Stille Gefahr #2
schien ihr auf den Rücken, während sie auf der Veranda umherwanderte, und dennoch fror sie.
Law schwang mit geschlossenen Lidern auf der Hollywoodschaukel hin und her. Doch er schlief nicht. Vielmehr machte er ein Auge auf, spähte in ihre Richtung, der Blick klug und intensiv, und schloss es wieder.
»Du gehst aber nicht weg, Hope.«
Sie betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen und tigerte weiter auf und ab.
»Das ist doch nicht deine Entscheidung«, fauchte sie.
Daraufhin umspielte ein leichtes Lächeln seinen Mund, aber er sagte nichts.
Nein. Sie würde nicht weggehen. Nicht jetzt.
Drei Tage. Sie war seit ganzen drei Tagen wieder in diesem Haus, und jeder einzelne davon hatte sich als der reinste Albtraum erwiesen. Schon allein weil sie sich wieder an diesem Ort befand, verspürte sie ein Kribbeln auf der Haut. Die ganze Zeit wurde sie von Erinnerungsfetzen an jene Nacht verfolgt. Sie waren verschwommen und bruchstückhaft, aber selbst das reichte schon.
Weder sie noch Law konnte sich richtig an die Ereignisse in jener Nacht erinnern – was in Laws Fall angesichts dessen, wie schlimm er zusammengeschlagen worden war, nicht groß verwunderte. Dass sie einen Schlag gegen den Hinterkopf bekommen hatte, mochte leicht den Gedächtnisverlust erklären, aber sie fragte sich, ob dieser Schleier über allem nicht vielleicht auch ihrer Feigheit geschuldet war und sie etwas verdrängte.
Immer wieder sah sie Prather vor sich … oh Gott. Sie hielt sich die Hände vor die Augen, als könnte sie so die wenigen Bilder von dieser Nacht abwehren, die auf sie einstürmten. Am deutlichsten hatte sich ihr Prathers Gesichtsausdruck ins Gedächtnis gebrannt – starr, doch voll kläglichem, schmerzvollem Entsetzen – als wäre er mit der Bitte um Gnade auf den Lippen gestorben.
Das hatte er nicht verdient.
Sicher, er war ein chauvinistisches Arschloch gewesen, aber so einen Tod hatte niemand verdient.
In diesem Haus würde sie immer an Prather denken müssen …
Law wollte sein Büro renovieren und komplett neu einrichten lassen, doch das konnte eine Weile dauern. Und selbst danach würde sie dieses Zimmer noch genau so vor sich sehen wie in jener Nacht – mit der roten Blutlache auf dem Fußboden, das wusste sie.
Verdammt, sogar jetzt waren die Blutspuren und Flecken, die andere Körperflüssigkeiten hinterlassen hatten, noch deutlich erkennbar.
Der Sheriff hatte ihnen gestattet, das Zimmer wieder zu betreten, denn alle relevanten Spuren waren gesichert. Doch Hope würde keinen Fuß in dieses Zimmer setzen, bevor Law nicht mit den Renovierungsarbeiten fertig war.
Und vielleicht nicht einmal dann.
Sich in der Küche aufzuhalten, war nicht ganz so schlimm, aber die Sekunden, bevor jemand sie niedergeschlagen hatte, lagen für sie auch im Dunkeln. Die deutlichsten Erinnerungen hatte sie an den Augenblick, bevor sie sie betreten hatte.
Fast wünschte Hope, der Sheriff hätte ihnen noch nicht erlaubt, wieder hierherzukommen. Aber wie egoistisch war das bitte? Es handelte sich um das Zuhause ihres besten Freundes – er liebte es.
Ihr hingegen bereitete es Albträume, einfach nur hier zu sein.
Das Telefon klingelte. »Ich geh ran«, sagte sie und warf Law einen warnenden Blick zu.
»Ich kann aufstehen, Hope.« Er schnitt eine Grimasse.
»Und ich stehe schon.« Als sie merkte, wie schroff sie geklungen hatte, wurde sie rot. Sie drehte sich um, ging hinein und nahm das schnurlose Telefon von der Küchentheke. Nach einem Blick auf das Display verzog sie das Gesicht und wünschte fast, sie hätte doch Law rangehen lassen.
Ihr wurde zwar nur Carrington County angezeigt, dann war der Platz zu Ende, aber sie erkannte die Nummer.
Sie räusperte sich, bevor sie abnahm.
Dennoch klang ihr Hallo ein wenig kratzig.
Als Remy Jennings ihr antwortete, ging ihr seine ruhige, gedehnte Art zu sprechen durch und durch. »Hallo, Ho… Miss Carson. Könnte ich bitte mit Mr Reilly sprechen?«
Ohne ein weiteres Wort brachte sie Law das Telefon und versuchte, nicht an den Mann am anderen Ende der Leitung zu denken, sondern das Gefühl zu verdrängen, das diese tiefe, angenehme Stimme in ihr hervorrief.
Erstaunlich, dass sie dieses Gefühl überhaupt noch kannte. Seit Jahren hatte kein Mann eine solche Reaktion in ihr ausgelöst … Ihrem Ex war das nie durch bloßes Reden gelungen.
Und auch sonst keinem – außer Remy Jennings.
Sie musste wirklich schleunigst aufhören, ihn als männliches Wesen zu sehen.
Betrachte ihn
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