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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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schläfst?«
    »Ja, ganz bestimmt.«
»Dann tu’s. Lehn dich mit geschlossenen Augen an mich.«
»Okay.« Folgsam ließ sich Brian gegen Jimmy sacken und
machte die Augen zu. Er versuchte, sich nicht anmerken zu
lassen, wieviel Angst er hatte.
     
»Dann wollen wir mal sehn, was für ein Schauspieler du
bist«, sagte Jimmy. »Und gib dir bloß Mühe!«
    Die Christophorus-Medaille war zur Seite gerutscht. Brian
legte sie sich schnell wieder so zurecht, daß er sie spüren
konnte, wie sie schwer und tröstlich auf seiner kleinen Brust lag.
    Es war zum Fürchten, diesem Kerl so nahe zu sein, nicht so,
wie wenn er bei einer Fahrt mit Dad schläfrig war und sich an
ihn kuschelte und fühlte, wie Dads Hand ihm die Schulter
tätschelte.
    Jimmy fuhr vom Highway ab. Sie mußten sich bei dem DriveIn-Fenster hinter anderen Wagen einreihen. Jimmy erstarrte, als
er einen State Trooper hinter ihnen aufschließen sah, hatte aber
keine andere Wahl, als zu bleiben, wo er war, und keine
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als sie an die Reihe kamen
und er seine Bestellung aufgab und bezahlte, warf die
Angestellte nicht mal einen Blick in den Wagen. Am
Ausgabeschalter jedoch schaute die Frau über ihre Theke
hinweg auf die Stelle, wo das Licht aus dem Raum hinter ihr auf
Brian fiel.
    »Na, er kann es sicher kaum erwarten, zu sehen, was der
Weihnachtsmann ihm für Geschenke bringt, richt ig?«
Jimmy nickte steif und versuchte, zustimmend zu lächeln,
während er die linke Hand nach der Tüte ausstreckte, in die sie
die bestellten Sachen gepackt hatte.
Sie beugte sich weit vor und spähte in den Wagen. »Du meine
Güte, trägt er da eine Christopho rus-Medaille? Mein Dad ist
nach ihm getauft und hat früher immer versucht, eine große
Sache draus zu machen, aber meine Mom macht ständig ihre
Witze drüber, daß Sankt Christophorus aus dem
Heiligenkalender gestrichen worden ist. Mein Dad sagt, wie
schade, daß meine Mom nicht Philomena getauft wurde. Das ist
auch so eine Heilige, von der der Vatikan behauptet, daß sie gar
nicht existiert hat.« Mit einem herzlichen Lachen überreichte die
junge Frau die Tüte.
Als sie wieder auf den Highway hinausfuhren, schlug Brian
die Augen auf. Er konnte die Hamburger und die Pommes frites
riechen. Er setzte sich langsam auf.
Jimmy schaute ihn an, die Augen stahlhart, das Gesicht ganz
starr. Durch kaum geöffnete Lippen befahl er: »Nimm diese
verdammte Medaille von deinem Hals.«
    Cally wollte unbedingt mit ihm über ihren Bruder und über das
vermißte Kind reden. Nachdem er versprochen hatte, sofort
vorbeizukommen, legte Mort Levy wie vor den Kopf geschlagen
den Hörer auf. Was für einen Zusammenhang konnte es um
Himmels willen zwischen Jimmy Siddons und dem kleinen
Jungen geben, der auf der Fifth Avenue verschwunden war?
Er rief bei dem Observierungswagen an. »Habt ihr diesen
Anruf mitgeschnitten?«
    »Ist die noch zu retten, Mort? Die kann doch wohl nicht von
dem Dornan-Jungen reden, oder? Sollen wir sie zum Verhör
abholen?«
    »Das ist genau das, was ihr nicht tun sollt!« explodierte Levy.
»Habt Ihr denn nicht gemerkt, daß sie jetzt schon vollkommen
verstört ist? Unternehmt ja nichts, bis ich da bin.«
    Er mußte seine Vorgesetzten von Callys Anruf in Kenntnis
setzen, an erster Stelle Jack Shore. Mort erblickte Shore, als er
gerade das Büro des Dezernatschefs verließ, und im Nu war er
von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte das Zimmer
durchquert. Er packte Shore am Arm. »Komm wieder mit rein.«
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst ‘ne Pause einlegen.« Shore
versuchte, Levys Hand abzuschütteln. »Wir haben gerade
wieder was von Logan in Detroit reinbekommen. Vor zwei
Tagen hat sich eine Frau, deren Beschreibung auf Siddons’
Freundin paßt, bei einer privaten Vermittlungsstelle eine
Mitfahrgelegenheit über die Grenze nach Windsor verschafft.
Logans Leute sind der Ansicht, daß Laronde ihrer Freundin das
mit Kalifornien und Mexiko nur erzählt hat, um ihre Spur zu
verwischen. Die Freundin ist noch mal verhört worden. Diesmal
hat sie dran gedacht zu erwähnen, daß sie angeboten hatte,
Laronde ihren Pelzmantel abzukaufen, weil die ihn in Mexiko ja
doch nicht brauchte. Laronde hat abgelehnt.«
    Ich hab diese Mexiko-Geschichte sowieso nie geglaubt,
dachte Mort Levy. Er behielt Shores Arm weiterhin im Griff,
während er die Tür zum Büro des Chefs aufstieß.
    Fünf Minuten später raste ein Streifenwagen den East Side

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