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Stille mein Sehnen

Stille mein Sehnen

Titel: Stille mein Sehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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befohlen wurde.“
    „Da hast du nicht Unrecht. Dieses Schwein hat keine Grenze akzeptiert. Du glaubst nicht, was sie mir alles erzählt hat. Er hat sie gequält, vergewaltigen lassen, ihre Psyche gefährdet.“ Luca seufzte.
    Steven rutschte näher und legte einen Arm um seine gebeugten Schultern. Zärtlich streichelte ihm der Freund über die Wange, und dann ging alles ganz schnell. Er wandte den Kopf, sah Steven zweifelnd an, und dieser presste die Lippen auf seinen Mund. Der Kuss war hart, gierig, besitzergreifend und unglaublich süß, jedoch nicht erfüllend.
    „Ist nicht wie mit ihr?“, wollte Steven wissen.
    „Nicht annähernd“, lachte Luca und brachte mehr Abstand zwischen sie.
    „Was hältst du von einem gemeinsamen Frühstück am Mittwoch?“, fragte Steven in das anschließende Schweigen.
    „Mittwoch klingt gut. Faith muss mittags zu Cunningham.“
    „In diese Klinik?“
    „Prof. Cunningham ist ein Freund. Letzte Woche ging sie zu ihm und bat ihn um Hilfe. Sie schafft es nicht, das alles allein zu verarbeiten. Da ist bestimmt noch viel, was sie mir nicht erzählt hat. Ich bin froh, dass sie sich Hilfe sucht.“
    Stevens Seufzen klang genervt. „Ist dir bewusst, dass du nur von ihr sprichst? Was ist mit dir? Wie ist es dir in den letzten anderthalb Jahren ergangen?“
    „Mir? Ich war tot. Jeden Tag bin ich zur Arbeit und zu Grace gegangen. Als die Aussetzer schlimmer wurden, zog ich zu ihr, habe sie gewaschen, gefüttert, gebadet, sie im Arm gehalten und gebetet, dass sie zurückkommt. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr allein lassen. Ich verkaufte die Firma, stellte eine Therapeutin für Graces Praxis ein und übernahm die Pflege. Bei all dem empfand ich eine dumpfe Leere. Dann musste ich einsehen, dass ich es nicht mehr schaffe.“
    „Warum hast du sie nicht gleich in die Klinik gebracht?“
    „Weil ich sie sehen wollte. Sie war der einzige Mensch, der mir geblieben war.“
    „Und Aidan?“
    „Den habe ich bestohlen.“
    „Was?“
    „Ich brauchte Unsummen. Das Pflegeheim kostete zehntausend im Monat, die Praxis lief kurzzeitig schleppend, und ich brauchte neue Sportgeräte. Das Geld aus den Verkäufen der Firma und des Hauses war so schnell ausgegeben, das konnte ich kaum glauben. Irgendwie hatte ich den Halt verloren und fühlte mich wie ein Versager. Nichts war mir geblieben. Stundenlang ging ich joggen oder war beim Boxtraining. Nichts half. Ich bekam den Kopf nicht frei.“
    Wieder legte Steven den Arm um seine Schultern. „Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war.“
    Luca sah seinen Freund an und streichelte die Narbe auf dessen Wange. „Dir muss nichts leidtun. Ich war ein Arschloch.“
    Für Sekunden hielten sich ihre Blicke fest, und diesmal war es Steven, der von ihm abrückte.
    „Und dann kam Faith?“
    „Ja. Sie hatte etwas an sich, was mich tief berührte, schon als ich sie das erste Mal sah. Aidan drehte mir an diesem Tag den Geldhahn zu. Ich kam nicht mehr an die Clubkonten ran. Darüber war ich derart wütend – wäre Faith nicht im Lager gewesen, hätte ich es in Schutt und Asche gelegt. Wie der letzte Dreck unter ihren Nägeln fühlte ich mich, und dennoch funkelten ihre Augen interessiert, wenn sie mich ansah. Mir schlug das Herz höher, und ihr ging es genauso. An dem Tag, als ich Grace in die Klinik brachte, kam sie zu mir. Ich dachte, ich sterbe, Steven. Es tat unendlich weh, Grace auch verloren zu haben, und plötzlich steht diese unglaubliche Frau vor der Tür und nimmt mich in den Arm.“ Einen Moment starrte Luca in die Ferne, sah die Szene von damals vor sich. „Wir haben uns geliebt – sanft und zärtlich. Ich wusste nicht, wie viel Gefühl ein Mensch ertragen kann. Es war unglaublich und Faith … Sie war so überrascht, als sie einen Orgasmus bekam. Ich bin durch die Hölle gegangen, Steven, aber jetzt bin ich glücklich.“
     
    Als Faith am Morgen erwachte, war die Angst da. Luca lag nicht neben ihr. War er mit zu Steven gegangen oder hatten sie im Wohnzimmer …?
    „Nein! Ich glaube an uns. Ich glaube, und ich vertraue“, sagte sie entschieden, stand auf und zog den roten Plüschbademantel an, hüllte sich in die Sicherheit, die ihr dieses Kleidungsstück gab.
    Im Wohnzimmer bot sich ihr ein Bild, das ihr die Tränen in die Augen trieb. Die beiden Männer lagen auf dem Sofa – Kopf an Kopf und so dicht beieinander, wie es nur ging, ohne sich zu berühren. Luca trug noch die Baustellenklamotten von gestern, und Steven hatte eine Hand

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