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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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auf!«
     
     
     
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    Petronella Kallweit hatte nicht zu viel versprochen. Ihr Kaffee war schwarz wie die Nacht und so sämig, dass Katinka die doppelte Menge Milch hineingoss, um ihn trinkbar zu machen. Sie saßen im Wohnzimmer der Kallweit, einem minimalistisch eingerichteten Raum ohne Technik. Kein Fernseher, kein Radio, kein PC. Statt dessen ein langer Tisch mit einer Platte voller Kerben und einem Meer roter Kerzen. In der Ecke am Fenster stand ein Weihnachtsbaum. Auch hier rote Kerzen.
    »Ich bin hoffnungslos romantisch«, lachte die Kallweit. »Obwohl man mir das nicht ansieht.«
    Sie trug wieder ihre Ringelstrumpfhosen, diesmal unter einem Samtrock, einen Zopfpulli und einen Kapuzenschal drüber.
    »Doch. Sieht man Ihnen an.«
    Die Kallweit lachte geschmeichelt. »Rote Locken – ist ziemlich retro.« Sie wurde ernst. »Wir haben eine Konstellation, die allmählich Konturen annimmt. Habe ich Ihre Aufmerksamkeit?«
    Katinka nickte und rührte in ihrem Kaffee. Es war eine knappe Stunde nach Mitternacht. Dantes Handy war zwar geortet worden, doch in der Gegend, aus der das Signal kam, gab es weit und breit kein Zeichen von irgendeinem Menschen. Nicht einmal ein Haus. Er hat das Handy weggeschmissen, dachte Katinka. Oder jemand anderes hat sein Handy dort im Schnee versenkt.
    »Wir haben die Telefondaten von Ivo und Horst. Beide haben in den letzten Wochen viel miteinander telefoniert; außerdem mit Artur Schweigau. Seit dem 5. Dezember haben sie einander beinahe täglich angerufen. Manchmal mehrmals täglich. Der Anruf, der an Horsts Arbeitsplatz am Tag vor seinem Tod einging, konnte isoliert werden: Es handelt sich um das einzige Telefonat, das von einer Telefonzelle in der Hofer Innenstadt geführt wurde. Für die fragliche Zeit, 14 Uhr 30, haben wir einen Zeugen aufgetrieben. Glück muss der Mensch haben! Die Anruferin war Rita Weiß. Ein Mann wollte dringend telefonieren und steuerte genau auf die Telefonzelle zu, aus der gerade eine grimmige Rita stapfte.«
    »Rita hat Horst an seinem Arbeitsplatz in der Bank angerufen?« Diese Meldung musste erst mal sacken.
    »Am 18. Dezember. Und am nächsten Morgen war er tot. Jedoch: Horst selbst hat an diesem Tag mit niemandem mehr telefoniert. Auch nicht mit Artur oder Ivo.«
    »Was sagt Artur dazu?«
    »Wir haben ihn noch nicht gefunden. Er geht nicht an sein Handy, er ist nicht zu Hause.«
    »Sein Angeberauto steht in der Nähe seiner Wohnung!«, widersprach Katinka.
    »Er wird gesucht. Sämtliche Streifen haben seine Daten. Er ist ein wichtiger Zeuge. Außerdem: Horst Broicher hat am 18. Dezember, und zwar kurz vor Geschäftsschluss, um halb vier nachmittags, eines seiner Tagesgeldkonten geplündert. 50.000 Euro hat er sich bar auszahlen lassen.«
    Die beiden Frauen saßen eine Weile stumm da. Katinkas Blick ruhte auf den flackernden Kerzen. Dantes schrille Ohrenklappenmütze ging ihr nicht aus dem Kopf. Bei aller Anstrengung kam ihr kein Szenario in den Sinn, was mit ihm passiert sein konnte. Nichts Gutes. So viel stand fest.
    »Vielleicht hat Horst Ivo umgebracht? Und Rita hat ihn damit erpresst?«
    »Wäre möglich.« Die Kallweit wiegte den Kopf. »Sie ruft auf der Bank an. Horst hebt Geld ab, sie inszeniert einen Unfall – und türmt mit dem Geld. Allerdings steht da ein großes Aber im Raum. Denn Horst hat für den Abend, an dem Ivo ums Leben kam, ein hieb- und stichfestes Alibi. Er war mit Walli und den Schweigaus zusammen, hat sogar mit seinem Handy bei der Polizei angerufen und gemeldet, dass Rita vermisst wird.«
    »Wenn die nun samt und sonders zusammenhalten?«, wandte Katinka ein. Sie dachte an Dantes Anspielung auf ›Mord im Orientexpress‹. Da waren alle Passagiere im Waggon miteinander Absprachen eingegangen. Und Dante hatte sich für Absprachen interessiert … Was übersah sie? Warum hatte Dante den Namen ›Susanne‹ in die Mitte des Kreises gesetzt?
    »Wenn wir die Schweigaus erreichen würden …«, fing sie an.
    »Der Wagen, der Ivos Wagen gerammt hat, war nicht der Golf von Horst Broicher. Sondern Ritas Auto.«
    »Deswegen hat sie es nach Prag gefahren und dort ein Mietauto genommen?« Katinka trommelte mit den Fingern auf die vernarbte Tischplatte. Das Gefühl, ganz nah an der Lösung zu sein, versetzte sie in einen überwachen Zustand. »Frau Kallweit, wenn sie die 50 Riesen hat mitgehen lassen, wo ist das Geld jetzt? Meinen Sie, sie hatte es in der Forsthütte dabei?«
    »Es war keine Spur davon zu finden. Sagen Sie mir lieber,

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