Stille mein Sehnen
sprechen Sie von einem Club. Wo sind die anderen Räumlichkeiten, und welches Publikum erwartet mich?“
„Es ist nicht nötig, die anderen Räumlichkeiten zu kennen. Dieser Bereich hat nichts mit dem Job zu tun. Das Publikum ist extravagant und exzentrisch. Manch einer wird Ihnen bizarr erscheinen. Wir bewerten niemanden. Jeder kann sich ausleben, wie er es für richtig hält. Der Delicious Club ist ein Privatclub, und auf Privat lege ich größten Wert. Das durchaus hohe Gehalt beinhaltet Schweigegeld.“
Langsam, aber stetig kroch ihr Angst in die Knochen. „Sie wollen hoffentlich nicht sagen, dass ich in einem Puff gelandet bin?“ Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass ein Bordell nicht die Bedrohung war, die sie fürchtete.
„Nein, Ms. Evans, wir verkaufen keine Dienstleistungen. Alles, was hier geschieht, ist freiwillig, einvernehmlich und ohne Zwang. Es geht allerdings um Sex, wie Sie richtig vermuten. Der Club ist eine Spielwiese für Erwachsene. Haben Sie ein Problem damit? Ich hielt Sie für aufgeschlossener.“
Der letzte Satz klang provozierend, und natürlich sprang sie auf den Tonfall an.
„Machen Sie Ihren Kunden klar, dass ich nicht auf der Cocktailkarte stehe, und ich sehe keine Probleme.“ Verdammt! Wie war es möglich, dass er sie mit einem einzigen Satz derartig manipulierte? Sie sollte ihn lieber fragen, was sich in diesem Club abspielte, statt zu behaupten, aufgeschlossen genug zu sein, es mit allem aufnehmen zu können. Das Unbehagen wuchs, wurde zu einem Rumoren im Magen.
„Es gibt keine Karte, Ms. Evans. Die Mitglieder dieses Clubs und ihre Begleitungen bekommen alles, was sie wollen. Einzig zu diesem Zweck besteht der Club. Selbstverständlich ist den Gästen bewusst, dass das Personal nicht für die Spiele zur Verfügung steht. Es sei denn, Sie wollen es!“
Das Wort „Spiele“ leuchtete wie ein Warnsignal in ihrem Kopf. Peitschen, Fesseln, Knebel … Hör auf, Faith! Reiß dich zusammen! Das ist vergangen und vergessen. Ihr war mehr als klar, wo sie gelandet war. Faith stand auf so dünnem Eis, dass ihr die Füße kalt wurden. Reserven hatte sie nicht. Lehnte sie den Job ab, würde sie sich nicht einmal Lebensmittel leisten können, von der Miete, die am Montag fällig wurde, ganz zu schweigen. Mr. Ross war zumindest der Erste, der weder mit ihr schlafen wollte, noch verlangte, dass sie halb nackt hinter der Theke stand. Ungeduldig sah er sie an. Ihr wurde bewusst, dass er eine Antwort erwartete. Nur was?
„Sie haben sich schnell entschlossen, mir die Stelle zu geben. Wieso? Sie kennen mich nicht, wissen nicht, ob ich ins Team passe. Dennoch soll ich ab morgen die Bar übernehmen, und das, wie es scheint, ohne Patrice?“
„Ich bilde mir durchaus etwas auf meine Menschenkenntnis ein, Ms. Evans. Sie lieben diese Arbeit, wissen, was Sie hinter dem Tresen tun, sind selbstbewusst, zielstrebig und energisch. Zuverlässigkeit setze ich voraus. In New York gab es einen Vorfall, der Sie veranlasste, nach Hause zurückzukehren. Sie wollen nicht hier sein, brauchen jedoch das Geld. Patrice wird nicht degradiert, vielmehr braucht er dringend eine Auszeit und wird danach eine weitere Bar übernehmen. Momentan baue ich die zweite Etage des Clubs aus. Ich kann Ihnen einen interessanten, abwechslungsreichen und lukrativen Job anbieten. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie ihn annehmen.“
Beeindruckend! Ein Lächeln glitt ihr über das Gesicht. „Alle Achtung! Sie sehen verdammt viel, Mr. Ross. Wie lange wird Patrice Urlaub machen, sollte ich den Job annehmen?“
„Schätzungsweise drei Wochen und das so schnell wie möglich.“ Ein Schmunzeln glitt über sein Gesicht. „Patrices Enthusiasmus in allen Ehren – ich bezweifle, dass er Sie bereits morgen allein lassen wird. Seine Bar ist ihm heilig. Nichtsdestotrotz – sollten Sie heute noch Zeit haben, ist es bestimmt von Vorteil zu bleiben, sich die Gäste anzusehen und einen Überblick zu verschaffen.“
Trotz der nicht unerheblichen Zweifel, der Situation gewachsen zu sein, spürte Faith Erleichterung in sich. Mr. Ross’ Angebot war mehr als fair. Zumindest die Geldsorgen hätte sie vorerst vom Hals. Sie gab sich einen Ruck.
„Nach diesen drei Wochen werden Sie meine endgültige Antwort erhalten und wir sprechen über einen Vertrag. Bis dahin können Sie sich auf mich verlassen.“
Sie standen sich gegenüber und reichten sich die Hände.
„Haben wir einen Deal, Faith?“
„Ja, haben wir, Aidan!“
Kapitel 2
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