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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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stürzen.« Katinka grub die Finger in ihren Haarschopf. »Allerdings schon seltsam, dass die Einträge im Sommer enden. Als hätte es keine Bücher mehr gegeben.«

Sonntag, 16.12.
     
    13
     
    Detektivarbeit konnte einen manchmal zur Verzweiflung treiben. Insbesondere, wenn man zu perfektionistisch an alles heranging. Katinka war von Haus aus eher ungeduldig und versuchte – logischerweise vergeblich – alles gleichzeitig zu erledigen. Mittlerweile hatte sie akzeptiert, dass jedes Ermittlungsergebnis bis zum Abschluss eines Falles ein Zwischenstadium war, welches jederzeit bei Vorliegen einer weiteren Erkenntnis revidiert werden konnte.
    Daran musste sie denken, als sie am nächsten Vormittag in Coburg in der Alexandrinenstraße auf eine Klingel drückte und jemand den Kopf aus einem Fenster im ersten Stock rausstreckte.
    »Zu wem wollen Sie?«, krähte die Frau. Sie trug ein Kopftuch und einen dicken Schal um den Hals.
    »Zu Irmi oder Günther Theissen!«
    »Da haben Sie Pech. Die sind seit Kurzem im Urlaub! Und außerdem haben Sie meine Klingel erwischt.«
    »Das tut mir leid!«, entschuldigte sich Katinka. »Theissens sind im Urlaub?« Das war jetzt aber ganz ungünstig.
    »Ja, wegen Weihnachten, wissen Sie«, erklärte die Bekopftuchte, als müsse sie Katinka erklären, was Weihnachten war. »Der Günther nimmt absichtlich vor Weihnachten Urlaub. Sie kommen am 30. Dezember heim, und ab 2. Januar arbeitet er wieder.«
    Mit einer Urlaubsreise hatte Katinka nicht gerechnet. Entweder die Literaturfreunde wussten nichts von den Ferien der Theissens oder sie wollten Katinka nichts davon sagen.
    »Entschuldigung, bei mir müssen die Plätzchen aus dem Herd«, rief die Frau. »Tschüss.« Mit einem Knall wurde das Fenster zugestoßen.
    Plätzchen, dachte Katinka. Die können mir gestohlen bleiben. Sie war vor Jahren dem Klub der Weihnachtshasser beigetreten und freute sich in diesem Jahr vor allem darauf, an den Feiertagen in ihrem neuen Zuhause die Beine hochzulegen und nichts zu tun, außer Musik zu hören und es sich mit Hardo gemütlich zu machen.
    Sie drückte auf den Klingelknopf, der direkt neben dem der Theissens lag. ›Meier‹ stand darauf. Wieder zeigte sich das Kopftuch im Fenster. »Was ist noch?«
    »Wohin sind die Theissens gefahren?«
    »Karibik!«
    »Haben Sie eine Handy-Nummer von den beiden?« Katinka bekam langsam Genickstarre vom Hochgucken.
    »Oi, ob ich die rausgeben darf …«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Na gut.« Wieder knallte das Fenster zu, und der Türsummer ging.
    »Es wäre wirklich wichtig«, begann Katinka, als sie die letzten Stufen durch ein herrschaftliches Treppenhaus nahm. »Ein Freund von Irmi und Günther ist gestorben.«
    »Wer denn?« Frau Meiers Augen leuchteten. Sie lehnte in ihrer Tür. Süßer, zimtiger Geruch trieb aus der Wohnung.
    »Das riecht ja herrlich bei Ihnen!« Katinka schloss die Augen und sog tief den süßen Duft ein. Der Trick funktionierte.
    »Ja. Gerade fertig geworden. Zimtsterne nach Omas Art. Ich gebe Ihnen ein Tütchen mit.« Frau Meier winkte Katinka in die Wohnung.
    »Tja, ich müsste wirklich bei Irmi oder Günther anrufen«, nahm Katinka den Faden wieder auf. »Selbst wenn sie Urlaub haben, sollten sie Bescheid wissen!«
    Frau Meier wühlte in einer Kommodenschublade herum. »Hier ist die Nummer! Schreiben Sie sie ab, ich packe Ihnen inzwischen ein paar Zimtsterne ein.«
    Eine Minute später kam sie aus der Küche mit einer MacDonald’s-Schachtel in der Hand. »Die Schachtel ist nur Tarnung. Sind Zimtsterne. Gruß an die Theissens. Tut mir leid wegen dem Freund.«
     
     
     
    14
     
    »Ivo ist tot?« Simone Mathieu sah Katinka entsetzt an. Sie saßen einander im Café Cador auf der Oberen Rathausbrücke gegenüber. Draußen trampelten die Fans der Glühweinbuden den Schnee platt. Einige zogen ihre Kinder und Hunde auf Schlitten hinter sich her. Ausnahmezustand in Weiß.
    Sie zeigte Simone das Foto von Ivo Leistner, das Motsch ihr geschickt hatte.
    »Ja! Das ist er!« Simones Hände wanderten in Zeitlupe zu ihrem Hals, wo sie sich am Revers ihres Blazers festhielten.
    »Die Nachricht ist überprüft«, sagte Katinka. »Ich habe sie von der Hofer Verkehrspolizei.«
    »Was heißt das? Er hatte einen Unfall, als er zum Literaturtreffen fuhr?«
    »Vermutlich. Bei Horst und Walli ist er jedenfalls nie angekommen. Angeblich wollte er gar nicht hinfahren, wegen des Wetters. Wissen Sie, ob er Verwandte hat?«
    »Keine Ahnung. Irgendwie hatte ich den

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