Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Sarkasmus an.
Müller ignorierte ihn. »Unsere Sokos hatten das Ziel, die Morde noch vor dem Jahreswechsel zu klären. Das ist uns gelungen. Wir haben nicht nur die Morde aufgeklärt, sondern auch den Mörder gefasst.« Er griff zum Telefonhörer.
»Hauptmeister Becherer, bitte.«
Hubertus kapierte überhaupt nichts mehr. Er rekapitulierte alle verdächtigen Personen. Nur einer blieb noch übrig: Moosmann!
Der Sohn von Frau Moosmann aus Tennenbronn musste der Täter sein – mit welchem Motiv auch immer.
War er nicht, wie er gleich darauf erkannte, denn Becherer trat mit einem anderen Mann durch die Tür, der mit Handschellen gefesselt war und einen Kopfverband trug. Ein Mann, der Hubertus und Klaus fast zu Tode erschreckte.
Dold!
Hubertus hatte sich offenbar am gestrigen Abend nicht getäuscht. Groß, massige Gestalt, überaus spitze Nase. Dold!
Unter der Edelmann-Delegation machte sich ebenfalls Unruhe breit.
Müller ging auf den Mann zu: »Das ist Herr Dold! Nein, Herr Dr. Limberger, nicht Ihr Mitarbeiter. Das ist Helmut Dold, der Zwillingsbruder des zweiten Opfers.«
Hubertus rang nach Luft.
»Wir verdanken diese Erkenntnis Herrn Dr. Benzing und Frau Schlenker, die in ihrer Firma recherchiert haben, wer unter den aktuellen und entlassenen Mitarbeitern auffällig war. Helmut Dold war lange Jahre Bierbrauer bei der Bären-Brauerei – wie übrigens bereits Vater und Großvater Dold. Im Gegensatz zu diesen verfiel er allerdings dem Alkohol, wurde immer unzuverlässiger und schließlich zum Lagerarbeiter degradiert. Das hat Herr Dr. Benzing den Akten entnommen, und so kamen wir Herrn Dold auf die Spur. Bei seinem Verhör vergangene Nacht hat Dold gestanden, dass er am Tag vor dem ersten Mord abends von Dr. Schlenker in der Brauerei überrascht wurde. Dold hatte versucht, eine Kasse aufzubrechen. Was dann folgen würde, war ihm klar: Dr. Schlenker würde ihn entlassen und ihn anzeigen – und das sagte Schlenker ihm wohl auch.«
Müller betrachtete nachdenklich das Foto des Landesvaters über seinem Schreibtisch.
»Zur ersten Tat«, fuhr er fort. »Helmut Dold war der Meinung, er müsse wegen seiner drohenden Entlassung handeln. Außerdem hoffte er, dass sich mit dem Aufkauf der Bären-Brauerei durch Edelmann auch für ihn neue Chancen ergeben würden – eventuell mithilfe seines Bruders. Und diesem Aufkauf stand Dr. Schlenker ja bekanntlich im Weg. Er lauerte ihm also tags darauf am Offenburger Bahnhof auf, weil er wegen des Gewinnspiels beim Brauereifest wusste, dass Schlenker an diesem Tag mit dem Zug aus Frankfurt kommen würde. Dold stieg ebenfalls in die Schwarzwaldbahn ein und wartete in der Nähe von Schlenkers Abteil auf dem Gang, bis sich eine passende Gelegenheit bot. Er kalkulierte wohl, dass Schlenker irgendwann entweder zur Toilette müsste oder mit seinem Handy draußen ein Telefongespräch führen würde.«
Nun ergriff Winterhalter das Wort: »Nachdem er Dr. Schlenker ermordet hät und de Herr Riesle die Notbremse ’zoge hät, isch er beim Kirnacher Bahnhöfle aus ’em Zug g’sprunge und z’rück nach Villinge g’laufe.«
»Und der zweite Mord?«, fragte Klaus.
»Warten Sie ab, Herr Riesle«, sagte Müller schnell, der über die Einmischung seines Kollegen nicht glücklich zu sein schien. »Dr. Limbergers Sekretär Rüdiger Dold war spätestens nach der Begegnung mit Herrn Hummel beim Skispringen klar, dass der Täter ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Ergo: Es musste sein Bruder sein, sein Zwillingsbruder. Herr Dold deckte seinen Bruder zunächst und versuchte, sich mit ihm zu treffen. Er wollte ihn davon überzeugen, sich der Polizei zu stellen. Wahrscheinlich fürchtete er auch, dass bei Veröffentlichung des Phantombildes für ihn selbst und die Edelmann-Brauerei Probleme entstehen könnten.«
Kriminalhauptkommissar Müller wandte sich nun an Helmut Dold: »Sie haben sich mit Ihrem Bruder am Lehrerparkplatz Ihrer ehemaligen Schule getroffen, um alles zu bereden. Irgendwann jedoch tauchte der Hausmeister auf, Herr Kaiser. Sie zogen sich in die offen stehende Benediktinerkirche zurück. Auf der Empore konnten Sie ungestört reden.«
Er ging einen Schritt auf den unrasierten, zerzaust wirkenden Mann zu. »Und dann haben Sie Ihren eigenen Zwillingsbruder ermordet!«
»Ich habe ihn nicht ermordet! Er war immer der Fleißige, der Korrekte, der, auf den Vater stolz war. Immer! Jahrelang hat er auf mich herabgeschaut. Und dann trifft er sich mit mir – an einem neutralen Ort, damit
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