Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Uhr findet eine Pressekonferenz zur Klärung der Fälle statt. Da werden wir uns ja wohl wiedersehen.«
»Könnten Sie die nicht auf morgen verschieben?«, fragte Riesle.
Müller lächelte ironisch. »Damit Sie in der morgigen Ausgabe exklusiv über die Aufklärung der Morde berichten? Nein! Außerdem ist morgen Silvester, und …«
Plötzlich ertönte die »Kleine Nachtmusik«. Hubertus wurde rot, griff rasch zum Handy und sah auf dem Display, dass es Elke war. Schon wieder?
»Ja?«, sagte er leise und ging vor die Tür.
»Hubertus, mir ist etwas Wichtiges eingefallen«, sagte Elke. »Wir haben neulich nachts bei mir doch auch über den Mord an diesem Dold gesprochen. Das sind Zwillinge. Meine Schwester war nämlich mit denen in einer Klasse – die waren beide auf der Realschule. Vielleicht solltet ihr mal den Zwillingsbruder befragen!«
»Ja«, sagte Hubertus matt. »Danke, Elke.«
19. NEUJAHRSKONZERT
Schwungvollen Schrittes und mit wehendem Haar bestieg der Mann im eleganten Frack das Podium. Noch bevor er sich verbeugte, klatschte das Publikum des bis zum Bersten gefüllten Franziskaner-Konzerthauses Beifall.
Der Dirigent hob den Taktstock, das Publikum verstummte binnen Sekunden, und die Musiker des doppelstädtischen Sinfonieorchesters legten los mit einem Wiener Walzer, einem Auszug aus der »Fledermaus« von Johann Strauss.
Für viele war das Neujahrskonzert eine liebe Gewohnheit.
Der zum Konzerthaus umgebaute Kirchenraum des ehemaligen Franziskanerklosters hatte eine großartige Akustik. Beinahe tausend Musikfreunde fanden hier Platz. Ein Anzug war quasi Pflicht – man startete elegant ins neue Jahr.
In der Pause füllte sich das Café im Museumsfoyer, die Schlangen an den Sektständen wurden länger. Dort standen auch Hubertus Hummel, Klaus Riesle und Edelbert Burgbacher in Begleitung dreier Damen. Hubertus unterhielt sich angeregt mit Klaus und dessen Freundin Kerstin, hielt aber gleichzeitig Händchen – mit Elke!
Nur seiner Frau zuliebe hatte es Hubertus geschafft, sich rechtzeitig vom Fernseher aufzuraffen, wo das Neujahrsskispringen aus Garmisch-Partenkirchen übertragen wurde.
Burgbacher war streng genommen ohne weibliche Begleitung, erzählte aber gerade Hubertus’ Tochter Martina ausdrucksstark von seiner mehrtägigen Befürchtung, sein Leben lang für einen Mord, den er nicht begangen hatte, eingesperrt zu werden.
»Es hätte nicht viel gefehlt, und es hätte keine Burgbacher-Inszenierungen mehr im Zähringer-Theater gegeben«, rief er pathetisch.
»Das ist die Ungnade der frühen Geburt«, sagte Riesle gerade, der bei einem anderen Thema war. »Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, hätte ich die Zwillingsbrüder Dold wahrscheinlich gekannt, und wir hätten uns einigen Stress ersparen können. Aber so waren die halt nicht einmal annähernd in meiner Klassenstufe. Und dieser Kommissar Müller konnte den Fall klären. Die Runde geht an ihn. Und wie er seinen Triumph ausgekostet hat. Selbst dem Winterhalter war das zu viel …«
»Mir ist das schon unangenehm, dass der nette Herr Prokopp verdächtigt wurde«, wandte sich Kerstin an ihn.
Riesle winkte ab. Er hatte noch auf dem Polizeirevier mit Prokopp gesprochen, sich entschuldigt und sich von ihm versichern lassen, dass der Prokurist sich nicht beim Kurier über ihn wegen seines Auftrittes bei der Uvax beschweren würde.
»Übrigens«, mischte sich Hummel ein, »wer hatte denn tatsächlich recht? Der Mörder sah doch genau so aus, wie ich ihn damals auf dem Polizeirevier beschrieben habe, oder?«
»Ach was!«, ertönte die laute Stimme Burgbachers, der das gehört hatte. Er machte Anstalten, die Diskussion aus der Nacht des Zugmordes wieder aufzunehmen, wurde jedoch von Klaus unterbrochen: »Wo warst du denn jetzt eigentlich am Abend des zweiten Mordes?«, wollte er von Burgbacher wissen.
»Das geht dich nichts an. Nichts!«, rief dieser.
»Bitte, Edelbert!«, sagte Kerstin und schaute kokett zu ihm hinüber.
»Edelbertchen«, fiel jetzt auch Elke ein, doch vergeblich.
»Ja, so was, de Herr Regisseur!«, unterbrach sie eine kreischende Stimme, die zu einer älteren, ziemlich überdrehten Dame gehörte. Sie mochte fünfundsechzig sein, trug ein längeres schwarzes Kleid und war stark geschminkt. »Ich möcht Ihne noch emol danke.«
Sie küsste den unangenehm berührten Burgbacher auf die Wangen.
»Wofür denn?«, fragte Hummel misstrauisch.
»Des isch en tolle Ma’. De Herr Impresario hät doch d’ Regie bi iserem
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