Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
gefühlt habe, als du sagtest: ‚Ich muss jetzt los, aber ich rufe dich später an. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut‘?“
„Ich wollte dich nur beruhigen … ich …“ Sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte plötzlich seltsam blass.
„Nein. Du wolltest in erster Linie dich selbst beruhigen. Damit du ohne schlechtes Gewissen deine Geschäftsreise fortsetzen konntest. Erzähl mir also nichts von Liebe. Ich und das Baby waren nur zweitrangig für dich.“ Die Worte sprudelten jetzt nur so aus Laurel heraus. „Dabei hättest du kein Hellseher sein müssen, um zu erahnen, wie schlecht es mir ging. Hatte ich dich je zuvor um Hilfe gebeten? Hatte ich dich je zuvor bei der Arbeit angerufen? Als ich dich das zweite Mal anrief – du aber nicht erreichbar warst –, war ich einen Moment lang vor Panik wie gelähmt. Ich musste mich tatsächlich erst einmal darauf besinnen, dass es eine Zeit gab, in der ich keinen Macho-Beschützer brauchte, um meine Probleme zu lösen. Und dann bin ich eben allein ins Krankenhaus gefahren.“ Laurel betonte das Wort allein, aber es war das Wort Krankenhaus, das Cristiano offensichtlich unvorbereitet traf. Sie konnte sehen, wie seine breiten Schultern sich merklich anspannten. Nackt, wie er dastand, hätte er eigentlich verwundbar wirken müssen. Aber selbst in diesem heiklen Moment schien es, als sei er Herr der Situation.
„Ich wusste nicht, dass du ins Krankenhaus musstest“, sagte er halb vorwurfsvoll, halb verwundert. „Du hättest es mir sagen sollen.“
„Wann denn bitte?“, schnappte Laurel ärgerlich zurück. „Ich habe es versucht . Aber du hattest dein Handy ja wohlweislich ausgeschaltet, um nicht erneut von deiner hysterischen Ehefrau gestört zu werden. Und als du dann endlich eine Lücke für mich in deinem Terminplan fandest, hatte ich das Problem ja schon allein bewältigt.“
„Das ist aber lange noch kein Grund, dann einfach ohne Erklärung wegzurennen und unsere Ehe einseitig zu beenden“, erwiderte Cristiano barsch. „Für mich ist das ein kindisches Verhalten.“
„Kindisch?“ Laurel blieb vor Empörung fast die Luft weg. Sie atmete ein paar Mal ein und aus. „Himmel, ich weiß nicht, warum ich meine Zeit mit diesem Gespräch verschwende. Du wirfst mir immer vor, dass ich nicht richtig mit dir rede. Aber das wirkliche Problem ist, dass du nicht richtig zuhörst .“ Sie kramte das Handy aus ihrer Tasche, tippte wütend eine Nummer ein und bestellte in stockendem Italienisch ein Taxi.
Cristiano funkelte sie bedrohlich an. „Du wirst nicht gehen, bis wir das Gespräch nicht zu Ende geführt haben.“
„Das werden wir ja sehen.“
„ Basta! Treib es nicht auf die Spitze.“ Sein aufgebrachtes Gesicht war weiß wie sizilianischer Marmor. Er stellte sich ihr mit seinem imposanten Körper in den Weg. „Denkst du etwa, dass mich die Fehlgeburt nicht mitgenommen hat? Natürlich muss es für dich als Frau tausendmal schlimmer gewesen sein – aber trotzdem ist es nicht das Ende der Welt. Auch meine Mutter hat zwei Babys verloren, bevor sie drei gesunde Kinder bekommen hat. Warum versuchen wir nicht, uns zusammenzuraufen und unsere Ehe zu retten? Das Leben geht weiter, und wir können immer noch Kinder bekommen!“
Laurel blickte ihn wie versteinert an. „Wir werden keine Kinder bekommen, Cristiano“, erwiderte sie schließlich mit tonloser Stimme.
„Du bist damals gleich bei unserem ersten ungeschützten Sex schwanger geworden. Und nach der heutigen Nacht – wer weiß, vielleicht bist du es wieder.“ Sein unerschütterliches Selbstvertrauen in seine Zeugungskraft steigerte ihre Anspannung nur noch mehr.
Laurel spürte das Blut in ihren Schläfen pochen. „Ich bin ganz sicher nicht schwanger“, presste sie mühsam hervor.
„Eine Fehlgeburt bedeutet doch nicht, dass …“
„Ich hatte nicht bloß eine Fehlgeburt.“
Cristiano zog fragend die Augenbrauen hoch. „Aber …“
„Ich hatte eine Eileiterschwangerschaft.“ Allein das Wort auszusprechen, kostete sie eine unglaubliche Überwindung. Unbewusst presste sie ihre Hand auf den Bauch, als würde sie den Schrecken von damals noch einmal erleben. „Und wenn ich nicht meinem Instinkt gefolgt und ins Krankenhaus gefahren wäre, hätte es für mich lebensbedrohlich enden können. Glücklicherweise hat man mich fünfzehn Minuten nach meiner Einweisung operiert. Ich verdanke der Geistesgegenwärtigkeit des diensthabenden Arztes mein Leben.“
Die darauf folgende Stille im Raum war
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