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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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würde sie ihn irgendwie retten. Diese
Medaille, dachte sie. Er hatte sich gar nichts aus dem Geld
gemacht. Er war ihr nachgelaufen, weil er daran glaubte, daß
diese Medaille seinen Vater wieder gesund machen würde.
    Cally rannte die wenigen Schritte ins Wohnzimmer zurück
und griff sich Mort Levys Visitenkarte.
Als er sich meldete, wurde sie fast wieder wankend in ihrem
Entschluß, doch seine Stimme klang dann so freundlich, als er
erklärte: »Cally, reden Sie mit mir. Haben Sie keine Angst.«
»Mr. Levy«, platzte es aus ihr heraus, »können Sie ganz
schnell rüberkommen? Ich muß einfach mit Ihnen über Jimmy
reden - und diesen kleinen Jungen, der vermißt ist.«
13
    Alles, was von dem Imbiß übriggeblieben war, den Jimmy
besorgt hatte, als sie zum Tanken angehalten hatten, waren die
leeren Coca-Cola-Dosen und die zerknüllten Tüten, in denen die
Kartoffelchips gewesen waren. Jimmy hatte seine auf den Boden
vor Brian geworfen, während Brian seine Tüte in den
Abfallbehälter aus Plastik gesteckt hatte, der unter dem
Armaturenbrett befestigt war. Er wußte nicht einmal mehr, wie
die Chips eigentlich geschmeckt hatten. Er war so hungrig, daß
er trotz seiner Angst an nichts anderes denken konnte als an
seinen Hunger.
    Er wußte, daß Jimmy wirklich wütend auf ihn war. Und schon
seit dem Zeitpunkt, als sie beinahe in den Unfall verwickelt
worden wären und Jimmy gemerkt hatte, daß er aus dem Auto
hatte springen wollen, schien der Mann ausgesprochen nervös
zu sein. Er lockerte und verkrampfte ständig seine Finger um
das Steuerrad und machte dabei ein unheimliches knackendes
Geräusch. Als er es das erstemal tat, war Brian zurückgefahren
und heftig zusammengezuckt, und Jimmy hatte ihn an der
Schulter gepackt und angeschnauzt, er solle ja der Tür nicht
mehr zu nahe kommen.
    Der Schnee fiel jetzt dichter. Vor ihnen bremste jemand. Das
Auto drehte sich im Kreis und fuhr dann weiter. Brian begriff,
daß es nur deswegen nicht in einen anderen Wagen gekracht
war, weil sich alle Fahrer auf der Straße Mühe gaben, einen
sicheren Abstand von den übrigen Autos zu halten.
    Jimmy fing aber trotzdem an zu fluche n, hintereinander weg
brummte er lauter Wörter vor sich hin, die Brian zum größten
Teil noch nie gehört hatte, nicht einmal von Skeet, dem Jungen
in seiner Klasse, der all die guten Schimpfwörter kannte.
    Das sich im Kreis drehende Auto bekräftigte Jimmys
wachsendes Unbehagen, daß doch noch jeden Moment etwas
schiefgehen konnte, so kurz er auch davor war, die
Landesgrenze hinter sich zu bringen. Es klang nicht danach, als
ob dieser Gefängniswärter, den er angeschossen hatte, es packen
würde. Wenn der Typ starb… Jimmy war es ernst damit
gewesen, als er zu Cally gesagt hatte, sie würden ihn nicht
lebend in die Finger kriegen.
    Dann versuchte Jimmy, sich zu beruhigen. Er hatte einen
Wagen, den vermutlich noch niemand vermißte. Er hatte
anständige Sachen an und Geld dabei. Wenn sie da vorhin
steckengeblieben wären, als dieser Idiot den Unfall verursachte,
dann hätte der Kleine es vielleicht geschafft, aus dem Wagen zu
springen. Und wäre dieser Trottel, der sich eben um sich selbst
gedreht hat, in den Toyota reingefahren, dann wäre ich
womöglich verletzt worden, überlegte Jimmy. Allein wär’s mir
vielleicht gelungen, mich aus der Sache rauszuwinden, aber
nicht mit diesem Knirps im Wagen. Andererseits aber wußte ja
keiner, daß er den Jungen hatte, und nie und nimmer würde ein
Cop nach einem Kerl in einem ansehnlichen Wagen Ausschau
halten, mit einem Haufen Spielsachen auf dem Rücksitz und
einem kleinen Jungen neben sich.
    Sie waren jetzt in der Nähe von Syracuse. In drei oder vier
Stunden würde er auf der anderen Seite der Grenze bei Paige
sein.
    Rechts tauchte ein McDonald’s-Schild auf. Jimmy hatte
Hunger, und das hier war eine gute Stelle, um etwas zu essen
einzufahren. Das mußte dann bis Kanada vorhalten. Er würde
einfach bei dem Drive-In-Fenster anhalten, für sie beide was
bestellen und dann schleunigst wieder auf die Straße
zurückkehren.
»Was ist dein Lieblingsessen, Kleiner?« fragte er in einem
fast freundlichen Tonfall.
    Brian hatte das McDonald’s-Schild auch entdeckt und hielt die
Luft an vor lauter Hoffnung, das habe zu bedeuten, daß sie nun
etwas zu essen bekamen. »Ein Hamburger und Pommes frites
und ‘ne Cola«, sagte er scheu.
»Wenn ich bei McDonald’s anhalte, kannst du dann so tun, als
ob du

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