alternativen hätte ich?«
    »Nun, die üblichen. Sie könnten weiter alle zwei Wochen zu mir kommen. Ich habe auch gehört, dass es eine weiterentwickelte Therapieform für schwere posttraumatische Fälle wie Ihren gibt. Allerdings existieren noch keine brauchbaren Studien über Wirksamkeit und Dauer dieser Therapie. Es liegt also bei Ihnen, Tom. Wir können noch jahrelang auf diesem Weg weitergehen, oder wir riskieren eine Abkürzung.« Noch immer hielt sie ihm die Mappe hin. »Denken Sie wenigstens darüber nach. Es wäre eine echte Chance.«
    »Also gut«, gab Tom schließlich nach und griff nach den Unterlagen. »Wie viele solcher Sitzungen wären denn nötig?«
    »Das hängt davon ab, wie stark Ihre Blockaden sind und wie Sie darauf reagieren. Ich wäre natürlich bei jeder Sitzung dabei und könnte

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