Still und starr ruht der Tod
Modell Cross. Und Artur Schweigau einen – halten Sie sich fest – Porsche Cayenne.«
»Spitze.« Katinka notierte alles. »Ich melde mich.«
Sie ging die Umgebung ab. Der Polo war nirgends zu sehen. Doch in einer Seitenstraße stieß sie auf den Porsche. Das bullige Teil stand ein wenig schief, Artur war offensichtlich nicht allzu geschickt im Einparken. Katinka fiel auf, dass die Schneeschicht viel dünner war als auf den umstehenden Autos. Artur konnte also nicht allzu lang zurück sein. Sie wählte die Nummer des Designbüros ohne große Hoffnung, dort um diese Uhrzeit jemanden zu erreichen. Doch Arturs Kollege Junkers ging an den Apparat.
»Sie arbeiten noch so spät?«, sagte Katinka, nachdem sie sich vorgestellt hatte.
»Ein Auftrag, der fertig werden muss.«
»Ich hätte gern mit Artur Schweigau gesprochen.«
»Der hat heute schon mittags Schluss gemacht. Wollte sich um seine Frau kümmern.«
Katinka bedankte sich eilig. Um seine Frau kümmern, dass ich nicht kichere!
Sie warf einen letzten Blick auf das parkende Auto, lief weiter zur Wohnung der Schweigaus und läutete. Nichts tat sich.
Was reime ich mir da eigentlich zusammen?, dachte Katinka. Je länger sie die einzelnen Bruchstücke, derer sie habhaft werden konnte, hin und herschob, desto klarer wurde ihr: Bei den Schweigaus liefen die Fäden zusammen. Dante musste irgendetwas herausgefunden haben, hatte sich nach Bayreuth aufgemacht und – womöglich – Susanne oder Artur mit irgendetwas konfrontiert, woraufhin … was?
Sie rief die Kallweit an.
»Und?«, fragte die.
Katinka berichtete, dass Arturs Wagen gleich um die Ecke stand. »Den Polo kann ich nicht finden.«
»Ich gebe die Nummer raus. Wenn eine Streife den Wagen sieht, wissen wir mehr.«
Eine Weile herrschte Stille in der Leitung.
»Sie wollten etwas hinzufügen?«, sagte die Kommissarin schließlich.
»Ja. Das Ganze stinkt zum Himmel!«
»Da haben Sie recht.«
Wieder Schweigen.
»Dante hat etwas herausgefunden«, sagte Katinka. Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf. Ein rabiater Plan, den sie mit dem Auge des Gesetzes aus Hof lieber nicht teilen wollte.
»Muss wohl so sein.«
»Geben Sie mir Bedenkzeit«, gab Katinka vor. »Ich melde mich wieder.«
»Okay«, sagte die Kallweit.
Katinka durchwühlte ihren Rucksack nach den nötigen Dingen und stapfte dann durch den Schnee zu Kathi Wölls Wagen. Die Verriegelung machte Schwierigkeiten, aber sie kam schließlich mit einem hübschen, von einem Profi angefertigten Werkzeug hinein. Japsend sank sie auf den Fahrersitz.
Als ihr Herz wieder auf normaler Frequenz schlug, durchsuchte sie den Innenraum. Dantes gigantomanische Messenger-Tasche war nicht da. Sie kroch auf den Rücksitz und legte einen der Sitze um, damit sie in den Kofferraum sehen konnte. Da lag nur ein Schal, der mit gehäkelten roten Rosen besetzt war und sicherlich nicht Dante gehörte.
Frustriert ließ Katinka den Kopf hängen. In dicken Wolken stieg ihr Atem vor ihrem Gesicht auf. Im Zwielicht, in einem eingeschneiten Auto unter einer gelbliches Licht verstreuenden Straßenlampe suchten ihre Augen den Fahrzeugboden ab. Und wurden fündig. Ein Taschenkalender lag da, mit dem Emblem einer Bamberger Apotheke. Eines von diesen winzigen Büchlein, die zum Jahresende als Weihnachtsgeschenk an Kunden ausgeteilt wurden.
Katinka hob den Kalender auf. Es stand kein Name darin und kein einziger Termin. Stattdessen in Dantes Schrift ein paar Notizen, die über den ganzen Januar 2013 verteilt waren. Der in elf Tagen beginnen würde.
Dante hatte zu jeder Person, die in den Fall verwickelt war, ein Psychogramm verfasst. Ivos Name war durchgestrichen. Der von Horst auch. Schließlich gab es eine Zeichnung. Ein Name stand in der Mitte: Rita. Und alle anderen Namen rotierten wie Satelliten um sie herum. Auch diese Skizze war mit einem energischen Strich für ungültig erklärt worden. Katinka blätterte um. Dieselbe Zeichnung, nur anders besetzt. Nun stand Susannes Name in der Mitte.
Susanne?
Der Klingelton ihres Handys ging Katinka durch Mark und Bein. Kommissarin Kallweits Nummer leuchtete auf.
»Ja?«, sagte Katinka.
»Haben Sie was in seinem Wagen gefunden?«
In welchem Wagen, wollte Katinka fragen, aber es wäre eine rhetorische Frage, pro forma gestellt, um Zeit zum Rotwerden zu haben.
»Ja. Wo sind Sie jetzt?«
»Zu Hause. Ich wohne mitten in Hof. Gleich an der Michaeliskirche.« Sie nannte die Adresse. »Und weil Sie es sind, setze ich einen starken Kaffee
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