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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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ist vermutlich im Fichtelgebirge untergetaucht. Und dein Kollege bietet einen toten Mann.« Katinka mixte Öl, Essig und Joghurt zu einem Dressing. »Hör mal, Hardo …« Sie lief ins Wohnzimmer, schnappte sich das Telefon und drückte auf ›Rückruf‹, während sie in die Küche zurückging. Schnell reichte sie Hardo das Gerät. »Frag ihn, ob er einen Ivo Sonstwie gefunden hat. Der Nachname fällt mir jetzt nicht ein.«
    »Georg?« Hardos eisgraue Augen ruhten fragend auf Katinka, während er mit seinem Kollegen sprach. »So? Ivo Leistner?«
    Katinka stellte den Salzstreuer weg. Ivo Leistner. Genau das war sein Name. Sie nahm Hardo das Telefon aus der Hand.
    »Guten Abend. Katinka Palfy hier. Wann ist Ivo Leistner gestorben? Und wie?«
    Ein trockenes Lachen kam aus der Leitung. »Hardo hat recht. Ich beneide ihn.«
    »Worum?«, fragte Katinka begriffsstutzig.
    »Um die offensichtlich ziemlich draufgängerische und intelligente Frau, die er sich geangelt hat.«
    »Nein, das haben Sie ganz falsch verstanden. Ich habe ihn geangelt.«
    Hardo verdrehte die Augen und wendete die Spiegeleier.
    »Ivo Leistner ist mit seinem Kraftfahrzeug an einer Landstraße kurz vor Hof einen Hang hinuntergerutscht. Er lag schon eine Weile in seinem Wagen, als er gefunden wurde. Vielleicht 36 Stunden. Möglicherweise länger. Er ist erfroren.«
    »Warum ist er nicht aus dem Auto gekrabbelt?«
    »Schwer zu sagen. Der rechtsmedizinische Befund liegt noch nicht vor. Womöglich hatte er so einen schweren Schock, dass er die Realität nicht mehr wahrnahm und einfach im Wagen sitzen blieb. Bis er erfror. Wir gehen davon aus, dass er, selbst wenn er gewollt hätte, die Tür gar nicht mehr aufgekriegt hätte. Er steckte ziemlich tief in einer Schneewehe.«
    »Hm.«
    »Kein Anlass, an Fremdverschulden zu denken. Sie können sich ja selbst vorstellen, dass mit Spuren bei dieser Witterung nicht mehr viel zu wollen ist.«
    »Kann jemand so dusselig fahren, dass er einen Hang runterrutscht?«, staunte Katinka laut.
    Motsch seufzte auf. »Also, da muss ich Sie jetzt belehren. Sie haben gar keine Vorstellung davon, wie oft Menschen sich überschätzen, vor allem, wenn sie am Steuer eines Wagens sitzen. Sie kennen Ivo Leistner?«
    »Nicht persönlich. Über eine Bekannte. Wurde er einwandfrei identifiziert?«
    »Ja. Von einer Arbeitskollegin.«
    »Ich nehme an, die Ermittlungen sind schon eingeleitet?«
    »Selbstverständlich. Sie kennen das ja: Bei Unfällen mit Todesfolge tritt unverzüglich der Staatsanwalt auf den Plan.«
    »Würden Sie mir einen riesengroßen Gefallen tun?«
    »Der wäre?«
    »Schicken Sie mir ein Foto von diesem Ivo auf mein Handy?« Sie nannte die Nummer.
    Motsch schwieg einen Moment. »Na gut.«
    »Danke.« Katinka räusperte sich: »Ja dann, schönen Abend!« Sie legte das Telefon weg.
    Hardo stellte Teller, Besteck, Salatschüssel und zwei Flaschen Lagerbier auf den Tisch. »Also?«
    »Da kommt was zusammen, Hardo. Ivo Leistner, der Typ, den Motsch aus dem Schnee gebuddelt hat, gehört auch in den Literatur- und Fresszirkel von Rita Weiß.«
    Hardo hob die Augenbrauen. »Oha.«
    Sie legte die Ausdrucke, die sie von Simone bekommen hatte, auf den Tisch.
    »Was sagst du dazu? Als Kenner?« Sie spielte auf Hardos erste Karriere als Germanist an, die er jedoch nach der Zwischenprüfung beendet hatte, um bei der Polizei einzusteigen. Seiner Auffassung nach befanden sich an der Uni zu viele Melancholiker und Wichtigtuer.
    Er nahm die Zettel.
    »Das ist das Pensum des Literatur- und Fresszirkels, dessen Leiterin sich aus dem Staub gemacht hat.«
    »Ehrgeizig!« Hardo lachte. »Zumindest am Anfang. Dann immer weniger ehrgeizig. Nichts gegen Robert Harris. Ich lese seine Thrillers gerne.«
    »Ich auch. Ich habe auch nichts gegen Heinrich Böll.«
    »Du drückst dich vorsichtig aus.«
    »Immer, wenn ich mich zu Literatur äußern muss.«
    »Ja, da kann man böse reinfallen.« Hardo legte die Blätter weg. »Die Bildungsbürgerpolizei lauert überall. Sogar im eigenen Kopf.«
    »Der Literaturkurs gründete sich ja schon früher als 2009«, berichtete Katinka. »Ich nehme an, dass Rita die älteren Aufzeichnungen irgendwo anders abgelegt hat. Simone Mathieu, meine Klientin, fand nur diese Dateien. Aber sie signalisieren, was mit dem Klub der Büchercracks passiert ist. Sie wurden immer weniger literarisch.«
    »Muss nichts heißen.«
    »Nein. Heißt wahrscheinlich nichts. Nur ein Feuilletonist würde sich mit seinen Reißzähnen darauf

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