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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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schon.« Schnell fasste sie zusammen. »Die Forsthütte zwischen Saale und Auensee ist im Augenblick der einzige Ort, den wir mit Dantes Nachforschungen in Zusammenhang bringen. Warum Dante meinte, Susanne sei der Dreh- und Angelpunkt, liegt noch im Dunkeln. Er wird seine Gründe gehabt haben.«
    »Bist du bewaffnet?«, fragte Hardo.
    »Ja sicher, was denkst du denn.«
    »Nur Gutes. Ich mache mich auf die Socken.«
    »Lass den Blödsinn.«
    »Ich weiß nicht, was ich sonst mit meiner Freizeit anfangen soll!«
    Katinka legte auf. Drei Paar Augen sahen mehr als zwei. Konzentriert folgte sie den roten Rücklichtern der Kallweit. Sie verließen Hof und waren bald auf einer der Höhenstraßen, von denen Katinka in den vergangenen Tagen mehrere passiert hatte. Eine schroffe, Wind und Frost ausgesetzte Landschaft, die man lieben musste, um sie zu ertragen. Katinka bevorzugte die Maingegend. Sie war lieblicher, zarter, menschenfreundlicher. Jetzt, in tiefer Nacht, wirkte das Fichtelgebirge so abweisend wie ein fremder Planet.
    Bald führte die verschneite Straße in Täler hinab und dann steile Hänge wieder hinauf. Ein Schneepflug war hier seit geraumer Zeit nicht mehr vorbeigekommen. Die Reifen der Kallweit warfen Schneebrocken auf. Katinka hielt Abstand. An einigen Stellen brach ihr Auto leicht aus. Eis. Sie sah ein Schild nach Töpen, dann eines nach Isaar. Die Bäume rechts und links der Fahrbahn streckten ihre schwer beladenen Äste von sich. Einmal sah Katinka am Straßenrand die leuchtenden Augen eines Tieres. Sie schaltete ihr GPS an. Sie mussten fast am Ziel sein. Im Umkreis von Töpen war Dantes Handy geortet worden. Sie schienen sich bereits ganz in der Nähe der Saale und der ehemaligen Zonengrenze zu befinden.
    Wie soll ich Dante bloß finden, dachte sie resigniert. Wenn Susanne oder Artur ihm was angetan haben, können sie ihn überall hier ausgesetzt haben. Das kann er nicht überleben. Nicht in diesem Winter. So hart im Nehmen ist selbst ein Dante Wischnewski nicht.
    Vor ihr setzte die Kallweit den Blinker und bog kurz darauf links ab. In schneefreien Zeiten war hier vermutlich ein Feldweg. Im Augenblick sah Katinka nur zwei orange-schwarze Schneelatten, von denen gerade noch die obersten 20 cm herausragten. Die Kallweit stieg aus. Katinka ließ ihr Fenster herunter. Eisige Luft umwirbelte sie.
    »Wir müssen zu Fuß weiter. Der Pfad zur Hütte liegt 50 m weiter vorn, von der Straße aus in die andere Richtung. Parken Sie so, dass Sie zur Not rasch wegkommen.«
    Während Katinka den Beetle wendete und den Schnee unter ihrem Fahrzeug knarren und knirschen hörte, fragte sie sich, ob sie hier überhaupt wieder herauskommen würde. Sie hatte nicht mal eine Schaufel dabei, um den Wagen bei Bedarf auszugraben.
    Schnell checkte sie das GPS und gab Hardo per SMS die Daten durch. Entschlossen wickelte sie ihren Schal fest um sich und stülpte ihre Fleecemütze über beide Ohren. Es konnte losgehen.
    Der Wind pfiff unbarmherzig von der Seite. Unaufhörlich fiel Schnee. Schon nach wenigen Metern hatte der Wald sie verschluckt. Wenigstens war der Wind hier nicht mehr so schneidend.
    Es würde eine weiße Weihnacht. Katinka dachte voller Bitterkeit an die Theissens in der Karibik, während sie, um Kräfte zu sparen, in die Stiefelspuren der Kommissarin trat, die flott vorausschritt. Nach zehn Minuten war ihr eiskalt. Mit Todesverachtung öffnete sie den Reißverschluss ihres Anoraks, nahm die Beretta heraus und schob sie in die Jackentasche. Die Kallweit drehte sich zu ihr um. »Die Hütte erreichen wir etwa in zehn Minuten«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass wir Glück haben, aber seien Sie vorsichtig. Sobald Ihnen irgendwas seltsam vorkommt …« Sie sah Katinka mit hochgezogenen Brauen an.
    »Alles klar!« Katinka nickte. Sie wollte endlich weiter. Sich bewegen, gegen die Angst, gegen die Müdigkeit anlaufen. Irgendetwas tun. Sie stellte ihr Handy auf Vibration und glitt hinter der Kallweit in die immer tiefere Finsternis.
    Die Kommissarin schien Augen wie eine Katze zu haben, denn sie orientierte sich ohne Taschenlampe. Sollte Rita wirklich hier in der Eiseskälte und Einsamkeit des Waldes eine Woche lang gehaust haben? Warum? Was hatte sie dazu motiviert? Die Aussicht auf 50.000 Euro?
    Rita ist erpresst worden, schoss es Katinka durch den Kopf. Das ist viel logischer als alles andere! Horst kann ihr sogar mit dem Geld freiwillig ausgeholfen haben. Simone hatte von 150.000

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