Stille Gefahr #2
schlang. »Hey, ich bin gerade neben einer wunderschönen Frau aufgewacht. Was sollte mich da bedrücken?«
»Ezra.« Sie schmiegte ihre Wange an seine und wartete ab.
Es war fast unheimlich, wie gut sie ihn bereits kannte.
Sie waren erst seit wenigen Wochen zusammen und kannten sich gerade mal ein paar Monate. Vor gut einem Jahr hatte er noch bei der State Police in Lexington gearbeitet.
Da von seinem Haus nur noch ein Häufchen Asche übrig war, wohnte er seit einigen Tagen bei ihr, und ehrlich gesagt fiel es ihm schwer, sich noch ein Leben ohne Lena Riddle vorzustellen.
Er dachte schon an so verrückte Dinge wie Verlobungsringe und Hochzeitsfeiern, stellte sich vor, für den Rest seines Lebens neben ihr aufzuwachen. Ezra liebte sie – war bis über beide Ohren in sie verschossen und wollte sie nie wieder gehen lassen.
Er hatte sich schnell und heftig in sie verknallt, und seine Gefühle wurden mit jedem Tag stärker.
Weil sie es bestimmt wissen wollen würde und weil er im umgekehrten Fall jede ihrer Lasten mit ihr hätte teilen wollen, konnte er das hier nicht vor ihr geheim halten. Die Sache lag ihm zu schwer auf dem Herzen.
Seufzend streichelte er ihr über den Arm. »Brody Jennings.«
»Was ist mit ihm?« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Brody ist einfach ein armer, verwirrter Junge, mein Hübscher.«
Ezra schnitt eine Grimasse. Ein armer, verwirrter Junge – ja, das war eine ganz gute Beschreibung von Brody Jennings. Bloß geriet dieser arme Junge allmählich außer Kontrolle. Und zwar völlig. Ezra betrachtete das Goldkreuz. Er war felsenfest davon überzeugt, dass es dasselbe war.
»Ich habe ihn letzte Woche, an dem Tag, als Law wiederkam, in der Stadt gesehen«, erzählte er leise. »Da bist du mit Hope über den Markt gelaufen. Remy war bei ihm und wollte mit mir reden. Er meinte, wenn ich Zeit hätte, würde er Brody zu mir schicken, damit der Junge den Schaden in meinem Vorgarten beseitigt.«
Ezra rieb sich übers Gesicht. »Scheiße. Von wegen Schaden. Die paar verwüsteten Blumenbeete sind derzeit wohl das geringste Problem, was? Wenn der Junge nicht gerade Bauunternehmer ist, wird er auf dem Grundstück nicht viel ausrichten können.«
Wegen des Feuers war das Haus, das er von seiner Großmutter geerbt hatte, ruiniert. Für Ezra war nicht viel zu retten gewesen, denn was die Flammen nicht zerstört hatten, war dem Rauch oder dem Löschwasser zum Opfer gefallen.
Lena schlang die Arme fester um seinen Oberkörper. »Worauf willst du hinaus? Ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Brody hatte eine Kette um, ein goldenes Kreuz.« Er fuhr mit der Fingerspitze über das fein geschmiedete Metall und starrte ins Leere.
»Die gehörte seiner Mutter.« Lena rieb die Wange an seiner Schulter. »Remy hat mir von der Kette erzählt. Anscheinend ist sie das Einzige, was er noch … wie hat er es ausgedrückt … ich weiß nicht mehr. Aber immer wenn Remy die Kette bei seinem Neffen sieht, dann schöpft er wieder Hoffnung, dass der Junge doch noch nicht zu weit vom Weg abgekommen ist.«
Die ersten Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster und wurden von dem goldenen Schmuckstück zurückgeworfen, das in Ezras Hand so winzig wirkte.
Wie zum Teufel konnte etwas so Kleines so schwer sein? Wie konnte es eine solche Bürde darstellen?
»Der Junge ist vielleicht weiter vom Weg abgekommen, als Remy glaubt, Süße«, sagte Ezra schroff. »Ich habe dieses Kreuz gefunden. Es lag in der Brandnacht vor meinem Haus.«
Lena ließ ihre Hand seinen Arm entlanggleiten.
Als ihre Fingerspitzen das Kreuz berührten, entfuhr ihr ein leiser, trauriger Seufzer, und sie legte ihm den Kopf auf die Schulter. Doch sie sagte nichts.
Sein Vater war schon gegangen.
Um ganz sicherzugehen, wartete Brody noch ein bisschen, bevor er sich hinausschlich. Er musste seine Reifen aufpumpen, bevor er irgendwo hinkonnte – dank Onkel Remy hatte sein Dad ihm sein Quad weggenommen, und Brody würde bestimmt nicht zu Fuß gehen.
Dafür war es zu weit.
Er machte sich auf den Weg über die Felder und dachte an alles Mögliche, nur nicht an das, was er getan hatte.
Wenigstens versuchte er das.
Es fiel ihm ganz schön schwer.
Er musste es irgendjemandem erzählen … sein Dad kam nicht infrage. Doch vielleicht Onkel Remy. Vielleicht der Sheriff … Scheiße, von wegen. Aber … verdammt. Wem konnte er es erzählen? Er hatte das doch nicht gewollt .
Wenigstens war niemand verletzt worden.
King war ja nun wirklich weich gelandet –
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