Stille Gefahr #2
drei Deputies.
»Halten wir’s so kurz wie möglich«, begann Nielson und schaute jeden von ihnen nacheinander an. Dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch, holte einen Ordner hervor und legte ein Bild von Jolene Hollister vor sich hin.
Es ging auf sieben Uhr zu, und er war hundemüde. Er wollte nach Hause, ein kaltes Bier trinken, ein Sandwich essen und sich mit etwas anderem als einem hübschen toten Mädchen beschäftigen.
Bloß ging ihm das hübsche tote Mädchen nicht mehr aus dem Sinn.
Er starrte auf ihr Gesicht, seufzte und sah auf. Nielson musterte seine Leute. Keiner von ihnen besaß die notwendige Ausbildung für so etwas. Himmel, die hatte nicht einmal er . Ihm waren schon einige Todesfälle untergekommen, aber so etwas noch nie. Er hatte sich mit betrunkenen Autofahrern herumschlagen müssen, mit Unfallflucht, eifersüchtigen Ehemännern, ausrastenden Angestellten und Ähnlichem.
Er starrte auf das Hochglanzfoto auf seinem Tisch, doch es wurde von dem Bild der toten Jolene Hollister überlagert.
Was man dieser Frau angetan hatte, war … niederträchtig.
Und höchstwahrscheinlich ging es auf das Konto von jemandem aus seiner Stadt.
Das machte ihn echt stinksauer .
»Sie sieht so jung aus.«
Nielson schaute auf und begegnete dem Blick von Deputy Ethan Sheffield. Der war zwar einer seiner jüngsten und unerfahrensten Mitarbeiter, doch er besaß einen scharfen Verstand. Nielson hoffte bloß, dass er sich nicht in dem Mann täuschte. »Ihrem Mörder war ihr Alter egal«, erwiderte der Sheriff leise. »Ihm war egal, dass ihr ganzes Leben noch vor ihr lag. Er wollte sie, alles andere kümmerte ihn nicht.«
»Warum?«
Nielson sah stirnrunzelnd zu Keith. »Warum?«
»Ja. Warum wollte er sie?« Keith beugte sich vor und tippte auf das Foto. »Wir haben hier keine topmoderne Ausrüstung, keine Profiler, nicht die Ausbildung wie die Jungs von der State Police oder vom FBI . Also können wir nur unserem Instinkt folgen, dem nachgehen, was wir wissen. Wir müssen herausfinden, warum er sie wollte.«
Nielson lehnte sich lächelnd zurück. »Ja, genau das müssen wir klären.« Er fuhr sich übers Kinn und murmelte: »Wir haben vielleicht keine moderne Ausstattung, keine Profiler-Abteilung und keine teure Ausbildung, aber wir brauchen auch keinen Elite-Abschluss, um unsere Gehirnzellen zu benutzen. Niemand von Ihnen ist auf den Kopf gefallen. Deswegen sind Sie hier. Wir müssen herausfinden, warum er es auf dieses Mädchen abgesehen hatte.«
Dann beugte er sich vor und betrachtete die Züge der jungen Frau.
Irgendetwas an ihrem Gesicht kam ihm seltsam vor – und zwar schon seit er das Führerscheinfoto von ihr zum ersten Mal gesehen hatte. Vor einigen Tagen hatte er allerdings eine viel bessere Aufnahme bekommen, eine neuere, weniger gestellte – und bei dem Anblick waren ihm kalte Schauer den Rücken hinuntergelaufen.
Ihre Augen waren haselnussbraun, und auf dem Bild trug sie eine Brille mit Drahtgestell, doch das Gesicht …
Er stieß einen Seufzer aus und blätterte die Mappen auf seinem Tisch durch, bis er die richtige fand. Darin lag ein anderes Foto. Die Frau darauf war einige Jahre älter, auch wenn man es ihr kaum ansah.
Sie hatten denselben zarten, blassen Teint und ähnliche Gesichtszüge. Selbst die Haarfarbe, ein ungewöhnlicher Farbton, stimmte fast überein. Das Opfer trug das lange Haar auf dem Bild hochgesteckt. Als sie sie gefunden hatten, war es viel kürzer gewesen, aber das musste nichts heißen.
Er zupfte an seiner Unterlippe, während er den Bericht überflog, bis er auf die Informationen stieß, die er brauchte.
Die Größe war fast genau gleich, das Gewicht lag nur wenige Kilo darunter.
Er nahm das Foto aus der Mappe, drehte es herum und legte es neben jenes Bild von Jolene Hollister, das er kürzlich erhalten hatte. Dann sah er seine Männer an.
»Was fällt Ihnen auf?«
Ein kleines bisschen Gold sollte eigentlich nicht so viel wiegen.
Seufzend saß Ezra King auf der Bettkante und starrte auf das Goldkreuz. Er hatte es vor ein paar Wochen halb verbuddelt im Schlamm gefunden, ungefähr zehn Meter von seinem Haus entfernt – das zu diesem Zeitpunkt in Flammen gestanden hatte.
»Erzählst du mir, was dich so bedrückt?« Eine weiche, starke Hand strich ihm zärtlich über den Rücken, und er sah genau rechtzeitig über die Schulter, um einen Blick auf Lenas nackten Körper zu erhaschen, bevor sie sich an ihn kuschelte.
Er lächelte, als sie die Arme um ihn
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