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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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Eindruck, er macht Rita den Hof. Die Mühe hätte er sich aber sparen können.«
    »Will heißen?« Katinka umklammerte ihren Latte macchiato mit beiden Händen. Es war kalt im Café. Von der Tür zog es.
    »Rita ist …«
    »… lesbisch?«
    »Nein, gar nicht!« Simone lachte auf. »Sie ist halt sehr selbstständig. Möchte sich auf niemanden einlassen. Das würde bedeuten, dass sie Kompromisse schließen muss.«
    »Was sie nicht kann.«
    »Nein. Konnte sie noch nie. Zu unseren Studienzeiten fiel mir das nur nicht so auf. Rita hatte nie einen Freund oder Lebenspartner. Ich glaube, ein Mann würde mit ihr kaum zurechtkommen. Sie pocht sehr auf ihre persönliche Freiheit.«
    Katinka nickte. Das musste nicht unbedingt negativ sein. In einer Partnerschaft zu leben, war eine von vielen Optionen, und um diese zu gestalten, gab es wiederum Tausende von Alternativen.
    »Ich habe so viele widersprüchliche Gefühle«, sagte Simone. »Jetzt, da Rita sich in Luft aufgelöst hat … ich mache mir Sorgen, ich bin bereit, ihr alles zu verzeihen. Gleichzeitig …«
    »Müssen Sie ihr etwas verzeihen?« Katinka trank ihren Becher aus. »Gibt es da etwas?«
    »Sie hat mich so runtergemacht.« Simone zog den Kopf ein.
    »Sie hat Ihre Gefühle verletzt. Sie hat ihre eigene Art zu leben über die Variante gestellt, die Sie gewählt haben.«
    Simone sah Katinka dankbar an. »Ich hätte es selbst nicht treffender ausdrücken können.«
    »Sie haben bloß nicht weitergedacht, Frau Mathieu!«
    »Was meinen Sie damit? Rita hat im Grunde genommen recht: Sehen Sie, was aus meiner Familie geworden ist!«
    »In meiner Laufbahn als Privatermittlerin habe ich mehr als eine betrogene Ehefrau kennengelernt.«
    Simone wagte ein trauriges Lächeln. »Ja, wir sind viele. Also ist es besser, allein zu bleiben – wie Rita? Dann kann man nicht betrogen werden.«
    »Eben. Wer nicht lebt, stirbt auch nicht. Sehr praktisch.« Katinkas Handy klingelte. »Einen Augenblick«, sagte sie zu Simone. »Palfy?«
    »Hier ist Walli. Walli Reichert.«
    »Hallo. Was gibt’s?«
    Für ein paar Sekunden hörte Katinka nichts als Wallis schnellen Atem in der Leitung.
    »Jemand ist hinter uns her!«, kam es flüsternd.
    »Was meinen Sie?« Alarmiert stand Katinka auf und trat vor das Café. Der Wind fegte durch ihren Pulli, aber sie hatte das Gefühl, dieses Gespräch nicht vor Simone führen zu können.
    »Als ich heute heimkam, lag eine tote Ratte auf unserem Fußabtreter. Direkt vor der Wohnung. Hier im Haus gibt es keine Ratten. Die muss jemand hingelegt haben.«
    »Uff«, machte Katinka halblaut.
    »Ich bin kaum in der Wohnung, mein Herz klopft wie verrückt, da ruft jemand an. Ich gehe ans Telefon. Eine Stimme sagt: ›Hübsches Tierchen, nicht?‹«
    »Das war alles?« Katinka trat von einem Fuß auf den anderen. Ein Junge warf einen Schneeball nach ihr. Sie wich aus, und der Schneeball zerplatzte an der Fensterscheibe des Cafés. Drinnen machte Simone ein erschrockenes Gesicht.
    »Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Bevor ich ein Wort rausbekam, sagte die Stimme: ›Haltet euch von jetzt an zurück!‹ Himmel, ich brauchte eine halbe Stunde, um mich einigermaßen zu beruhigen.«
    Katinka blies in ihre eiskalten Hände. »War die Nummer des Anrufers sichtbar?«
    »Nein.«
    »Frau oder Mann?«
    »Undefinierbar. Irgendwie verstellt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nein. Das ist es ja!« Wallis Stimme schraubte sich eine Oktav höher.
    »Haben Sie schon mit Ihrem Lebensgefährten darüber gesprochen?«
    »Heute ist Sonntag, da hockt er bei seiner Mutter auf dem Sofa … ich störe ihn ungern, wenn er dort ist«, murmelte Walli.
    »Könnte der Anruf mit der Arbeit Ihres Lebensgefährten in der Sparkasse zu tun haben?«
    »Wie meinen Sie das?« Walli hörte sich komplett hysterisch an.
    »In welcher Abteilung arbeitet er denn?«
    »Kreditabteilung. Sein Spezialgebiet sind Kredite für Immobilienfinanzierungen.«
    »Na, sehen Sie«, sagte Katinka. »Genug Chancen, sich Feinde zu machen.« Sie glaubte es selbst nicht. Aber während sie nachdachte, kam ihr eine Idee. »Tut mir leid, Frau Reichert, im Moment kann ich mich damit nicht befassen. Ich melde mich wieder.« Sie legte auf und ging zurück ins Café.
    »Sie müssen völlig durchgefroren sein«, rief Simone.
    Katinka wischte die Schneeflocken aus ihrem kurzen Haar. »Halb so schlimm.« Sie winkte der Bedienung und bestellte noch einen Kaffee. Jetzt stand ihre Strategie

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