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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Erkennungsdienst vor einem Computer im Kommissariat. Doch Kommissar Born, ein freundlicher, geduldiger Mittfünfziger mit Schnauzbart, konnte selbst mit den feinsten technischen Finessen kein Phantombild erstellen, das den Vorstellungen Hummels, Riesles und Burgbachers zugleich entsprochen hätte.
    »Nein! Die Nase war viel größer und noch spitzer«, intervenierte Hubertus.
    »Du übertreibst wieder mal. Eher waren die Backen dicker«, konterte Riesle.
    »Ach was!«, hob Edelbert an und trank erst mal den Cognac, der ihm doch tatsächlich von Müllers Sekretärin Hirschbein offeriert worden war.
    Auch sie war des Mordes wegen zu Überstunden in die Dienststelle geeilt.
    »Der Mann hatte eine Narbe. Das Licht am Kirnacher Bahnhöfle schien direkt drauf«, polterte Burgbacher.
    Die beiden anderen schnaubten und protestierten laut. Die Stimmung wurde zunehmend gereizter.
    »Mensch, Edelbert. Wir sind hier nicht in einem deiner Theaterstücke. Und außerdem säufst du zu viel. Das benebelt den Verstand«, foppte ihn Klaus.
    Hummel schaltete sich wieder ein: »Herr Müller, ich habe den Mann am längsten gesehen – zuerst im Zug und dann, als er weglief. Hören Sie einfach auf mich.«
    »So kommen wir doch nicht weiter«, ging der Kommissar dazwischen und strich sich mit beiden Händen durch den sorgsam gekämmten Mittelscheitel.
    »Auf ä paar Grundzüge sollte sich die Herre scho einige«, kam ihm nun Kollege Winterhalter zu Hilfe.
    Doch alles Nachbohren half nichts. Jeder der drei Zeugen wollte den Täter besser gesehen haben.
    Schließlich setzte Müller den Diskussionen ein Ende: »Lassen Sie es uns morgen noch mal probieren. In den Zeitungen wird das Bild ohnehin erst am Montag erscheinen können. Eine grobe Beschreibung haben wir ja.«
    »Gegebenefalls werde mer halt getrennte Phantombilder nach Ihre Beschreibunge mache und versuche, sie anzugleiche«, versuchte Winterhalter etwas Hoffnung zu verbreiten. Dann begleitete er die drei Zeugen durch einen langen Gang und das steril wirkende Treppenhaus bis zum Ausgang der Polizeidirektion.
    Hummel, Riesle und Burgbacher machten sich auf den Weg zu dem Sexkino, vor dem Klaus seinen Kadett geparkt hatte. Während die anderen sich über die Facebook-Werbung einer leicht bekleideten Blondine im Schaukasten des Etablissements (»Süßer – du musst mein Freund werden!«) amüsierten, fluchte Klaus leise vor sich hin. Ein Strafzettel wegen Parkens im Halteverbot – um diese Uhrzeit! Da versuchte man der Polizei zu helfen, und das war der Dank.
    Andererseits: Auf ein Knöllchen mehr oder weniger kam es beim passionierten Raser Klaus auch nicht mehr an.

4. ZIIIEH!
    Hubertus’ Wecker klingelte um sieben Uhr fünfundfünfzig. Eigentlich war das gar nicht nötig gewesen, denn schon einige Minuten zuvor war Martina in sein Zimmer geplatzt. »Los, Papi! Ich will ’nen guten Platz!« und »Ziiieh, Severin!«, hatte sie gerufen.
    Hubertus stöhnte. Nach nur knapp fünf Stunden Schlaf und der Aufregung des Vorabends waren ihm momentan alle Freunds, Schlierenzauers und Morgensterns dieser Welt egal. Aber nun gut: Versprochen war versprochen.
    Und es war ihm schon wesentlich lieber, seine siebzehnjährige Tochter schwärmte für einen der Skispringer als für einen Mörder – wie vor einem knappen Jahr … Außerdem war für Hubertus als zumindest passivem Sportfan das Weltcup-Skispringen in Titisee-Neustadt durchaus ein verlockendes Ereignis, genau wie für seinen Kumpel Klaus, der sie begleiten würde.
    Es hatte die ganze Nacht hindurch weiter geschneit. Die Straßen der Villinger Südstadt waren von der weißen Pracht überzogen. Hubertus genoss den Blick durch das Küchenfenster in seinen Vorgarten.
    Komisch, dass Martina noch nichts von dem Mord wusste. Normalerweise blätterte sie zu Hubertus’ Ärger immer vor ihm den Schwarzwälder Kurier durch, um ihm dann die Neuigkeiten beim Frühstück brühwarm weiterzugeben.
    Oder hatte es Klaus am Vorabend doch nicht geschafft, eine Meldung abzusetzen?
    Weit gefehlt, die Zeitung lag noch im Briefkasten. Und kurz darauf erfuhr Hubertus auch den Grund. Martina kam nämlich mit einem frisch gebastelten und bemalten Plakat in die Küche.
    »SEVERIN – ICH WILL EIN KIND VON DIR!«, war darauf in riesigen Lettern zu lesen.
    »Sag mal, hast du noch alle Tassen im Schrank?«, schimpfte Hubertus. »Willst du das wirklich mitnehmen?«
    »Ja, klar«, strahlte Martina. »Marion hat auch so eines.«
    »Marion, Marion«, entgegnete Hummel.

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