Stille mein Sehnen
nach ihm ausgestreckt, fasste ihn jedoch nicht an. Leise sank sie vor ihnen in die Knie und betrachtete die beiden Männer. Sie waren wie Feuer und Wasser, ein schwarzer und ein blonder Engel. Das Haar mischte sich, Stevens langes schwarzes und Lucas blonde wilde Locken. Ohne es zu merken, streichelte sie beiden über die Wangen. Luca griff nach ihrer Hand und schmiegte sich an sie, ohne die Augen zu öffnen. Ein seliges Lächeln umspielte seine Lippen.
Indes fuhr Steven erschrocken zusammen, schnellte hoch, sah sie verwirrt an und brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, wo er war. Skepsis breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sie von oben bis unten ansah.
„Dieser Bademantel ist scheußlich.“
Alle drei lachten.
„Scheiße!“ Steven wischte sich mit den Händen übers Gesicht. „Wie spät ist es?“
„Kurz vor neun.“
Im nächsten Moment sprang er vom Sofa. „Mist! Ich muss in den Laden. Ich bekomme heute Stoffe aus Italien geliefert. Verdammter Mist!“
„Im Spiegelschrank über dem Waschbecken sind Zahnbürsten, Handtücher liegen im Regal.“
Entgeistert starrte er Faith an. Dann kam Leben in ihn, und er verschwand im Bad.
Luca zog sie zu sich aufs Sofa und kuschelte sich an ihren Rücken.
„Guten Morgen, mein Schatz.“
„Morgen“, schnurrte sie, die Umarmung und Wärme genießend.
„In einem gebe ich Steven recht: Der Bademantel ist scheußlich.“
„Er ist von Ben.“
„Wie das?“
„In der Nacht, als ich versuchte, mir das Leben zu nehmen, verlor ich eine Menge Blut und konnte nicht aufhören zu zittern. Da gab er mir den Bademantel. Das alte Ding vermittelt mir Sicherheit.“
Luca zog sie fester an sich und küsste ihren Hals. „Sobald Steven weg ist, werde ich dich zärtlich und langsam lieben, mein Engel.“
„Nachdem du geduscht hast“, wandte sie lachend ein.
„Vielleicht werde ich dich unter der Dusche lieben.“
Seine Lippen ließen Gänsehaut über ihren Rücken laufen. Faith schnurrte wohlig.
„Ich sollte für Steven Kaffee kochen, aber ich habe keine Lust, aufzustehen.“
„Er braucht keinen Kaffee. Ich brauche dich mehr.“
Schmunzelnd fragte sie: „Wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Steven suchte eine Wohnung. Bei der Besichtigung sind wir übereinander hergefallen. Seine Dominanz hatte mich total überrumpelt. Etwas Derartiges war mir noch nie passiert – sonst ist das mein Part. Diese Stärke und Willenskraft sieht man ihm nicht an. Ich genoss es sehr, mich ihm hinzugeben. So wurden wir Freunde.“
„Wie lange wart ihr zusammen?“
„Wir waren nicht zusammen, Faith. Steven wusste, dass ich Frauen bevorzuge.“
„Und wie lange kennt ihr euch?“, hakte sie nach.
„Acht Jahre.“
Wow! Eine lange Zeit für jemanden, der behauptete, dass ihm dieser Partner nicht wichtig war. „Und du hast in dieser Zeit ausschließlich mit ihm geschlafen?“
„Grüble nicht so viel, Schatz. Ich bin froh, meinen Freund wiederzuhaben. Alles andere wird die Zeit ergeben. Im Moment kann ich nur daran denken, dass er endlich verschwindet, um dich haltlos zu lieben.“
Luca drehte sie zu sich und nahm ihren Mund in Besitz. Gierig und verlangend drang er mit der Zunge vor, eroberte sie, liebte sie, begehrte sie. Faith versank in der Wildheit und drängte sich an seinen Körper, an den harten, prallen Schaft, der gegen ihren Venushügel drückte. Lucas Hände waren bereits unter dem Bademantel und kneteten begierig ihre Brüste. Es fühlte sich wunderbar an zu wissen, dass er zu ihr gehörte.
Ein Räuspern ließ Faith zusammenfahren.
„Ich würde euch gern zuschauen, aber ich muss los. Bis dann, ihr zwei.“
Auch in Stevens Augen stand Verlangen, doch das galt nicht ihr. Unverwandt starrte er Luca an, dessen Lippen, das Gesicht, die Hände, die schützend auf Faiths Busen lagen.
„Geh schon mal duschen. Ich komm gleich nach“, flüsterte sie ihm zu und schloss den Bademantel. Schüchtern brachte sie Steven zur Tür.
„Danke“, sagte sie leise.
„Wofür?“
„Dass du ihn nicht verführt hast.“
„Danke mir nicht, Faith. Gott weiß, ich habe es versucht. Er ist dir mit Haut und Haar verfallen. Meinen Freund habe ich zurückgewonnen, die Nächte werden einsam bleiben.“
„Das tut mir leid.“
Sanft streichelte er ihre Wange. Faith konnte mit Mühe den Impuls verdrängen, zurückzuweichen.
„Es tut dir nicht leid, und das ist okay. In all den Jahren, die ich Luca kenne, war er nie so glücklich, und du hattest recht: Ich habe ihn
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