Stilettos für Anfänger
die Brauen hoch über jene, die ihm zweifelhaft erschienen, als Annie hereinkam. Er sah auf, und das Buch fiel ihm aus der Hand und landete mit einem dumpfen Poltern auf dem Teppichboden.
Er schluckte zweimal, versuchte zu sprechen und merkte, dass er gar nicht in der Lage dazu war. Stattdessen schüttelte er den Kopf und versuchte, sich wieder in den Griff zu kriegen. Annie schenkte ihm ein kleines Lächeln und schwebte – nie zuvor hatte er sie sich so bewegen sehen – auf bloßen Füßen zur Couch.
“Ich habe nachgedacht über das, was du gesagt hast, Guy.” Ihre Stimme war leise und verführerisch. Guy hielt sich an den Armlehnen der Couch fest, um nicht dem verdammten Buch zu folgen. “Und ich denke, es wäre gut, mit dir zu reden. Wer könnte mir besser sagen als du, was ich falsch mache bei dem Mann, den ich verführen will?”
Guy starrte das hautenge kleine Outfit, das sie trug, beunruhigt an. Oh, es sah nicht schlecht aus. Ganz und gar nicht. Und genau das war das Problem.
Sehr, sehr langsam richtete er sich auf. “Annie …”
“Meinst du, dieses Kleid würde ihn antörnen? Ich werde natürlich hohe Absätze dazu tragen, wenn ich ihn verführe. Damit wir uns auf gleicher Höhe befinden.” Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu. “Er ist nämlich viel größer als ich.”
Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen. “Jeder ist größer als du.” Er sprach langsam und bedächtig, weil seine Zunge plötzlich seltsam schwerfällig geworden war. Was wahrscheinlich daran lag, dass sie lieber etwas anderes getan hätte, als zu reden.
Das Kleid, das aus einem cremefarbenen Wollstoff war, klebte buchstäblich an ihrem Körper, betonte ihre festen Brüste und straffte sich über ihrem flachen Bauch und ihren schlanken Schenkeln. Das verdammte Ding war superkurz und hatte fast exakt die gleiche Farbe wie ihre helle glatte Haut.
Als er den Blick endlich wieder zu ihrem Gesicht erheben konnte, sah er, dass sie errötet war und ihn aufmerksam beobachtete. Sie wartete vermutlich auf ein Kompliment – er würde verdammt sein, wenn sie eins von ihm bekäme! Er würde sie nicht auch noch dazu ermutigen, ein so aufreizendes Kleid zu tragen.
Er wollte nichts mit ihren Verführungsplänen zu tun haben.
Guy runzelte die Stirn und sah sie finster an. Er wusste, dass er sie jetzt kränken musste, aber er sah keine andere Möglichkeit. “Du siehst sozusagen nackter aus, als wenn du wirklich nackt wärst.”
Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper über seinen harten Ton. “Du hast mich noch nie nackt gesehen, woher willst du das also wissen?”
Er trat noch etwas näher, beugte sich zu ihr vor und sagte leise und gedehnt: “Ich habe dich schon nackt gesehen. Du willst mir doch nicht erzählen, du hättest das vergessen?”
Er wollte sie in Verlegenheit bringen, damit sie verschwinden würde, um sich umzuziehen, und in ihren gewohnten Jeans und einem ihrer weiten T-Shirts zurückkäme.
Aber offensichtlich dachte sie gar nicht daran.
Sie wandte den Blick ab und scharrte mit ihren nackten pinkfarben lackierten Zehen auf dem Teppich. “Damals war ich erst siebzehn – und zudem ein Spätentwickler. Es gab nicht viel zu sehen.”
Zärtlichkeit durchflutete ihn und zerstreute beinahe seinen Schock darüber, sie so sexy zu erleben. Er konnte sich noch so gut an den Tag erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Wahrscheinlich würde er es bis an sein Lebensende nicht vergessen.
“So wie du dich aufgeregt hast”, sagte er schroff, “hatte ich Angst, dass die ganze Nachbarschaft mitkriegen würde, was geschehen war.”
“Ich war beschämt”, gestand sie achselzuckend. “Als Marcy und Kim sagten, wir könnten nackt baden, ohne entdeckt zu werden, war ich dumm genug, ihnen zu glauben. Aber dass ausgerechnet du uns dann erwischen musstest …”
Guy musste lächeln bei der Erinnerung an die schrillen Schreie der jungen Mädchen. Er hatte noch Stunden später Kopfschmerzen gehabt. “Ich weiß nicht, wer erschrockener war. Ich oder ihr drei Mädchen.”
“Marcy und Kim schworen danach beide, rettungslos in dich verliebt zu sein.”
Er hatte sie kaum bemerkt an jenem Tag. Sein ganzes Interesse galt nur Annie. “Marcy und Kim waren unmöglich. Ich hätte es ihren Eltern sagen sollen, anstatt einfach nur wegzugehen.”
“Wegzugehen?” Sie warf ihm einen Blick zu und sah rasch wieder weg. “Wenn ich mich recht entsinne, bist du fluchend davongestürmt, und sogar deine Ohren waren feuerrot. Nachdem
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