Stille Kuesse sind tief
faszinieren, bis zu dem Höhepunkt, wo sie, um den Göttern ein Opfer zu bringen, so tun musste, als würde sie einem Mann das Herz herausschneiden. Das würde als großes Finale reichen müssen.
Nach ungefähr einer Stunde beendeten sie den Unterricht. Khatar hatte die nächsten Schritte des Tanzes schnell gelernt. So wie es aussieht, dachte Annabelle, brauche ich nur auf ihm zu sitzen und ihn die Sache machen zu lassen.
„Ich glaube, er ist klüger als ich“, gab sie zu, als sie ein Bein über den Sattel schwang und langsam zu Boden glitt.
Shane stellte sich dicht hinter sie, umschlang ihre Taille und half ihr hinunter. Als Annabelle sich umdrehte, waren sie einander sehr nah. So nah, dass sie die Hände auf seine Schultern legen musste, um sich abzustützen, und den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können.
Ihre Körper berührten sich fast, aber leider nur fast, und nur allzu gern wäre Annabelle auch den letzten Zentimeter auf ihn zugegangen. Sie wollte seinen Körper an ihrem spüren, wollte seine Arme um sich fühlen, wollte, dass er sie noch näher an sich zog, bis ihnen gar keine andere Wahl blieb, als sich zu küssen.
Langsam ließ sie den Blick zu seinem Mund wandern und hätte schwören können, dass ihre Lippen vor Erwartung zu kribbeln begannen.
Shane wusste definitiv, wie man küsste, und sie vermutete ganz stark, dass er auch auf anderen Gebieten sehr begabt war. Die Vorstellung, wie er mit seinen von der Arbeit rauen Händen über ihre nackte Haut strich, war aufregend und köstlich. Prompt verspürte sie ein leichtes, überaus angenehmes Ziehen in ihren Brüsten und fühlte sich einerseits rastlos, während sie sich andererseits nicht vom Fleck rühren konnte.
Das ist definitiv keine gute Idee, schalt sie sich, blickte aber unverwandt in seine dunklen Augen, in denen leidenschaftliches Begehren loderte. Genauer gesagt, es ist eine ganz, ganz schlechte Idee. Auch wenn sie Shane mochte und ihn respektierte, sollte sie nicht vergessen, dass er beziehungsgeschädigt war und eine ruhige Partnerschaft bevorzugte, während sie sich nach Leidenschaft sehnte. Er hatte sich schon einmal die Finger verbrannt, während sie noch darauf hoffte, sich glühendem Begehren hingeben zu können. Mit Shane zu schlafen konnte durchaus gefährlich werden, denn für sie war es unvorstellbar, Sex zu haben, ohne dass auch das Herz involviert war. Und dann? Eine Nacht mit gutem Sex war es nicht wert, dafür ein gebrochenes Herz zu riskieren, obwohl die Versuchung groß war.
In diesem Moment kam ein Auto die Auffahrt hoch, und sofort trat Shane einen Schritt zurück. Kaum hatte Annabelle sich herumgedreht, als auch schon die Wagentüren aufgerissen wurden und vier Mädchen auf sie zugerannt kamen.
„Wir sind da! Wir sind da!“
„Reiten wir auf diesem Pferd? Das ist ja hübsch!“
„Falle ich runter?“
„Können wir heute schon richtig schnell reiten?“
Die Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen, als die Mädchen sich aufgeregt im Halbkreis um Shane scharrten. Er dagegen wirkte bedrängt und so, als säße er in der Falle, was Annabelle ein Lächeln entlockte.
„Ihr seht ja schon alle wie richtige Reiterinnen aus“, sagte sie und musterte die nagelneuen Cowboystiefel und die abgetragenen Jeans. Die Mädchen waren ganz aufgeregt angesichts des Abenteuers, das auf sie wartete.
„Das sind wir auch“, erklärte Mandy, deren lange Haare zu einem Zopf geflochten waren. „Oh, und ich hab dir das hier mitgebracht.“ Sie steckte die Hand in ihre Jeanstasche und holte drei verknitterte Dollarscheine hervor. „Ich hab meinem Dad am Wochenende geholfen, die Garage aufzuräumen. Eigentlich wollte ich das Geld sparen, um mir ein neues Computerspiel zu kaufen, aber dann hab ich an all die Kinder gedacht, die gern lesen würden, aber keine Bücher bekommen können. Also geb ich dir das Geld für das Büchermobil.“
Lächelnd nahm Annabelle das Geld. „Das ist aber sehr großzügig von dir.“ Eigentlich wollte sie von dem Mädchen nichts annehmen, aber sie wusste auch, wie wichtig es war, dass Kinder lernten abzugeben. „Das benutze ich, um ein neues Buch zu kaufen“, versprach sie. „Ich habe Exlibris-Schilder, auf denen steht, wer das Buch gespendet hat. Möchtest du demnächst mal vorbeikommen und eins dieser Exlibris unterschreiben, damit jeder, der das Buch liest, gleich weiß, dass es von dir ist?“
Mandy nickte begeistert. „Oh, ja, klasse. Danke.“
Mandys Mutter kam zu
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