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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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zwar für ein paar andere Projekte, aber ganz ohne Zeitdruck.«
    »Hat sie ihren Pass dabei?«
    »Ich habe ihn gesucht. Und gefunden. Also nein.«
    »Keine Flugreise in die Wärme«, murmelte Katinka. »Wussten Sie, dass Ivo Leistner ebenfalls seit dem 12. Dezember nicht mehr von seinen Freunden gesehen wurde?«
    »Ivo?«
    »Läuft was zwischen Ivo und Rita?«
    »Ach, das ist doch absurd!« Simone schüttelte energisch den Kopf. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, und Rita hat … na, sie hat durchblicken lassen, dass sie keinen Bedarf an Männern hat.« Simone holte tief Luft. »Rita hat keinen Unfall gehabt und liegt nicht in einem Krankenhaus. Zu 99 Prozent, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Folglich muss sie freiwillig in der Versenkung verschwunden sein. Dann brauche ich sie wohl nicht vermisst zu melden. Wahrscheinlich will sie nicht gefunden werden. Aus Frankreich weiß ich, dass die Polizei bei Erwachsenen in solchen Fällen nie besonders aktiv wird. Es sei denn, sie haben knallharte Hinweise auf eine Straftat.«
    Womit sie zweifelsohne recht hat, überlegte Katinka. Rita Weiß war eine erwachsene Frau, die gehen konnte, wohin immer sie wollte, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen.
    »Ich fahre heute Nachmittag zu Irmi und Günther. Außerdem sehe ich zu, dass ich diesen Ivo auftreibe. Damit hätte ich den ganzen Klub abgegrast. Ich rufe Sie heute noch an und berichte.«
    »Sie denken, die Lösung liegt im Literatur- und Fresszirkel?«
    »Hat Rita andere Freunde?«
    »Sie hat nichts erzählt.«
    »Dann sind die Bücherwürmer unsere erste Anlaufstelle.« Katinka musterte Simones zweifelndes Gesicht. »Ich melde mich.«
     
     
     
    12
     
    Katinka ging zu Fuß nach Hause. Mit dem Fahrrad weiter als drei Meter zu kommen, konnte man momentan vergessen. Besser wären Langlaufski.
    Seit November wohnte sie nicht mehr in ihrer alten Gegend. Sondern in ihrem eigenen Haus. Ihrem halbwegs renovierten Haus im Herzen von Bambergs verwinkelter Altstadt. Am Fuß des Stefansberges, ganz nah an der Regnitz und nur wenige Minuten von Bambergs ältester Brauerei entfernt.
    Sie hatte das marode Haus im vergangenen Juni gekauft. Gegen den Willen von Hardo und gegen den guten Rat fast aller ihrer Freunde. Mittlerweile jedoch hatten sämtliche Orakelpriesterinnen ihre Unkenrufe aufgegeben und zeigten sich äußerst angetan von Katinkas neuem Zuhause.
    Als Katinka den Innenhof betrat, schnappte sie sich erstmal die Schneeschaufel und schippte einen Weg zu ihrer Haustür frei. Das Schaufelblatt schrappte über das Pflaster. Alles hier war alt. Baufällig, zerfleddert, vergilbt. Aber es hatte sich gelohnt, den ganzen Sommer über zu renovieren. Parkett zu verlegen, die Elektroleitungen zu erneuern, den Keller trocken zu legen, die Tapeten wegzureißen und die Wände zu streichen. Von sechs Wohnungen waren vier hergerichtet. Gleich unten wohnte Eva Bohnstett, eine freiberufliche Hebamme, mit der Katinka in ihrem letzten Fall kurzfristig zu tun gehabt hatte. Sie war frisch geschieden und hatte ihren Mädchennamen wieder angenommen, nachdem ihr Ehemann sich nach einem Jahr Ehe abgesetzt hatte. Die zweite Wohnung war erst am Abend vorher bezogen worden. Drei Studenten lebten hier zusammen: Mark, Giulio und Lon. Die Multikulti-WG, hatte Hardo geunkt. Seit er die drei jungen Männer, Gaststudenten aus den USA, Italien und Indien, etwas näher kennengelernt hatte, war er allerdings ziemlich angetan von ihnen.
    In dem großen Raum mit dem Kachelofen in der Mitte brannte Licht, und Katinka hörte harte Bässe aus dem gekippten Fenster wummern. Die Heizungsabrechnung würde ein Albtraum werden. Nicht für sie, für die Jungs.
    Katinka schloss die Haustür auf. Der Renovierungsstand des Treppenhauses ließ freilich zu wünschen übrig: Die Treppe, deren Stufen wahrscheinlich seit mehr als 100 Jahren nicht hergerichtet worden waren, war ausgetreten, der Lack splitterte ab, und es gab etliche wurmstichige Stellen. Um das Holz mit Öl einzulassen oder komplett zu sanieren, hatte es nicht mehr gereicht. Weder finanziell noch nervlich. Katinka wollte in den nächsten drei Monaten weder Pinsel noch Eimer noch Tapetenrollen noch Schleifmaschinen sehen. Also achtete sie nicht auf das Knarren und Federn der alten Stufen, sondern lief rasch in den ersten Stock hinauf, wo sich zwei Wohnungen befanden.
    Hinter der rechten Tür wohnte sie selbst: drei Zimmer, Wohnküche und Bad. Eigentlich viel zu groß für sie. Das

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