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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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r des Portemonnaies zu untersuchen.
»Kreditkarten. Ja, warum nicht? Führerschein - nein, gleich
zwei: Catherine Dornan und Dr. Thomas Dornan. Wer ist Dr.
Thomas Dornan, Kleiner?«
»Mein Dad. Er ist im Krankenhaus.« Brian schaute zu, als das
tiefe Fach in der Brieftasche die Medaille freigab.
    Jimmy Siddons kramte es heraus, hielt es an der Kette hoch,
lachte dann ungläubig los. »Sankt Christophorus! Ich bin zwar
schon seit Jahren nicht mehr in einer Kirche gewesen, aber sogar
ich weiß, daß sie ihn schon vor langer Zeit rausgeschmissen
haben. Und wenn ich an die ganzen Geschichten denke, die uns
Grandma immer darüber erzählt hat, wie er das Christkind auf
seinen Schultern über den Strom oder den Fluß oder was auch
immer getragen hat! Weißt du noch, Cally?« Verächtlich ließ er
die Medaille auf den Boden fallen.
    Brian stürzte sich darauf, um sie aufzuheben. Er
umklammerte sie mit einer Hand und hängte sie sich um den
Hals. »Mein Grandpa hat sie den ganzen Krieg hindurch
getragen und ist heil wieder nach Hause gekommen. Sie wird
meinem Dad helfen, daß er wieder gesund wird. Ich mach mir
nichts aus dem Portemonnaie. Das können Sie haben. Dies hier
wollte ich wirklich haben. Ich geh jetzt wieder nach Hause.« Er
drehte sich um und rannte auf die Tür zu. Er hatte bereits den
Griff herumgedreht und die Tür aufgezogen, bevor Siddons ihn
einholte, ihm eine Hand auf den Mund klappte und ihn in die
Wohnung zurückriß.
    »Du und Sankt Christophorus bleibt schön brav hier bei mir,
Kumpel«, sagte er, während er ihn grob auf den Boden stieß.
Brian rang nach Luft, als seine Stirn auf dem gerissenen
Linoleum aufschlug. Er setzte sich langsam auf und rieb sich
den Kopf. Es kam ihm so vor, als drehe sich alles um ihn herum,
aber er konnte hören, wie die Frau, der er gefolgt war, auf den
Mann einredete. »Jimmy, tu ihm nichts! Bitte. Laß uns in Ruhe.
Nimm das Geld und geh. Aber verschwinde jetzt von hier.«
    Brian schlang die Arme um seine Beine und bemühte sich,
nicht zu weinen. Er hätte der Lady nicht nachgehen sollen. Jetzt
war ihm das klar. Er hätte laut brüllen sollen, anstatt hinter ihr
herzurennen, damit jemand sie vielleicht zurückhielt. Dieser
Mann war böse. Dieser Mann würde ihn nicht heimgehen lassen.
Und keiner wußte, wo er war. Keiner wußte, wo man überhaupt
nach ihm suchen sollte.
    Er spürte, wie die Medaille gegen seine Brust baumelte, und
umschloß sie mit einer Faust. Bitte, bring mich zu meiner Mom
zurück, betete er im stillen, damit ich dich Dad bringen kann.
    Er blickte nicht auf, um zuzusehen, wie Jimmy Siddons ihn
musterte. Er wußte nicht, daß Jimmy wie verrückt nachdachte,
um die Situation richtig einzuschätzen. Dieser Knirps ist also
hinter Cally hergelaufen, als sie das Portemonnaie an sich nahm,
dachte Siddons. Ist irgendwer hinter ihm hergelaufen? Nein.
Denn sonst wäre derjenige inzwischen längst hier. »Wo hast du
das Portemonnaie gefunden?« fragte er seine Schwester.
    »Auf der Fifth Avenue. Gegenüber vom Rockefeller Center.«
Cally war jetzt außer sich vor Entsetzen. Jimmy würde vor
nichts zurückschrecken, um sein Entkommen zu gewährleisten.
Nicht davor, sie umzubringen. Nicht davor, das Kind
umzubringen. »Es muß seiner Mutter runtergefallen sein. Ich
hab es vom Bürgersteig aufgehoben. Da hat er mich
wahrscheinlich gesehen.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Jimmy blickte auf das Telefon auf dem
Tisch bei dem Sofa. Dann griff er grinsend nach dem
Mobiltelefon, das er aus dem Handschuhfach des gestohlenen
Wagens geholt hatte. Er zog auch eine Pistole hervor und
richtete sie auf Cally. »Die Cops haben vielleicht dein Telefon
angezapft.« Er zeigte auf den Tisch neben dem Sofa. »Geh da
rüber. Ich wähl jetzt deine Nummer und erzähl dir, daß ich mich
stelle und will, daß du diesen Pflichtverteidiger anrufst, der für
mich zuständig ist. Du brauchst bloß schön nett und nervös zu
tun, genauso, wie du gerade bist. Mach einen Schnitzer, und du
und dieser Kleine seid tot.«
    Er schaute zu Brian hinunter. »Einen einzigen Piepser von dir,
und… « Er führte die Drohung nicht genauer aus.
Brian nickte zum Zeichen, daß er begriffen hatte. Er hatte zu
viel Angst, als daß er auch nur hätte versprechen können, ruhig
zu bleiben.
»Cally, hast du das alles kapiert?«
Cally nickte. Wie blöde ich nur war, dachte sie. Ich war
tatsächlich so dumm, zu glauben, ich wäre ihn los. Keine
Chance. Er weiß

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