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Stille Gefahr #2

Stille Gefahr #2

Titel: Stille Gefahr #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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auf die Nerven. Zorn stieg in ihr auf, heiß, stark und vernichtend, und wollte sich Bahn brechen .
    Eine dunkle, beängstigende Erinnerung regte sich irgendwo in ihrem Gedächtnis. Sie konnte nicht genau sagen, was in jener Nacht geschehen war … und wusste auch nicht, ob sie es überhaupt erfahren wollte. Sie sah Prather, sah verschwommene Bilder von Law … Er hatte ernsthaft in Schwierigkeiten gesteckt – an so viel erinnerte sie sich noch.
    Aber sie hatte sich das nicht angetan. Das wusste sie so sicher wie ihren eigenen Namen, so sicher, wie sie ihre Augen- und Haarfarbe kannte.
    Und sie hatte so die Nase voll davon, dass die Leute etwas anderes dachten.
    Selbst Law … der ihr immer Vertrauen geschenkt, immer an sie geglaubt und ihr beigestanden hatte.
    Selbst Law.
    Er hielt sie für so schwach, dass er ihr zutraute, sich die eigenen Pulsadern aufzuschlitzen, während er hilflos und blutend am Boden lag. Sie drehte sich um und ging die Stufen hinunter, unsicher, wo sie hin sollte – auf gar keinen Fall würde sie allein in der Gegend herumspazieren, aber wieder ins Haus wollte sie auch nicht.
    Ohnmächtige Wut, Enttäuschung und Zorn brodelten in ihr, und noch ehe sie es selbst merkte, kochten ihre Gefühle über. Unvermittelt wirbelte sie herum und funkelte Law an.
    »Ich war das nicht.«
    Für einen unendlich langen Augenblick starrte er sie an … als könne er nicht ganz verstehen, was sie da gesagt hatte.
    »Was meinst du damit?«, fragte er dann mit tiefer, rauer Stimme.
    »Na, dass ich es nicht war.« Sie stürmte die Stufen wieder hinauf, zitterte beinahe, als diese unbekannte, rasende Wut sie durchströmte. Sie kannte Angst . Sie kannte Unsicherheit . Sie kannte Zweifel . Und Zorn .
    Aber so in Rage zu geraten? Das kannte sie nicht. Sie begriff es kaum und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, als es aus ihr hervorbrach.
    Mit zitternden Händen löste sie die Verbände, riss sie sich herunter und ließ sie auf den Boden fallen. Die schwarzen Fäden hoben sich hässlich von ihrem bleichen Fleisch ab, die feinen roten Narben leuchteten frisch.
    Sie streckte Law ihre Handgelenke entgegen und starrte ihn an.
    » Das hier«, schnaubte sie. »Das war ich nicht. Zur Hölle noch mal, ich habe mir die nicht selbst zugefügt.«
    »Hope …«
    »Hör auf mit diesem ewigen Ach, das wird schon wieder -Gesülze, Law. Könntest du bitte mal einen Moment lang nachdenken ? Du lagst auf dem Boden – du warst verletzt und hast geblutet – du bist der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet, glaubst du wirklich, ich würde mir in der Situation einfach fröhlich die Pulsadern aufschlitzen?« Tränen – der Wut, des Schmerzes, der Angst – nahmen ihr die Sicht, liefen ihr über die Wangen. Zornig wischte sie sie fort und blitzte ihn an. »Denk doch mal nach, Law!«
    Eine ganze Weile lang starrte er sie an … dann begriff er. » Der verdammte Wichser «, knurrte er jäh, wirbelte herum und rammte die linke Faust mit solcher Wucht gegen die Wand, dass der Putz abbröckelte.
    Brody starrte auf den Sekundenzeiger der Küchenuhr und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unwohl er sich fühlte.
    Sein Onkel hatte also seinen Dad angerufen und dem Alten gesagt, er müsse mit ihnen beiden reden.
    Na, und wenn schon?
    Er blickte zur Seite, um auszuloten, ob sein Vater einen Schimmer hatte, was überhaupt los was, doch der hätte nicht desinteressierter wirken können. In seinen Augen, blau wie die von Brody, blau wie die von Remy, lag ein abwesender Ausdruck, während er auf seinen Monitor starrte – wahrscheinlich beantwortete er wieder E-Mails. Aber mal ehrlich, wie viele verschissene E-Mails konnte der Bürgermeister einer miesen Kleinstadt schon kriegen?
    Dad verbrachte mehr Zeit damit, Bürgermeister zu sein, als Dad zu sein. Schließlich trug er die Verantwortung für die ganze Stadt Ash, Kentucky, samt ihrer 8312 Einwohner … Bürgermeister Henry »Hank« Jennings wollte diese Menschen nicht im Stich lassen … er hatte bloß seinen Sohn darüber vergessen.
    Den ließ er jeden verdammten Tag im Stich.
    So lief das, seit Mom gestorben war.
    Brody existierte einfach nicht mehr.
    Für niemanden …
    Er merkte, dass ihm Tränen in den Augen brannten, und stand ungestüm vom Tisch auf.
    Sein Dad schaute hoch.
    Brody schlenderte zum Kühlschrank und fragte: »Hat Onkel Remy gesagt, wann er kommt oder wie lange der Scheiß hier dauern soll? Ich hab noch anderes zu tun, weißte.«
    »Nein, dass hat er nicht gesagt.

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