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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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witzige Frisur schneiden lassen. Steht mir das zu?, zweifelte sie. Egal. Sie wollte raus. Raus aus der Wohnung. Darum hatte sie Horst beneidet. Dass er jeden Morgen rauskam, zwar ins Büro, aber immerhin raus. Während sie, Walli, allein zurückblieb, in den immer gleichen vier Wänden, nur in Gesellschaft ihrer Farben, Kreiden, Leinwände. Wenn sie es recht bedachte, war Horst in den letzten Wochen ziemlich viel unterwegs gewesen. Er hatte auch viel telefoniert. Immer mal noch einen Abstecher irgendwohin machen müssen. Wie es Artur auch tat. Aber Horst – dem traute sie nicht zu, dass er sich irgendwo eine Geliebte hielt. Ihm nicht.
    Walli schnappte sich den Wohnungsschlüssel und ihre Geldbörse. Irgendein Friseur in der Stadt würde schon noch Kapazitäten frei haben, so kurz vor Weihnachten.
    Sie ging zu Fuß durch den Schnee. Der Wind frischte auf und blies ihr eisig ins Gesicht. Die Ohren taten ihr weh, sie zog die Kapuze über den Kopf.
    Verdammt, sie vermisste Horst. So schmerzlich, dass sie sich mitten auf der Straße zusammenkrümmte und besorgte Blicke von Passanten auf sich zog, die möglichst nicht in irgendein Problem hineingezogen werden wollten. Ihre Beziehung war zwar am Zerbrechen gewesen, aber dass der Mann, den sie in und auswendig kannte, nicht mehr da war, dass sie nichts mehr klären konnte, tat ihr unerträglich weh.
    Ohne groß nachzudenken, fasste Walli einen Entschluss. Sie ging nicht zum Friseur, sondern machte sich auf den Weg zur Polizeidirektion. Fragte sich zu Kommissarin Kallweit durch und bat um Horsts Handy.
     
     
     
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    Während Katinka sich das heiße Wasser über den Körper prasseln ließ, schaltete ihr Kopf allmählich auf Reset. Sie hielt das Gesicht in den Wasserstrahl. Die feuchte Luft brachte ihre Kehle wieder in Form. Verdammt, nur nicht daran denken, wie ihre Nase im Schnee festgesteckt war und ihre Lungen sich mit Schneestaub gefüllt hatten! Wie in Zeitlupe spuckte ihr Geist dabei Fragen aus: Hatte die KT Spuren von anderen Beteiligten in der Forsthütte gefunden? Wo steckte Dante? Wo wohnte er überhaupt, seit er wieder in Bamberg war? Warum war er aus Amerika zurückgekommen? Wie konnte ein Mann, mit dem Rita vor Jahren eine Beziehung hatte, in einem verschlossenen Auto umkommen – noch dazu mit Mutter und Schwester? Warum hatten die Eingeschlossenen nicht die Warnblinkanlage angeschaltet? Gab es keine manuellen Fensterheber? Keine Fluchtmöglichkeit durch den Kofferraum? Was half die ganze Elektronik, wenn sie am Ende tödlich war? Und wer hatte sie, Katinka, überfallen? Wer hatte die Mühe auf sich genommen, die Kameralinsen zu überkleben und die Lampe im Hof zu sabotieren?
    Katinka stellte das Wasser ab und rubbelte sich trocken.
    Nur eine Frage von diesen vielen war wichtig. Das Badetuch um sich wickelnd, ging sie zum Telefon. Dante meldete sich nicht. Schließlich sprang die Mailbox an. Ohne Handy seit 48 Stunden? Das passte nicht zu dem umtriebigen Reporter.
    Katinka suchte Thermounterwäsche heraus und frische Jeans und zog ein Extrashirt unter den Pulli. Sie schnappte sich das Telefon und rief beim Fränkischen Tag an. Es war spät und dauerte eine Weile, bis sie einen Redakteur ans Telefon bekam.
    Ja, Dante Wischnewski sei aus den USA zurück, das wüsste man. Nein, er habe keinen Job beim FT bekommen, obwohl er anscheinend darauf gehofft hätte. Nein, bei der Zeitung hätte auch niemand eine Ahnung, weshalb Dante nach wenigen Monaten das Studium in Kalifornien aufgegeben hätte.
    »Wo wohnt er jetzt?«, fragte Katinka.
    »Keinen Schimmer«, entgegnete der Redakteur.
    »Wirklich nicht? Und wenn es wichtig wäre?«
    In der Leitung entstand eine Pause.
    »Ich weiß zwar nicht, worauf Sie aus sind«, erklärte der Mann, »aber hier in der Redaktion geht das Gerücht, es sei nicht gut, sich mit Katinka Palfy anzulegen.«
    Katinka wollte eine ironische Antwort draufsetzen, doch der Typ redete bereits weiter.
    »Ich weiß wirklich nicht, wo Wischnewski wohnt. Er ist ganz gut befreundet mit Kathi Wöll aus der Kantine.«
    »Nummer?«
    »Telefonbuch?«
    »Danke.« Katinka legte auf und ließ sich über den Operator mit Kathi Wöll verbinden.
    »Wöll?«, kreischte eine helle Stimme in den Hörer.
    »Kathinka Palfy.«
    »Ach – Gott!«
    »Nein. Palfy.«
    »Ich habe Sie ja verstanden! Von Ihnen habe ich schon viel gehört, müssen Sie wissen. Die große Katinka Palfy.«
    Sie sagte ›Gadinga Balfy‹, woran Katinka nach einem halben Leben in Franken

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